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Domizil für Familien Domizil für Familien: Warum die Jugendherberge in Kretzschau gewaltig zulegen kann

Von Yvette Meinhardt 05.08.2018, 13:00
Auch Workshops gehören zum Sommercamp in Kretzschau.
Auch Workshops gehören zum Sommercamp in Kretzschau. René Weimer

Kretzschau - Munteres Gewusel herrscht in diesen Tagen in der Jugendherberge Kretzschau. „Wir haben einen Zuwachs um zehn Prozent gegenüber der Übernachtungen im vergangenen Jahr“, sagt Herbergschef Walter Weber. Vor allem Familien haben das Kleinod am Kretzschauer See für sich entdeckt, und in diesem Jahr macht die Nähe zum Strandbad die Einrichtung besonders attraktiv.

Die Familien kommen aus Städten wie Dresden, Berlin und Leipzig. „Wir hatten sogar eine Familie aus Braunschweig, die hier zehn Tage Urlaub machte. Dass der Aufenthalt so lange währte ist außergewöhnlich, denn die durchschnittliche Verweildauer in einer Jugendherberge sind 2,4 Nächte“, erklärt Weber. Vor dem Hintergrund wird seine Freude verständlich.

Frau aus Halle: „Ich bin von der Herberge begeistert.“

In diesen Tagen ist eine ganz besondere Gruppe zu Gast. Es sind 65 Leute vom fünfjährigen Kind bis zum gestandenen Erwachsenen. „Wir haben uns der Bahá’i Religion verschrieben. Sie ist eine sehr junge Religion und gerade mal 200 Jahre alt“, sagt Madeleine Zendeh. Die 24-Jährige kommt aus Halle und gehört zum Organisationsteam. „Ich bin von der Herberge begeistert. Es sind sehr nette Menschen. Sie leben Gastfreundschaft und reagieren schnell auf unsere Bedürfnisse“, sagt Madeleine Zendeh.

So gibt es im Seminar- und im Tanzhaus ausreichend Platz für Schulungen und Workshops, konnten ganz unkompliziert Tische und Stühle nach Bedarf hin- und hergeräumt werden.

Auch Kinder kurdischer, syrischer und iransicher Herkunft in Kretzschau

Wie sie zu der Bahá’i Religion kam? „Nach meinem Abitur weilte ich für sieben Monate in Lettland. Dort lernte ich zum ersten Mal Anhänger dieser Glaubensrichtung kennen“, erzählt die 24-Jährige. Seit 2013 lebt sie selbst diesen Glauben. Es ist eine Religion frei von Vorurteilen. Sie zielt auf die Einheit der Menschheit in ihrer Vielfalt und möchte Gutes tun. Zendeh studiert in Halle Betriebswirtschaftslehre (BWL) und engagiert sich in Halle-Neustadt.

So sind auch Kinder kurdischer, syrischer und iransicher Herkunft, die jetzt in Halle leben, mit im Feriencamp in Kretzschau. Der Tag beginnt mit einer kleinen Andacht, darüber hinaus gibt es Workshops und Seminare unter dem Motto „Glühende Herzen für Freunde“. Und natürlich geht man oft in den See, ob als Gruppe oder einzeln.

Kinderarzt ist in einer Bahá’i-Familie aufgewachsen

„Die Arbeit mit den Kindern bereichert mein Leben auf neue Weise“, sagt Georg Meyer zu Schwabedissen. Der Kinderarzt ist in einer Bahá’i-Familie aufgewachsen. „Meine Urgroßeltern haben nach dem Krieg zu dieser Religion gewechselt“, erzählt der 30-Jährige. Er möchte den Heranwachsenden Werte vermitteln, wie zum Beispiel Liebe, Freundschaft und Gerechtigkeit.

Aus diesem Grund betreut er in Kretzschau eine Kindergruppe. „Es ist auch für mich ein spannender Lernprozess, denn die Kinder in ihrer Vielfalt fordern uns täglich heraus“, sagt der Kinderarzt. Für manche Kinder ist es auch schon eine Besonderheit, wenn man gemeinsam in großer Gruppe zusammen isst.

››Mehr Information über die Religion unter www.bahai.de (mz)