Biokohle für Kühe Biokohle für Kühe: Pilotprojekt zur Herstellung von alternativen Futtermitteln startet

Reuden - Wie kann man mit Holz Geld verdienen? Mit diesem Thema beschäftigen sich Ingenieure und Technologen um das Team von Dr. René Nitsche. Unter dem Dach der Convoris Verwaltungs GmbH werden Ressourcen gebündelt, Wissenschaftler und Geldgeber vereint. Nitsche ist Geschäftsführer. Der Ingenieur war bereits im Jahr 2007 als Unternehmer des Jahres in Sachsen-Anhalt gewählt wurden.
Gebürtig in Sachsen, lebt er heute in Hessen, dort hat die Firma ihren Stammsitz und in Reuden eine Niederlassung. Gemeinsam versucht man der alten Ziegelei neues Leben einzuhauchen. In Reuden stehen zwei Pilotanlagen.
Nachwachsender Rohstoff
Aus Holz wird Futterkohle in Bio-Qualität hergestellt. Der Modellversuch verläuft hoffnungsvoll. „In Deutschland fällt sehr viel Holz an. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde intensiv aufgeforstet. Meist waren das vor allem Fichtenwälder. So gibt es jedes Jahr rund 220 Millionen Kubikmeter Holz als nachwachsender Rohstoff für die Wirtschaft“, erzählt Nitsche. Aktuell werde auf Grund des Borkenkäferbefalls besonders viel gerodet.
„Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir das Holz nutzen können“, fährt Nitsche fort. Herausgekommen ist besagte Pilotanlage, die aus Holz Futterkohle in Bio-Qualität herstellt. Von einer Produktionsmenge von rund 15.000 Tonnen im Jahr ist die Rede. Dieses Produkt soll in Ställen an Kühe, Schweine und Geflügel verfüttert werden. Die Kohle enthält keine Keime und keine Antibiotika und sei daher für die Massentierhaltung besonders gut geeignet.
„Wenn wir Durchfall haben, nehmen wir Kohletabletten“
„Vergleichen wir es mit dem Menschen. Wenn wir Durchfall haben, nehmen wir Kohletabletten. So ähnlich funktioniert auch unsere neue Biokohle auch bei Tieren“, erklärt Nitsche. Die Nachfrage sei schon heute groß. Man habe erste Kontakte zu Futtermittelherstellern aufgenommen, um diesen wachsenden Markt zu erschließen.
Die Testphase der Pilotanlage in Reuden ist bereits abgeschlossen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse soll nun die erste Anlage im Industriemaßstab gebaut werden. „Bisher gibt es weltweit noch keinen Hersteller im industriellen Maßstab“, so Nitsche. Durch die Pilotanlage habe die Firma Convoris das notwendige Knowhow erhalten und möchte im Anschluss zehn industrielle Anlagen an diesem Standort errichten. Möglich wird dies auch durch die Unterstützung durch das Förderprogramm „Unternehmen Revier“.
In der Pilotphase rund 160.000 Euro Fördermittel
Dadurch fließen in der Pilotphase rund 160.000 Euro Fördermittel. Für den Zeitraum vom Juni 2019 bis Dezember 2020 wurden das Geld bewilligt (siehe Modellvorhaben „Unternehmen Revier). Unterstützung gibt es dabei durch das Wirtschaftsamt des Burgenlandkreises und die Innovationsregion Mitteldeutschland. Insgesamt wurden allein in diesem Jahr 74 Projekte eingereicht, davon 19 durch ein regionales Gremium befürwortet, zwei davon befinden sich im Burgenlandkreis.
Als erster und kleiner Schritt zur Unterstützung de Sturkurwandels ist das Modellvorhaben „Unternehmen Revier“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie bereits im Jahr 2017 gestartet. Damit soll der Strukturwandel in den Braunkohleregionen Lausitzer Revier, dem Mitteldeutschen Revier, dem Rheinischen Revier und dem Helmstedter Revier unterstützt werden. Hierzu erhalten die Reviere jährlich vier Millionen Euro aus dem Energie- und Klimafonds. Von den bereitgestellten Mitteln erhält die Lausitz 40 Prozent, das Rheinische Revier 25 Prozent, das Mitteldeutsche Revier 20 Prozent und das Helmstedter Revier 10 Prozent. In die Innovationsregion Mitteldeutschland werden jährlich 1,6 Millionen ausgereicht. Das Gebiet reicht von Altenburg, Zeitz bis Bitterfeld und von Halle bis Leipzig.
„Wir investieren rund 500.000 Euro in die Anlage, hinzu kommt etwa noch einmal die gleiche Summe, die wir in die Entwicklung des Industrieparks Reuden-Draschwitz stecken“, fährt Nitsche fort. Da wurden alte Werkhallen wieder flottgemacht, Solaranlagen auf die Dächer montiert und die Bedingungen für die Biokohleproduktion geschaffen.
„In der ersten Phase rechne ich mit 15 neuen Arbeitsplätzen“
Jetzt soll der ehemalige Sanitärtrakt der alten Werkhalle wieder flott gemacht werden, damit sich die Anlagenfahrer hier umziehen können. Insgesamt, so Nitsche weiter, seien bereits rund eine Million Euro in den Standort Reuden geflossen.
Die Industrieanlagen bringen Arbeit ins Revier. „In der ersten Phase rechne ich mit 15 neuen Arbeitsplätzen. Wir suchen derzeit Mechatroniker, Schlosser oder Arbeitskräfte mit Erfahrung in der chemischen Industrie“, fährt Nitsche fort. Gearbeitet wird in vier Schichten rund um die Uhr. Wer Arbeit sucht, der könne sich über die Internetseite der Firma bewerben. (mz)
