Bürgermeisterwahl in Lützen Bürgermeisterwahl in Lützen: Bei Facebook fliegen die Fetzen

Lützen - Nico Neuhaus mit 25,7 und Uwe Weiß mit 23,7 Prozent sind die beiden letzten Bewerber fürs Lützener Bürgermeisteramt. Die Stichwahl wird es am 15. Oktober geben. Und gleich nach dem ersten Wahlgang gibt es Ärger. So forderte ein enttäuschter Torsten Schubert (CDU/4. der Wahl mit 10,3 Prozent) seine Wähler dazu auf, Uwe Weiß (SPD) zu unterstützen. Das hatte er über Facebook verbreitet und geäußert, dass Neuhaus der Kernstadt Lützen den Geldhahn zudrehen werde.
Daraufhin meldeten sich Zorbauer Kritiker zu Wort, die nach Schuberts Niederlage mit einer Unterstützung durch den Lützener CDU-Stadtverband gerechnet hatten. Immerhin hatte der im Vorfeld Schubert als Kandidaten nominiert und Neuhaus als langjährigem CDU-Mitglied mit großer Mehrheit eine Abfuhr erteilt. Torsten Schubert selbst rechnet nicht mit Konsequenzen durch seine Partei. Er räumt aber ein, dass er enttäuscht gewesen sei, hatten doch alle einen engen Dreikampf erwartet.
Schubert über Weiß: „Was er angepackt hat, ist ihm auch gelungen.“
Dass dann noch Michael Winter (Einzelbewerber - 3. mit 16,4 Prozent) sechs Prozent vor ihm gelegen habe, hätte er nicht erwartet. Doch unabhängig davon hält Schubert viel von Uwe Weiß und sagt: „Was er angepackt hat, ist ihm auch gelungen.“ Und er verweist auf Martzschpark und Sommerbad.
Einzelbewerber Nico Neuhaus distanziert sich von den Reaktionen aus Zorbau und hat sie sich laut eigener Aussage verbeten. Er wolle jedenfalls keinesfalls polarisieren. „Das kann nicht im Sinne eines späteren Bürgermeisters sein.“ Andererseits hätte er gehofft, dass die CDU sich wenigstens aus dem Wahlkampf heraushält, wenn sie sich schon nicht für ihn ausspreche.
Für Neuhaus ist der erste Wahlgang nicht mehr als ein gewonnener Zwischensprint
Laut Dietmar Goblirsch wird sich der CDU-Stadtverband erst kommende Woche dazu positionieren, welchen Kandidaten er den Wählern empfehlen wird. Er bezeichnet es als Wahlkampf, wenn Neuhaus und seine Fraktion Freier Wähler im Stadtrat jetzt eine Bürgerbefragung zur Präsentation des Massengrabes an der Gustav-Adolf-Gedenkstätte fordern. Er sagt: „Da besteht ja die Gefahr, dass es im Falle der Wahl von Neuhaus künftig zu jedem dritten Ratsbeschluss eine Bürgerbefragung gibt.“
Für den Gerstewitzer Neuhaus ist der erste Wahlgang nicht mehr als ein gewonnener Zwischensprint. Immerhin hätten er und Weiß nur 50 Prozent der Wählerstimmen bekommen und müssten nun die Mehrheit von sich und den eigenen Wahlthemen überzeugen. Da werde mit offenem Visier bis zur Stichwahl gekämpft.
Uwe Weiß sagt: „In der Stichwahl geht alles von vorn los.“
Auch Uwe Weiß sagt: „In der Stichwahl geht alles von vorn los.“ Da müssten die Wähler neu entscheiden. Von einer Konfrontation zwischen Kernstadt und Dörfern will der SPD-Kandidat nichts wissen. Er verweist darauf, dass in den Ortsteilen durchaus investiert worden ist. Das sei seines Erachtens zu wenig in die Dörfer getragen worden. Andererseits habe es mit der Eingemeindung Gebietsänderungsverträge gegeben. Man habe tatsächlich Dinge, die darin festgelegt worden sind, nicht realisiert. Entsprechende Forderungen seien von den Ortsbürgermeistern aber nicht oder nicht in ausreichendem Maße an den Stadtrat herangetragen worden.
Heiko Färber war Einzelbewerber und ist mit seinen 8,2 Prozent zufrieden. Er spricht sich nun für die Unterstützung von Weiß aus. Dennoch gehe es ihm um die Gleichstellung und Zusammenarbeit von Dörfern und Stadt. Da seien Fairness und Weitsicht gefordert.
Appell an die Fairness der Kandidaten
Dorothee Berthold (Bündnis 90/Die Grünen - 7. der Wahl mit 5,1 Prozent) betont, dass sie sich selbst erst noch entscheiden müsse. „Man sollte bewerten, was die Kandidaten in letzter Zeit bewegt haben und was sie nun vorhaben.“ Danach sollte sich die Stimmenabgabe richten. Auch Lars Brzyk (Die Linke) - 8. mit 3,1 Prozent im ersten Wahlgang - nannte keinen Namen. Man müsse entscheiden, wer der bessere Kommunalpolitiker sei, ob Erfahrungen im Stadtrat oder neue Vorhaben zählten.
Hans Jürgen Ritzschke zeigt sich mit seinen 6,2 Prozent und Platz 6 in der Wählergunst nicht unzufrieden. Ob er auch eine Stadt-gegen-Land-Entscheidung sieht? Der 60-Jährige bestätigt das auf Nachfrage und favorisiert Nico Neuhaus. Für Michael Winter geht das eigene Abschneiden in Ordnung. Er appelliert nun an die Fairness der Kandidaten. Er sagt: „Ich empfehle meinen Wählern, zur Stichwahl zu gehen, sich die Vorhaben der Kandidaten anzuschauen, abzuwägen und dann zu entscheiden.“ (mz)