Ein Füllhorn an Eindrücken Ein Füllhorn an Eindrücken: Warum es schwer ist, alten Hof wieder herzurichten

Hassel - Schon die Einfahrt zu dem alten Hof von Renate Stöhr im Droyßiger Ortsteil Hassel ist beeindruckend. Große schwere Bäume und eine fast schüchtern wirkende Bank säumen den Weg, an dem Sandsteintor prangt unübersehbar die Plakette des Denkmalschutzes. Die hat der Hof zu Recht. Denn die vielen verschiedenen Gebäude laden zum Schauen, Staunen und Verweilen ein.
„Es ist viel Arbeit, den Hof denkmalgeschützt zu erhalten. Aber das ist keine Last für mich. Ganz im Gegenteil, ich stecke sehr viel Herzblut da rein“, erklärt die 61-Jährige.
Mehr als zweihundert Jahre ist der Hof alt
Mehr als zweihundert Jahre ist der Hof alt. Selbst die Linde zählt einhundert Jahre. Diese Historie spürt man an jeder Ecke. Ob das der alte, freistehend überdachte, Backofen ist. Oder die ehemalige Jauchegrube mit den Sandsteinsäulen. Oder natürlich der ehemalige Kuhstall. Der wurde von Stöhr und ihrem Mann Michael Hädrich so umgebaut, dass er jetzt für Veranstaltungen taugt. Erst vor wenigen Wochen gab es hier ein Barockkonzert von Johanna Steinborn mit Begleitung.
„Das ist mein Patenkind aus Bamberg. Das Konzert hat sie mir zu meinem 60. Geburtstag geschenkt“, schwärmt Stöhr noch von den Eindrücken. Rund 50 Gäste waren da, die Erlöse aus Eintritt und Verköstigung hat die Hofbesitzerin für die Sanierung der romanischen Kirche auf der anderen Straßenseite zur Verfügung gestellt. Ihr zweites Steckenpferd.
Geraer-Altenburger Philharmonie rund 500 Menschen auf den Hof
Aber zurück zum Kuhstall. Der wird auch benutzt, wenn die ganze Familie zu Gast ist. „Ich selber habe zwar keine Kinder. Aber trotzdem kommen da reichlich Leute über meine Geschwister, Onkel, Tanten und so weiter zusammen“, freut sich Renate Stöhr. Bei so einer Familienfeier ist der ehemalige Stall dann schon mal mit 50 Personen gefüllt.
Getoppt wurde das aber mal vor ein paar Jahren, als die Geraer-Altenburger Philharmonie rund 500 Menschen auf den Hof gelockt hatte. Weitere Benefizkonzerte wie zuletzt oder auch mal Kleinkunst kann sich Renate Stöhr auf ihrem Hof gut vorstellen. „Ideen habe ich viele, auch zum Beispiel für eine Pension. Aber ich möchte den Hof gerne erstmal wieder so herrichten, wie er mal war“, sagt sie.
Zu DDR-Zeiten viel kaputt gemacht worden
Zu DDR-Zeiten sei viel kaputt gemacht worden. Kleine Vorhäuschen im Obergeschoss des Kuhstalls wurden weggerissen, historische Sandsteinsäulen landeten auf dem Müll, Fenster wurden eingerissen und Türen mit Gewalt verbreitert. „Es ist schlimm, was hier passiert ist. Und das alles vor den Augen meines Opas. Man hatte ja keine Handhabe gegen die LPG“, erinnert Stöhr sich.
Neben dem Kuhstall hat sie aber schon einiges wieder schön gemacht. So zum Beispiel die alte Remise. „Hier haben wir den Sandstein wieder hervorgeholt, den oberen Bereich mit Holz vertäfelt und teilweise Fenster zurückgebaut“, sagt sie und verweist ausdrücklich auf die Hilfe ihres Mannes Michael Hädrich.
Acht Pferde und 44 Kutschen nennt er sein eigen
„Als wir vor neun Jahren geheiratet haben, habe ich ihr versprochen, auch danach noch den Hof zu machen“, sagt der 63-Jährige schelmisch. Dabei wohnt er selber in der Nähe der Leuchtenburg bei Kahla in Thüringen. Dort betreibt er eine Sattlerei und Hufschmiede. Acht Pferde und 44 Kutschen nennt er sein eigen, zwei davon stehen in der alten Remise in Hassel.
„Obwohl ich gebürtig aus Jena, also Stadtkind bin, habe ich viel Freude an alten Höfen“, so Hädrich. Und so steckt er auch viel Zeit und Mühe in den Hof seiner Frau, die er übrigens jeden Tag sieht. „Das passt ganz gut, weil ich in Jena in einer Apotheke arbeite“, sagt Renate Stöhr. Zusammen haben die beiden so noch viel vor - auf dem historischen Hof im Herzen von Hassel. (mz)