Brände in Naundorf Brände in Naundorf: Stadt Teuchern engagiert Wachschutz für ehemalige Recyclinganlage

Naundorf - Wird es über die Osterfeiertage in der ehemaligen Recyclinganlage Naundorf wieder brennen? Die Frage geht den Feuerwehrleuten im Teucherner Raum wie ein Alptraum durch den Kopf. Schon einmal, in der Vorweihnachtszeit 2016, mussten sich Feuerwehrleute vorzeitig vom Weihnachtsmarkt in Gröben zurückziehen, weil ein Brand in Naundorf ihren Einsatz forderte.
„Das soll sich nicht wiederholen“, sagt Teucherns Bürgermeister Frank Puschendorf (parteilos). Hundertprozentig ausschließen kann er das zwar nicht, „aber wir beugen vor“, sagt er. Die Stadt hat jetzt einen privaten Sicherheitsdienst engagiert, der das Gelände über die Feiertage zusätzlich im Auge behält. „Es werden Streifen an und auf dem Gelände nach dem Rechten sehen“, sagt Puschendorf.
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Der Einsatz erfolge in Abstimmung mit dem Polizeirevier Burgenlandkreis. Pressesprecherin Gesine Kerwien hatte bereits gegenüber der MZ zugesichert, dass nach dem bislang letzten Brand am Anfang der Woche die Polizeistreifen verstärkt werden sollen. Dabei gehe es nicht nur darum, an der Anlage vorbeizufahren, sondern auch den Blick auf die Stellen zu werfen, wo es immer brennt, nämlich in den Müllbergen.
Wer den Sicherheitsdienst letztlich bezahlt, wird später geklärt
Wenigstens 1.500 Tonnen Müll lagern noch in der Anlage. Ehe der nicht komplett weggeschafft ist, besteht immer wieder die Gefahr von Bränden, die offenbar in der Regel mutwillig gelegt werden. Tatverdächtige hat die Polizei bislang nicht. Man ermittele, aber das gestalte sich schwierig, sagte Kerwien. Vor allem deshalb, weil das Gelände etwas abseits des Ortes liegt und von allen Seiten her zugänglich ist. Noch vorhandene Zäune bietet keinerlei Schutz gegen das Eindringen in das Areal des früheren Verwertungsbetriebes, der nach dem Tode seines Inhabers 2012 in Insolvenz gegangen ist.
Die Feuerwehr Teuchern musste in den vergangenen drei Jahren zu 46 Einsätzen in der ehemaligen Recyclinganlage in Naundorf ausrücken. Allein 2017 hat es dort bereits fünf Mal gebrannt, darunter waren vier Großbrände. Unabhängig von den Einsätzen in Naundorf standen die rund 150 Teucherner Feuerwehrleute zuletzt unter massiven Druck. So hat sich 2016 allein die Zahl aller Brände im Vergleich zum Vorjahr auf 47 mehr als verdoppelt.
Damit erhöhte sich der Zahl der Einsätze bereits im dritten Jahr in Folge. Nicht nur bei den Bränden in der alten Recyclinganlage geht die Polizei von Brandstiftung aus. Ein Täter konnte bisher jedoch nicht ermittelt werden. Mehrmals hat Stadtwehrleiter Kai Virchow eine Entschädigung durch das Land für die vielen Einsätze in Naundorf gefordert. Die Behörden haben sich jedoch für nicht zuständig erklärt. (ivn)
Die endgültige Beräumung soll nun - bezahlt vom Land - endlich in Angriff genommen werden. Aber wann das genau passiert, das ist noch offen. „Bis dahin müssen wir etwas tun, um neue Brände möglichst zu verhüten“, erklärt Bürgermeister Puschendorf. Auch wenn es in der Stadtkasse klamm zugeht, „wir nehmen jetzt Geld in die Hand, um den privaten Sicherheitsdienst zu bezahlen“.
Rund 2.000 Euro legt Teuchern erst einmal auf den Tisch. „Das haben wir am Mittwochabend im Rathaus so entschieden, ehe wir noch tagelange Diskussionen führen, woher das Geld kommen soll“, sagt Puschendorf. Man werde später überlegen, ob man das jemand anderem, zum Beispiel dem Land, in Rechnung stellen kann.
Abgesehen davon, dass die Feuer in den Müllbergen immer wieder Qualm und Giftstoffe freisetzen, die bis in Gartenanlagen oder auch in den Ort geweht werden können, geht es Puschendorf vor allem um die Feuerwehrleute. „Ich wünsche mir, dass sie ein möglichst ruhiges Osterfest genießen, an dem sie lediglich mit den Osterfeuern in den Dörfern zu tun haben“, meint der Bürgermeister.
Ein zusätzliches Problem ist das fehlende Wasser vor Ort
Der Einsatz eines vom Kreis engagierten privaten Wachdienstes hatte ja schon einmal dazu geführt, dass es über Monate keine Brände in der Anlage gab. In den letzten Woche flammten sie jedoch wieder auf. Zuletzt hat es am Dienstagmorgen gebrannt. 3.30 Uhr waren die Feuerwehren alarmiert worden. Letztlich waren wenigsten 60 Feuerwehrleute zumindest zeitweise eingespannt, um die Abfallhaufen zu löschen.
Die Brandschützer aus Teuchern, Deuben, Trebnitz, Gröben, Gröbitz, Prittitz und Nessa - also den Teucherner Ortsteilen - waren dabei nicht die einzigen, die eingesetzt waren. „Wir hatten Hilfe aus der Elsteraue, aus Weißenfels, Zorbau, Bad Bibra und aus dem Landkreis Leipzig“, sagt Puschendorf. Der Einsatz in der zurückliegenden Woche zog sich letztlich über nahezu 24 Stunden hin. Am Mittwochmorgen gegen 3 Uhr haben nach den Worten des Bürgermeisters die letzten Brandschützer den Ort verlassen.
Als Problem erweist sich immer wieder, dass nicht genügend Wasser vor Ort ist. Der kleinere von zwei Löschteichen ist meist schnell leer. Der andere war in dieser Woche nicht zum ersten Mal in dichte Qualmwolken von den brennenden Müllhaufen gehüllt, so dass er nicht genutzt werden konnte. Dann werden die Tankfahrzeuge anderer Wehren wie der aus Zorbau benötigt, um Wasser heranzubringen.
Zusätzlich werden meist noch Katastrophenschutzeinheiten der Feuerwehr zum Beispiel aus Weißenfels oder Zeitz und - wie in dieser Woche - aus dem Landkreis Leipzig angefordert. Sie sollen die Kontrolle über austretende Giftstoffe gewährleisten, um notfalls rechtzeitig Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung ergreifen zu können. (mz)