Dehoga-Chef macht sich Sorgen Dehoga-Chef macht sich Sorgen: Michael Schmidt: "Von Abmeldungen gehört"

Naumburg - Gaststätten und Beherbergungsbetriebe gehören - aus wirtschaftlicher Sicht - zu den großen Leidtragenden der derzeitigen Corona-Krise. Seit mehr als einer Woche haben sie weitgehend geschlossen. Das Osterfest als wichtige Einnahmequelle wird für sie ausfallen. Für viele Unternehmen, die finanziell eh schon scharf an der Kante operierten, geht es knallhart um die Existenz. Über deren Sorgen, aber auch die eigene Situation sprach Redakteur Harald Boltze mit Michael Schmidt, Inhaber des Naumburger „Hotels und Gasthauses Zur Henne“ sowie Präsident des Dehoga-Landesverbandes der Gaststätten- und Hotelbranche.
Wie sieht es in Ihrem eigenen Betrieb aus?
Michael Schmidt: Nun, den „Halleschen Anger“ haben wir komplett geschlossen. Und in der „Henne“ dürfen wir nur noch Geschäftsreisende empfangen.
Allzu viele werden das nicht sein, oder?
Ja, deutlich weniger als sonst. Aber die Monteure und Anlagenbauer, die da sind, freuen sich, dass jemand geöffnet hat.
Wie viel Personal haben Sie jetzt nur noch im Einsatz?
Nur noch mich. Ich empfange die Gäste und mache unter der Woche auch die Zimmer. Für mich selbst gibt’s ja kein Kurzarbeitergeld, maximal die Soforthilfe.
Haben Sie die denn schon beantragt?
Ja, sofort.
Es wird berichtet, dass es zu kompliziert und aufwendig sei, den fünfseitigen Antrag auszufüllen. Stimmt das ?
Das sehe ich nicht so., Ich war in 15 Minuten damit fertig. Ich denke, jeder, der als Unternehmer tätig ist, bekommt das hin.
Wie viel Soforthilfe würden Sie erhalten, und ist die Summe hilfreich oder nur ein Tropfen auf den heißen Stein?
Aufgrund unserer Mitarbeiterzahl würden wir die höchste Förderung von 25.000 Euro erhalten. Für eine kurze Ausfall-Phase wäre das okay. Wenn die Krise lange anhält, wird die Unterstützung nicht ausreichen.
Einige Gastronomen haben finanziell schon vor Corona am Limit agiert. Wird es Lokale geben, die nie wieder öffnen?
Ich habe leider schon von Abmeldungen gehört. Und das werden nicht die letzten bleiben. Die Liquidität ist stark vom Tagesgeschäft abhängig. Die Rücklagen sind bei vielen gering, da das Geld investiert wird, um nicht Kredite aufnehmen zu müssen.
Wen wird es vor allem treffen?
Natürlich die, deren Häuser sich bisher schon kaum gerechnet haben. Ostern und damit viele Familienfeiern fallen weg. Das ist die Zeit, wo man sich als Gastronom zwar noch nicht den Speck für den umsatzschwachen Winter, aber immerhin schon mal ne schmale Hüfte anfuttert.
Was glauben Sie: Wann wird es in Ihrem Gewerbe wieder einen Schritt zurück zur Normalität geben?
Offiziell heißt es ja derzeit 20. April, aber daran glaube ich leider nicht. Den April wird man wohl komplett in die Tonne kloppen können. Und auch danach wird es im Beherbergungsbereich keine schnelle Rückkehr auf Normalmaß geben. Wir leben von Touristen, doch bis deren Reisen wieder alle geplant sind, wird wohl leider einige Zeit vergehen.
Und bei reinen Gaststätten?
Geht das womöglich etwas zügiger. Doch auch da: Ein Kunde, der zwei Monate nicht essen war, geht dann vielleicht einmal mehr, macht aber nicht den ausgefallenen Umsatz wett. Das ist ja nicht wie eine Couch, deren Kauf man einfach nach hinten verschiebt.
Noch vor Corona war die Personalfindung in der Gastronomie ein großes Problem. Wie wird sich die aktuelle Krise darauf auswirken?
Nicht so sehr, hoffe ich. Die Angestellten werden hoffentlich gerne wieder bei ihren Arbeitgebern anfangen. In anderen Branchen, etwa im Einzelhandel, sieht es ja auch nicht viel besser aus.