Finanzsorgen Finanzsorgen: Steht Tierpark Bad Kösen vor dem Aus?

Bad Kösen - „Wenn sich in den nächsten Monaten nichts ändert, wird unser Verein den Tierpark nicht weiter betreiben können.“ Dieser Satz des Bad Kösener Tierpark-Vereinsvorsitzenden und Stadtrates Marno Scherling (Die Linke) sorgte jüngst im Naumburger Gemeinderat für Aufsehen. Kommt es bald zur Schließung der beliebten Freizeiteinrichtung in der Kurstadt?
Diesen Teufel wollte Scherling nun auf Tageblatt/MZ-Anfrage noch nicht sofort an die Wand malen. Doch er bestätigte: „Der Zuschuss der Stadt Naumburg an den Tierparkverein als Betreiber reicht vorn und hinten nicht aus, um den Tierpark zu betreiben.“ Das sei keine plötzliche Entwicklung. Bereits kurz vor Einführung des Mindestlohnes habe man sich dessen Auswirkungen von einem Experten ausrechnen lassen. „Schon im Oktober 2014 haben wir der Stadt also gemeldet, dass wir einen höheren Zuschuss brauchen“, so Scherling.
Seitdem habe es zwar mehrere Gespräche, jedoch keine Erhöhung der jährlichen Zuwendung von 75.000 Euro gegeben. Dieser Summe sowie den Einnahmen aus dem Eintrittsgebühren stehen Fixkosten von 180.000 Euro gegenüber. Scherling: „2014 haben wir ein Minus von 5.000 Euro, 2015 eins von 12.000 Euro und letztes Jahr sogar noch ein höheres Defizit eingefahren.“ Zu Lasten gehe dies vor allem der vielerorts notwendigen Reparaturen. Diese fielen aufgrund mangelnden Geldes für Material trotz des großen Engagements einiger ehrenamtlicher Helfer flach. Doch auch beim angestellten Personal habe man bereits sparen müssen. Die Kassiererin, ein Tierpfleger und eine Halbtagskraft für die Pflege der Grünflächen mussten gehen. Das Kassieren übernimmt nun ein Tierpfleger; er muss damit ständig hin- und herrennen. „Fünf Stellen haben wir derzeit noch“, sagt Scherling. „Die Nerven liegen blank.“
Doch was passiert nun mit dem Zuschuss? Doppelt so hoch müsste er sein, so Scherling. Der Stadt wirft er eine „Hinhaltetaktik“ vor. Oberbürgermeister Bernward Küper ging im Gemeinderat mit Scherlings Nachfrage recht zurückhaltend um. Man habe als Stadt erst das Gutachten eines Wirtschaftsprüfungsunternehmens abwarten wollen. Dessen Erstellung habe sehr lange gedauert. Doch es liege nun seit einer Woche vor, wobei Küper noch nicht hineingeschaut habe, wie er im Rat meinte. Verhandlungen seien nun jedoch möglich.
Das abwartende Vorgehen der Verwaltung stieß Stadtrat Peter Kroha (Die Linke) gewaltig auf. Er befürchtet, dass es ähnlich laufen wird wie am Blütengrund, „wo wir mittlerweile keine Schifffahrt mehr haben“. Schade ist die missliche Situation vor allem für die Besucher des Bad Kösener Tierparkes. Und von denen gibt es genug. „Wir hatten 2016 über 50.000 Gäste. Die Zahlen steigen Jahr für Jahr leicht, aber stetig“, sagt Marno Scherling.