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Existenzangst Existenzangst: Warum einem China-Restaurant Soforthilfen verwehrt werden

Von Matthias Voss 20.11.2020, 16:30
Die Leere im Saal des Restaurants Peking in Grana beunruhigt die Inhaberin Lucia Tran.
Die Leere im Saal des Restaurants Peking in Grana beunruhigt die Inhaberin Lucia Tran. Hartmut Krimmer

Grana - Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen bezüglich der Lockdowns machen bekanntlich vor allem den gastronomischen Einrichtungen schwer zu schaffen. Seit Anfang November dürfen diese wie im Frühjahr nicht geöffnet werden. Lediglich Liefer- und Abholdienste sind möglich.

Doch das reicht oftmals nicht zum Leben. Deswegen gibt es auch für diesen Bereich staatliche Gelder für die Überbrückung, Soforthilfen für kleinere Unternehmen. Das China-Restaurant Peking in Grana ist so eines. Aber aktuell geht dieses leer aus.

„Aktuell bieten wir wieder nur unseren Abholservice zum Mittag an"

Für die Eigentümerin Lucia Tran eine regelrechte Katastrophe. „Aktuell bieten wir wieder nur unseren Abholservice zum Mittag an. Das reicht kaum zum Leben. Von den Einnahmen müssen wir vor allem neue Ware für den Folgetag kaufen“, sagt die Unternehmerin, die mit ihrer Familie ausschließlich von dem Gewinn des Restaurants leben muss. Zum ersten Lockdown im Frühjahr gab es noch 9.000 Euro Soforthilfe.

Dieses Geld war für drei Monate gedacht, half aber bei monatlichen Betriebskosten von rund 10.000 Euro nicht mal vier Wochen. „Die Überbrückungshilfe für die Monate Juli bis August, die uns über das Sommerloch hätten helfen können, haben wir dann schon gar nicht mehr bekommen“, erklärt sie.

„Uns wurde ein nicht-wirtschaftliches Arbeiten attestiert"

Die Gründe für die Ablehnung: Trans haben im vergangenen Jahr rund 270.000 Euro per Kredit in die aufwendige Sanierung des Festsaals im Hinterhaus investiert. „Uns wurde ein nicht-wirtschaftliches Arbeiten attestiert und deswegen der Antrag abgelehnt. Aber wir haben das Geld doch nicht verprasst, sondern investiert“, ist Lucia Tran verzweifelt.

Laut dem Bundeswirtschaftsministerium, welches die Gelder zur Verfügung stellt, ist es ein Ausschlusskriterium, Gelder zu bekommen, „wenn Unternehmen, die sich bereits zum 31. Dezember 2019 in (wirtschaftlichen) Schwierigkeiten befunden haben, einen Antrag stellen“, heißt es offiziell. „Es geht darum, dass Betriebe, die bereits kurz vor der Insolvenz stehen, nicht mit solchen Geldern gerettet werden“, erklärt Michael Schmidt, Landesvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga).

„Unser Steuerberater hat sich sogar bis zum Bundeswirtschaftsministerium vorgearbeitet"

Er sieht kein Verschulden der Trans. „Wenn es dem Restaurant schlecht gehen oder es unwirtschaftlich arbeiten würde, hätte doch keine Bank einen so hohen Kredit gewährt“, sagt Schmidt. Laut EU-Richtlinien für Hilfefonds, an denen sich auch die Bundesrepublik zu halten habe, bekomme man auch Geld, wenn man so hohe Verbindlichkeiten habe, vorausgesetzt der Wirtschaftsplan und dessen Jahresergebnis sei in Ordnung.

„Ich rate hier dringend, über den Steuerberater nachzuhaken und entsprechende Unterlagen vorzulegen. Auch bezüglich der Abschreibungen“, meint der Dehoga-Landeschef. „Unser Steuerberater hat sich sogar bis zum Bundeswirtschaftsministerium vorgearbeitet. Und ich habe mit dem Wirtschaftsamtsleiter beim Burgenlandkreis gesprochen. Keine Chance“, meint Lucia Tran.

Ende des Monats geht es um die nächsten Überbrückungsgelder

So wird sie demnächst wieder mit ihrer Bank reden müssen, ob vielleicht ein neuerlicher Kredit zum Überleben möglich ist. „Wir haben alles gemacht, was nötig ist. Haben unsere Mitarbeiter geschult, Masken, Desinfektionsmittel und Absperrbänder gekauft, in Verpackungsmaterial für das Außer-Haus-Essen investiert und viel Freizeit für unzählige Hygienekonzepte, als wir noch Veranstaltungen durchführen durften, geopfert. Und jetzt das“, so die junge Frau verzweifelt. Eigentlich will sie jetzt nicht noch mehr Schulden anhäufen.

Ende des Monats geht es um die nächsten Überbrückungsgelder für den November, doch Lucia Tran sieht schwarz. „Natürlich kämpfen wir auch dafür wieder, auch wenn die Aussichten nicht rosig sein werden“, meint sie. Wichtiger aber sei es, dass die Maßnahmen zur Eindämmung wieder etwas gelockert werden.

„Wir sind für die Weihnachtszeit voll ausgebucht"

„Wir sind für die Weihnachtszeit voll ausgebucht. Wenn uns diese Einnahmen wegfallen, weiß ich langsam nicht mehr, wie es weitergehen soll“, sagt die Restaurant-Inhaberin. Eine Wiederöffnung sollte möglich sein, denn die Gastronomie habe sich nicht als Hotspot für die Infektionen herausgestellt.

Über eine endgültige Schließung des Pekings will sie nicht nachdenken. „Uns gibt es hier in Grana seit 28 Jahren, aber sowas habe ich noch nicht erlebt. Das kann und soll es nicht gewesen sein. Wir kämpfen weiter“, sagt Lucia Tran. (mz)