"Fässchen" in Kleinjena "Fässchen" in Kleinjena: Zurück zu alter Beliebtheit

Kleinjena - Freundlich und unterstützend sind die neuen Betreiber des Kleinjenaer „Fässchens“ von den Einheimischen aufgenommen worden. Doch zwei Fragen müssen sie fast immer zuerst beantworten: „Was haben Sie mit ihrem Vorgänger, dem Alm-Gaudi-Betreiber, zu tun? Und wo steckt der nach seinem Verschwinden jetzt?“ Die Antwort, die Matthias und Claudia Schrödl dann geben, heißt jeweils „Nichts“.
Ganzheitliches Coaching
Sie kennen weder den untergetauchten Marco Maaß (wir berichteten mehrfach) noch dessen Umfeld, müssen aber aufgrund des Vorgängers mit reichlich Skepsis von Lieferanten leben.
Dabei unterscheidet sich das heutige „Fässchen“ stark von der kurzen „Alm-Gaudi“-Phase. Statt Anhängsel des Partytempels im „Grünen Tal“ ist das „Fässchen“ nun eine eigenständige nette Adresse zum Speisen und Wohnen. Mit guter Küche, einem aufgeräumten, aber modernisierten Interieur sowie fünf großzügigen Ferienwohnungen (Frühstück ist möglich) will Familie Schrödl an die guten alten Zeiten anknüpfen, die das „Fässchen“ unter dem verstorbenen Wirt Rudi Reichenbach hatte. Dessen Frau, Petra Reichenbach, ist als Besitzerin froh, nun neue, seriöse Pächter gefunden zu haben und hilft im gastronomischen Alltag aus. Dieser läuft seit dem 31. Oktober. Montags und dienstags ist geschlossen; ansonsten geht es mittags mit der Bewirtung los.
Dann steht Inhaber Matthias Schrödl selbst hinterm Herd. Als gelernter Koch versteht der 44-Jährige sein Handwerk. Er hat in seiner Heimat Berlin sowie in Brandenburg schon diverse Lokale geführt. Hilfe bekommt er von Ehefrau Claudia, die aus Naumburg stammt, als 18-Jährige die Domstadt aber Richtung München verließ, um Schauspielerin zu werden. Eine Karriere, die sie, auch aufgrund der Geburt der gemeinsamen Tochter des Paares, nun aber ruhen lässt. Stattdessen widmet sich die 36-jährige Pferdeliebhaberin seit einigen Jahren der Fotografie und wird vor allem für Tieraufnahmen gebucht.
Auch Matthias Schrödl hat noch ein zweites Standbein. Wenn das im Unstruttal für Touristen ideal gelegene „Fässchen“ gut anläuft, will er die Küche teilweise in die Hände eines anderen Kochs geben, den er in der Hinterhand hat. Schrödl bietet nämlich, da er Psychologie und Sport studiert hat, seit einigen Jahren Coachings an. In dem ganzheitlichen Ansatz können das Massagen sein, aber auch Beratungen und Gespräche unter anderem nach einem Burnout. Die Palette ist da breit.
Zu viel Ruhe in der Priegnitz
Zuletzt, in Brandenburg, half man vor allem, Menschen zurück ins Arbeitsleben zu bringen. „Nach vielen Jahren in Berlin hatten wir die Ruhe in der Priegnitz gesucht“, so Schrödl. Dann aber wurde es ihnen zu ruhig. „Zum Kindergarten sind wir 30 Kilometer gefahren. Und um uns herum waren ja fast mehr Wölfe als Menschen“, meint er schmunzelnd. Der Wunsch, zu Freunden und Familie nahe Naumburg zu ziehen, wurde größer. Etliche Objekte schaute sich das Paar an, ehe man auf das „Fässchen“ aufmerksam wurde, das man in drei Monaten Großreinigung auf Vordermann gebracht hat und zu alter Beliebtheit zurückführen will.
Mit einem alten Relikt der „Alm-Gaudi“-Zeit müssen sich Schrödls aber noch immer herumschlagen. Trotz anwaltlicher Intervention hat das große Hotelbuchungsportal booking.com noch immer nicht die auf den ehemaligen Besitzer zugelassene Seite vom Netz genommen. Schrödls raten deshalb, Buchungen direkt beim „Fässchen“ vorzunehmen.
