Die Durstlöscher Die Durstlöscher: Fehlende Getränke bringen ein Paar aus Kleinhelmsdorf auf eine Idee

Kleinhelmsdorf - „Wo ist die Zeit nur geblieben“, staunt selbst Elke Tresselt angesichts der Tatsache, dass sie und ihr Mann Roland im Frühjahr vor 30 Jahren im Osterfelder Ortsteil Kleinhelmsdorf einen Getränkehandel eröffnet haben. Doch die Feier zum Jubiläum muss ausfallen. Das Coronavirus hat dem Paar gewissermaßen das Fest vermasselt. „Als wir gemerkt haben, wie sich alles entwickelt, haben wir die Feier gleich abgesagt. Aber wir hoffen, dass wir sie irgendwann nachholen können“, gibt sich die 62-Jährige optimistisch.
Verluste durch Zwangsschließung wegen Corona-Pandemie
Dabei ist der Ausfall der Jubiläumsfeier eigentlich das kleinere Übel. Denn Corona und dessen Auswirkungen hat dem Paar von jetzt auf gleich die Geschäftsgrundlage entzogen. Weil Tresselts vor allem Gaststätten, aber auch Vereine, Dorffeste oder Behinderteneinrichtungen mit Getränken beliefern, diese aber derzeit geschlossen sind, haben auch die Getränkehändler nichts zu tun.
Dabei haben Tresselts schon Waren etwa bei Brauereien und Getränkeherstellern gekauft, die bezahlt werden müssen, von denen sie aber nicht wissen, wann und ob sie diese an ihre Kunden weiterverkaufen können. „Wie hoch der Einnahmeverlust letztlich wird, können wir noch nicht abschätzen. Aber wir sind in den 30 Jahren schon durch viele Hochs und Tiefs gegangen, und es wird auch diesmal weitergehen“, ist Elke Tresselt überzeugt.
Geschäft mit einem Getränkemarkt eher Zufall
Dass sich die gelernte Stomatologieschwester und ihr Mann, der als Ingenieur für Landtechnik in der Landwirtschaft zu Hause war, 1990 mit einem Getränkehandel selbstständig machten, hat sich durch Zufall ergeben. Beim Bau der eigenen vier Wände waren die Getränke alle, die Gaststätte im Ort aber geschlossen, so dass die Idee reifte, selbst mit Getränken zu handeln.
Anfangs im Nebenerwerb und als Abholmarkt, über die Jahre dann hauptberuflich und als Großhandelsunternehmen. Mittlerweile handeln die Kleinhelmsdorfer vor allem mit Fassware, holen diese für die Kunden selbst bei den Brauereien ab. „In den 30 Jahren hat sich viel verändert. Es wird weniger Bier getrunken, aber es haben auch einige Gaststätten, die wir belieferten, dicht gemacht“, berichtet Elke Tresselt.
Nach dem Getränkehandel kommt der Landgasthof
Als der Getränkehandel sich nach 15 Jahren etabliert hatte, eröffnete das Paar auf dem eigenen Grundstück in Kleinhelmsdorf sogar noch einen Landgasthof. Dafür baute die Familie einen ehemaligen Kuhstall, der zum Schluss als Lagermöglichkeit für den Getränkehandel genutzt wurde, auf ihrem alten Bauernhof aus.
In dem gemütlichen Backsteingewölbe finden heute 25 Gäste Platz und können sich bei Elke Tresselt Hausmannskost schmecken lassen. Bier und Getränke liegen bei Tresselts übrigens gewissermaßen in der Familie. Denn der Urgroßvater von Roland Tresselt, Bernhard Busch, betrieb zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf dem alten Bauerngehöft eine so genannte Biermeldestelle.
Denn der Vorfahre war Steuereintreiber. Bauern, die damals auch Bier brauten, mussten das melden und dafür Steuern zahlen, weiß Roland Tresselt (70) aus der Familiengeschichte. Noch heute erinnert ein altes Foto im Gastraum an den Ahnen. (mz)