Curt Becker Curt Becker : Erst Bürgerstadt, nun Dom

Naumburg - Die Bürgerstadt auf der einen Seite des Lindenrings, die Domfreiheit auf der anderen: In Naumburg gibt es mit dem Oberbürgermeister und dem Dechanten der Vereinigten Domstifter traditionell zwei voneinander unabhängige Oberhäupter. Curt Becker hat auf beiden Seiten seine Spuren hinterlassen. Von 1990 bis 2001 prägte der gebürtige Naumburger als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt. Am 19. November 2013 wurde Becker, damals bereits kommissarisch im Amt, vom Domkapitel zum Dechanten der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz gewählt.
Am Dienstagabend würdigten die Domstifter, das Land Sachsen-Anhalt sowie die Stadt Naumburg zusammen mit einer Vielzahl von Gästen aus Politik und Wirtschaft sowie aus Kultur und Kirche mit einem Festakt im Naumburger Dom den 80. Geburtstag von Curt Becker. Darunter waren langjährige Weggefährten wie der frühere Innenminister Manfred Püchel (SPD). Der Jubilar hatte eine solch große Feier zunächst gar nicht gewollt, zeigte sich dann jedoch erfreut über die vielen guten Wünsche der Gratulanten. An ihre Adresse gerichtet, sagte Becker: „Sie haben mich immer wieder gefordert und gefördert, manchmal auch zurechtgestutzt, aber das gehört dazu.“ Und: „Wenn es einem so gut geht wie mir, geistig und körperlich, dann kann man nur dankbar sein.“ Statt der Geschenke hatte der Dechant um Spenden zugunsten der Orgel in der Marienkirche im Dom sowie zur Unterstützung der von ihm mitbegründeten Kultur-Akademie gebeten.
In seinem Grußwort hob Sachsen-Anhalts Staats- und Kulturminister Rainer Robra (CDU), der die Glückwünsche der Landesregierung überbrachte, hervor: „Du hast die mühevolle Arbeit für das Gemeinwohl nicht gescheut, du bist in Schwung und vermagst es, andere zu begeistern. Du bist ein Weichensteller und ein Strippenzieher im positiven Sinn, wenn es um das Wohl der Stadt, des Landkreises, des Landes und nun der Domstifter geht.“ Robra erinnerte an die Zeit nach der 89er-Wende, in der Becker die Ärmel hochgekrempelt habe und „im Interesse der Stadt wohl kein Förderprogramm ausgelassen hat, was in der kommunalen Familie nicht immer mit Freude gesehen wurde“. Von diesem Enthusiasmus jedoch, so Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU), und dem damaligen Modellstadt-Programm zur Stadtsanierung profitiere Naumburg noch heute. Außerdem sei es Becker gemeinsam mit dem Rat gelungen, die ehemaligen sowjetischen Kasernen für eine zivile Nutzung umzugestalten.
Georg Graf von Zech, Ehrendomherr und früherer Dechant, würdigte Beckers Pragmatismus zur Profilierung der Domstifter ebenso wie die stärkere Hinwendung zu deren christlichen Wurzeln. Becker sei im besten Sinne „ein Wirbelwind, der viel bewegt“. Das, so Stiftungsdirektor Holger Kunde, sei aktuell in der Bewältigung der vielfältigen Aufgaben zu spüren: der Sanierung und Erhaltung sowie der wissenschaftlichen Betreuung und öffentlichen Nutzung international einzigartiger historischer Werke der Kunst und der Kultur.