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Das Glück der Erde... Das Glück der Erde...: Menschen mit geistiger Behinderung bekommen Reittherapie

Von Meike Ruppe-Schmidt 11.03.2021, 14:27
Reittherapeutin Anett Herrmann (l.) mit Heidi Petsche und Stute Amelie
Reittherapeutin Anett Herrmann (l.) mit Heidi Petsche und Stute Amelie Meike Ruppe-Schmidt

Schelkau - Liebvoll streicht Heidi Petsche über das Fell von Stute Amelie, bürstet den Schweif, reicht ein Leckerli. „Hier bei den Pferden fühle ich mich frei und wohl“, sagt die 31-Jährige. Heidi Petsche ist eine von rund 100 Bewohnern der Caritas Wohn- und Förderstätte „Julius Pflug“ in Teucherner Ortsteil Schelkau, in der Menschen mit geistiger Behinderung betreut und gefördert werden. Ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit ist auch die Reittherapie, an der die junge Frau dreimal wöchentlich teilnimmt.

„Der Umgang mit den Pferden fördert die Motorik, die Denkleistung und das Sozialverhalten“, erklärt Reittherapeutin Anett Herrmann. Sie arbeitet seit über 20 Jahren in der Einrichtung. „Durch die Pflege und das Füttern der Tiere bekommen die Menschen hier eine Aufgabe. Es hilft ihnen, den Tag zu strukturieren sowie Regeln und Grenzen akzeptieren zu lernen. Denn die werden durch das Pferd automatisch gesetzt. So kann man spielerisch das Miteinander lernen.“ Denn es gehe bei der Arbeit mit Behinderten auch darum, einen harmonischen Tagesablauf für alle zu schaffen.

Reittherapie relativ kostenintensiv

Allerdings sei die Reittherapie relativ kostenintensiv. „Dass wir sie anbieten können, verdanken wir auch den Mitgliedern unseres Fördervereins, die uns unterstützen.“ Einer von ihnen ist Christoph Sauter-Meinhardt. Er ist seit 2009 im Förderverein der Caritas-Förderstätte „Julius Pflug“ aktiv. „Wir möchten die Inklusion der behinderten Menschen voranbringen und das Verständnis für sie in der Gesellschaft wecken“, erklärt der gebürtige Weißenfelser, der auch als Betreuer in der Einrichtung tätig ist.

„Als Förderverein tragen wir die Bedürfnisse der behinderten Menschen nach außen und organisieren Geld- und Sachspenden für unsere Projekte.“ So ermögliche man Urlaubsfahrten und erlebnispädagogische Projekte für die Bewohner, zu denen auch Kinder und Jugendliche gehören. „Auch ein Musikcafé, das von Vereinsmitgliedern und Heimbewohnern betrieben wird, haben wir vor mehreren Jahren ins Leben gerufen.“ Zur tiergestützten Therapie werden auf dem Gelände zudem mehrere Alpakas gehalten. Und nicht zuletzt möchte man die Möglichkeit der Reittherapie in der Einrichtung erhalten und fördern.

Spendenantrag an die ,Aktion Mensch’

So plant der Förderverein derzeit die Anschaffung eines Pferdetransportwagens mit Hilfe von Spenden. „Diese Transportmöglichkeit ist nötig, wenn eines der Pferde zum Tierarzt muss oder ein neues Tier zu uns gebracht wird“, erklärt Sauter-Meinhardt. Bisher habe man sich solche Transportwagen immer geborgt. Das sei jedoch sehr umständlich und koste unter Umständen zu viel Zeit.

„Wir wollen uns darum mit einem Spendenantrag an die ,Aktion Mensch’ wenden und hoffen, dass wir dort auf offene Ohren stoßen“ Darüber hinaus bemühe man sich darum, ein stärkeres Netzwerk vor Ort auszubauen, etwa zu Landwirten, die eventuell Futterspenden für die Tiere abzugeben haben oder mit anderen Sachleistungen helfen können.

„Es ist eine riesengroße Erfüllung"

Die Corona-Pandemie mache diese Vereinsarbeit allerdings schwer. „Es fehlen die Möglichkeiten, sich beispielsweise auf Veranstaltungen zu präsentieren.“ Selbst eine interne Jahreshauptversammlung war nicht möglich. Dass der Verein in diesem Jahr ausgerechnet sein 20. Jubiläum feiert, sei völlig untergegangen, gesteht Sauter-Meinhardt.

Unterkriegen lassen wolle man sich aber nicht. „Es ist eine riesengroße Erfüllung, die Anerkennung und Dankbarkeit der Menschen hier zu spüren.“ Menschen wie Heidi Petsche, für die der Umgang mit Therapie-Pferden großes Glück bedeutet. (mz)