1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Corona-Virus: Corona-Virus: Notbetreuung: Jedes Kind bleibt in seiner Einrichtung

Corona-Virus Corona-Virus: Notbetreuung: Jedes Kind bleibt in seiner Einrichtung

Von Harald Boltze 16.03.2020, 17:23
Leiter von Naumburger Schulen, Kitas und Horten werden durch Steffi Spindler und Lars-Peter Maier im kleinen Ratskellersaal informiert.
Leiter von Naumburger Schulen, Kitas und Horten werden durch Steffi Spindler und Lars-Peter Maier im kleinen Ratskellersaal informiert. Andreas Löffler

Naumburg - Kinder, deren Eltern ein Anrecht auf Notfallbetreuung haben, werden in Naumburg nicht in einer zentralen Unterbringung vereinigt. Sie sollen weiterhin in ihre angestammten Kitas, Schulen und Horte gehen. Dies wurde am Montag auf einer Zusammenkunft aller Einrichtungsleiter zum Thema Corona-bedingte Schließungen im kleinen Ratskellersaal deutlich. Zu dieser hatte die Stadtverwaltung eingeladen; Sachgebietsleiterin Steffi Spindler und Fachbereichsleiter Lars-Peter Maier standen Rede und Antwort.

Arbeitgeber müssen notwendige Betreuung bestätigen

Welche Eltern ein Anrecht auf Notbetreuung haben, war am Sonntag durch Stadt und Land verkündet worden (siehe Text im Beitrag). Betroffene Eltern können sich in den Einrichtungen Vordrucke mitnehmen, diese vom Arbeitgeber bestätigen und von der Stadt prüfen lassen.

Anscheinend werden jedoch die meisten Kinder bis Ostern zu Hause bleiben. So seien es etwa in den Einrichtungen der Lebenshilfe am Montagmorgen nur sehr wenige Eltern gewesen, die auf ihr Anrecht hingewiesen haben, wie Geschäftsführer Hartmut Dorsch auf Anfrage sagte. „Das lief alles problemlos und sehr vernünftig ab.“ Auch die Leiterin der Salztor-Grundschule, Karola Wiesner, geht davon aus, ab Mittwoch fast allein zu sein. „Es zeichnet sich ab, dass dann vielleicht nur ein einziges Kind zu uns kommen wird“, so Wiesner.

Gebot der Dezentralisierung

In solchen Fällen sei es womöglich sinnvoll, einzelne Schüler in einer anderen Einrichtung betreuen zu lassen. Das müsse man ab Mittwoch im Einzelfall entscheiden, sagte Fachbereichsleiter Maier. Zunächst aber gelte das Gebot der Dezentralisierung, um eine schnelle Durchseuchung zu vermeiden.

Einzelfallentscheidungen werde man im Rathaus auch darüber treffen, welche Jobs tatsächlich in die systemrelevanten Gruppen fallen. Auch müsse man realitätsnah bei Kindern entscheiden, bei denen aus der Erfahrung heraus bekannt ist, dass sie alleine zu Hause nicht gut aufgehoben sind, so Maier.

Hinweise an Lehrer

Was aber passiert mit den Lehrern und Erziehern? „Das ist eine Riesenchance, all die Arbeiten zu erledigen, die man sonst nicht schafft. Konzepte schärfen oder Materialien vorbereiten“, sagte Michael Bartsch, Pfarrer und mitverantwortlich für die Domschule „St. Martin“ am Domplatz.

Dies unterstrich auch Lars-Peter Maier. Es gelte, „die Zeit sinnvoll zu nutzen“. Wenn es keine Arbeit mehr gebe, können Einrichtungsleiter ihre Mitarbeiter auch bezahlt freistellen. Zuvor sei aber auch das Abbummeln von Überstunden möglich. Einen finanziellen Verlust brauchen die Träger dank der Fortzahlung der Zuwendungen nicht zu befürchten. Ein positiver Hinweis darauf, ob Eltern vielleicht ihre Beiträge für die betreffenden Wochen erstattet bekommen, war am Montag aber nicht zu vernehmen.

Noch viele ungeklärte Sachverhalte

Nachdem die wichtigsten Fragen geklärt waren, wurden diverse Einzelfälle besprochen. Maier und Spindler gaben bestmöglich Auskunft, verwiesen aber darauf, dass es noch viele ungeklärte Sachverhalte gibt. Dass die Stadt gut vorgearbeitet hatte, wurde dadurch deutlich, dass kein kritisches Wort fiel. Vielmehr herrschte eine unausgesprochene Einigkeit darüber, das Beste aus der Situation zu machen und nicht in Panik zu verfallen. Merkwürdig bleibt nur, dass die rund 60 Leiter und Leiterinnen in dem unbelüfteten Raum eng an eng saßen. Es wird wohl für uns alle noch ein paar Tage brauchen, das theoretisch Richtige in entsprechendes Handeln zu übersetzen.