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Durch Zufall bei der Feuerwehr Durch Zufall bei der Feuerwehr: Das ist der Nachrücker des verstorbenen Wehrleiters

Von Holger Zimmer 04.01.2021, 15:30
Marko Riedel ist der Nachfolger des verstorbenen Bothfelder Wehrleiters Ralph Karger. Er wurde einstimmig gewählt.
Marko Riedel ist der Nachfolger des verstorbenen Bothfelder Wehrleiters Ralph Karger. Er wurde einstimmig gewählt. Holger Zimmer

Bothfeld - Der plötzliche Tod von Ralph Kerger war im Frühsommer für die Bothfelder Wehr ein harter Schlag. Er war deren Ortswehrleiter und die Kameraden waren fassungslos. Er hinterließ aber auch eine intakte Truppe, in der sich jeder auf den anderen verlassen kann. Noch im Spätsommer hat sich Marko Riedel aufgrund seiner Qualifikation zur Wahl gestellt und ist einstimmig als neuer Chef der Ortswehr gewählt worden. Nun sagt er: „Der Tod von Ralph war ein herber Verlust.“ Immerhin hielt er alle organisatorischen Fäden in Händen.

Der 31-jährige Riedel ist Bothfelder, hier in die Kindereinrichtung, dann in die Lützener Grundschule und ins Hohenmölsener Gymnasium gegangen. Er bekennt ehrlich, dass er dort nicht sonderlich erfolgreich war und die Bildungseinrichtung nach der zehnten Klasse mit dem Realschulabschluss verlassen hat. Dann lernte Riedel Industriekaufmann und arbeitet in einer Firma in Bad Dürrenberg.

In Sachen Wehr einige Weichen stellen

Als Kind, so erzählt Riedel, sei er mit Freunden oft draußen gewesen. Da wurde Fußball gespielt, man traf sich im Röckener Jugendclub zu Computerspielen, fuhr in die Disco nach Dölzig oder nach Leipzig. Über viele Jahre mischt er beim Karneval mit, ist im sogenannten Versorgungszug, der auch als Männerballett auftritt.

Dabei beließ er es aber nicht, war im Ortschaftsrat, in dem die Feuerwehr oft ein Thema war, und eine Legislaturperiode sogar im Stadtrat. Da konnte er in Sachen Wehr einige Weichen stellen. Dass Riedel sich nicht noch einmal zur Wahl stellte, hatte mit dem Zeitlimit zu tun, ging doch viel Zeit drauf, um sich in die Themen einzuarbeiten. Und immerhin war er da längst in der Ortswehr aktiv.

„In dem kleinen Dorf kannte uns ja ohnehin jeder“

Nicht ganz freiwillig, wie er schmunzelnd bekennt. Denn er war als 17-Jähriger dabei, als man mit Feuer hantierte und die Flammen auf einen alten Stall übergriffen, die die Wehr aber rechtzeitig löschen konnte. Der damalige Bürgermeister stellte sie dann vor die Wahl, ob man freiwillige Stunden leisten oder in der Feuerwehr Dienst tun und Verantwortung übernehmen wolle. Zu dritt schlüpften sie in die Uniform und zwei sind noch immer dabei. „In dem kleinen Dorf kannte uns ja ohnehin jeder“, sagt Riedel.

Schon nach drei Jahren wurde er stellvertretender Wehrleiter in Bothfeld. Verbunden ist die Zeit mit Lehrgängen auch zum Maschinisten und zum Gruppenführer. Letzteres war eine Grundvoraussetzung, um Wehrleiter zu werden. Sein Standpunkt: „Wenn ich etwas mache, dann richtig.“ Jahrelang gehörte man mit Lützen zu einer sogenannten Ausrückegemeinschaft. „Da mussten wir oft zur Autobahn, bekamen Schwerverletzte und Tote zu sehen, schlimme Dinge also.“

In solchen Situationen könne man Nein sagen und sich fernhalten oder man müsse mit der Situation fertig werden. In letzter Instanz könne man aber einen Feuerwehr-Seelsorger vor Ort oder im Gerätehaus in Anspruch nehmen. Derzeit jedoch werde man nicht so oft alarmiert, was auch etwas Gutes habe. Immerhin würden viele Kameraden arbeiten, sei die Einsatzbereitschaft am Tage ohnehin nicht immer gewährleistet.

Bothfelder Wehr hat 26 aktive Mitglieder

Insgesamt zählt die Bothfelder Wehr 26 aktive Mitglieder. Aber Bange machen gilt für die Zukunft nicht, denn immerhin gehören der Kinder- und Jugendwehr 27 Mitglieder an. Die kommen auch aus Lützen, Weißenfels, Kleingöhren und Rippach. Und seit zwei Jahren steht dem Nachwuchs sogar ein Mannschaftstransportwagen zur Verfügung.

Fakt ist, dass Marko Riedel jede Menge Verantwortung tragen muss. Da müsse er sich reinarbeiten und seine Mitstreiter haben ihm ihre Unterstützung zugesagt. Andererseits hat er keine eigene Familie und etwas mehr Zeit, wie er sagt. In der Freizeit liest er, mag seine Playstation und trifft sich gern mit seinen alten Kumpels. (mz)