Erinnerung an Olympia Erinnerung an Olympia: Auf Erfolgskurs

Zeitz/Bad Kösen - Sie haben den Namen der Stadt Zeitz in die Welt hinausgetragen: Michael Trummer und Manfred Berro saßen vor 25 Jahren bei den Olympischen Spielen in Barcelona in einem Boot und starteten im Zweier-Canadier (C 2) für die erste gesamtdeutsche Mannschaft. Jetzt greifen die Sportler wieder an und wollen bei den German Masters auf ihrer Heimstrecke in Haynsburg noch einmal um Edelmetall kämpfen - dieses Mal auf nationaler Ebene. Am 7. Oktober ist der kleine Kanuverein Ausrichter für dieses große Ereignis.
„Der Kanusport hat mein gesamtes Leben geprägt“, sagt der 51-jährige Manfred Berro. Aus diesem Grund kommt er gern nach Zeitz zurück. Denn im Alter von sieben Jahren saß er zum ersten Mal im Boot, damals noch für die Betriebssportgemeinschaft (BSG) Chemie Zeitz. „Unser Bootshaus stand etwa 500 Meter höher am Mühlgraben als das heutige Domizil, doch davon ist nichts mehr erhalten“, erzählt er. Schon ein Jahr später wechselte er zu Motor Zeitz, jenem Verein, hinter dem der große Maschinenhersteller Zemag Zeitz stand. Seine ersten Paddelschläge machte er im Einer-Kajak (K 1), doch schon bald saß er im anspruchsvolleren Canadier. So paddelte Berro mit Ralf Kretschmer erfolgreich, wurde mehrfach im C 2 DDR-Meister. Doch Berros Traum platzte, als Kanuslalom nach München 1972 plötzlich nicht mehr olympisch war. „Ich hatte gerade die Aufnahmeprüfung für die Sportschule in Leipzig, doch nach dem Olympia-Aus wurde dieser Sport nicht mehr gefördert“, erzählt Berro. Als sein Kompagnon zur Armee kam, stieg er zu Michael Trummer ins Boot, und gemeinsam paddelten sie in der Junioren DDR-Nationalmannschaft. Das internationale Terrain war zunächst eng begrenzt, nur Starts in Polen und Tschechien gehörten dazu.
Vielleicht ist dem Zeitzer Doppel aus diesem Grund der erste Start in Italien so nachhaltig in Erinnerung. „Wir fuhren mit dem B 1 000 über die Alpen, schon das allein war ein Erlebnis“, erzählt Berro. Dort trafen sie im Weltcup zum ersten Mal auf die internationale Szene und hatten allein bei den Booten noch mächtigen Rückstand in punkto Material. Danach folgte die erste WM in Ljubljana und mit dem 3. Platz die Qualifizierung für die Olympischen Spiele in Barcelona. Ab 1992 war Kanuslalom wieder im olympischen Programm.
„Es war unser erstes Rennen auf einer künstlich angelegten Strecke“, sagen Berro und Trummer gleichlautend. „Es ist ein bisschen wie beim Skispringen, man muss vor dem Start die eigene Angst überwinden. Einmal im Wasser, denkt man nicht mehr daran“, sagt Berro. Drei Jahre nach der Wende paddelten sie für Deutschland auf den 9. Platz. „Uns fehlte damals einfach die internationale Wettkampferfahrung“, blickt Trummer zurück. Man muss das Wildwasser lesen können, die Tore im richtigen Winkel anfahren, die Stangen beim Durchfahren nicht berühren - kurzum Kanuslalom ist eine Kombination zwischen Kraft und Technik. „Für mich wäre nie eine andere Sportart in Frage gekommen“, sagt Berro.
Mit all diesem Wissen hatten sich die beiden Zeitzer vier Jahre später in Atlanta eine Medaille fest vorgenommen. Den unglücklichen vierten Platz verbuchten sie als Niederlage. „Wir waren so enttäuscht, dass wir nicht einmal bis zur Siegerehrung blieben“, sagt Berro. Danach zog er sich aus dem Sport zurück, gründete im Sommer 1999 in Bad Kösen ein Unternehmen und bietet bis heute Schlauchboottouren für Touristen an, auch auf der Weißen Elster - auf seiner alten Trainingsstrecke. „Ich würde meinem Verein gern etwas mehr zurückgeben, denn der Sport hat viele Jahre mein Leben geprägt. Doch durch meine Arbeit geht das derzeit leider nicht“, sagt Berro.
Michael Trummer ist dem Kanuslalom treu geblieben. Als Bundestrainer koordiniert der 49-Jährige administrative Dinge, bereitet Training und Wettkämpfe vor, begleitet die Sportler zu internationalen Höhepunkten. So kehrt er im September zum Weltcup-Finale auf die Rennstrecke nach Barcelona zurück.
