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Blütengrund  Blütengrund : Genuss in grünen Grenzen

Von Harald Boltze 06.09.2020, 08:22
Nur erahnen kann man das Steinerne Bilderbuch, wenn man sich derzeit im Naumburger Blütengrund aufhält.
Nur erahnen kann man das Steinerne Bilderbuch, wenn man sich derzeit im Naumburger Blütengrund aufhält. Torsten Biel

Naumburg - Der Naumburger Blütengrund mitsamt seinen Weinbergen zählt zu den hübschesten Fleckchen Erde, die man sich vorstellen kann. Doch wenn man den Blick genossen hat, fragt man sich, was man fußläufig noch bestaunen kann, erst recht, seitdem es die einst beliebte Ausflugsgastronomie nicht mehr gibt (und derzeit auch keine Signale wahrzunehmen sind, dass sich das bald ändern könnte).

Nahe liegt da als Sehenswürdigkeit das Steinerne Bilderbuch auf Großjenaer Seite. Doch auch hier erleben Touristen und Heimat-Interessierte derzeit eine Enttäuschung. Denn von den zwölf mannshohen Reliefs an der Sandstein-Terrassenmauer ist kaum etwas zu sehen. Eine wuchernde Hecke versperrt den Blick. „Sollte man Besuchern vorab die Info geben: ’Bitte eine Heckenschere oder Stehleiter mitbringen!?’“, fragt da rhetorisch Matthias Dittrich. Der Hesse war gerade als Besucher in der Region zu Gast. Und das nicht allein: Mit einer Gruppe „unternehmungslustiger Weinliebhaber“, wobei einige Teilnehmer „extra aus Österreich und den Niederlanden angereist waren“, wie er Tageblatt/MZ schreibt, wollte man vor dem Besuch des Klinger-Weinbergs das Steinerne Bilderbuch anschauen, und zwar mit „umfangreicher Vorarbeit mithilfe von Ausdrucken der Reliefs samt geschichtlicher Hintergründe“. Doch der Kulturgenuss hielt sich in (grünen) Grenzen.

Für die Stadt Naumburg ist das Problem altbekannt. Auf Anfrage hieß es aus dem Rathaus, dass sich die Reliefs auf einem privaten Grundstück befänden. Doch auch der Eigentümer, der Leipziger Sören Polster, sieht das Verschneiden der Hecke nicht in seiner Verantwortung. „Es gibt einen Pflegevertrag zwischen dem Kulturverein Gotisches Haus Burgheßler und der Deutschen Denkmalstiftung. Leider aber kümmert sich der Verein nicht mehr um das Gelände, und wir dürfen erst ab Oktober wieder verschneiden, da uns sonst das Umweltamt wegen des Tierschutzes der Vögel aufs Dach steigt“, sagt Polster.

Neben dem Verschneiden haben die „unternehmungslustigen Weinliebhaber“ um den Hessen Matthias Dittrich noch weitere Vorschläge für das „Steinerne Bilderbuch“, etwa die Beleuchtung der Reliefs, eine interaktive App zur Erkundung oder Beamer-Projektionen, die nach der Bezahlung per Handy, erscheinen. Der Einsatz einer Heckenschere ist aber wohl zunächst der naheliegendere Schritt.

Die zwölf Motive im Sandstein zeigen vor allem biblische Szenen.
Die zwölf Motive im Sandstein zeigen vor allem biblische Szenen.
Torsten Biel
Auf in die Jahre gekommenen Tafeln werden die Reliefs erklärt.
Auf in die Jahre gekommenen Tafeln werden die Reliefs erklärt.
Torsten Biel