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Bildung  Bildung : Abschied nach 29 Jahren

Von Gudrun Schröder 04.03.2020, 11:44
29 Jahre war Karolin Fuchs Schulleiterin der Ganztagsschule in Nebra. Jetzt wechselte sie auf eigenen Wunsch nach Havelberg.
29 Jahre war Karolin Fuchs Schulleiterin der Ganztagsschule in Nebra. Jetzt wechselte sie auf eigenen Wunsch nach Havelberg. Gudrun Schröder

Nebra - Die Gerüchteküche brodelte schon länger: Nebras Schulleiterin verlässt die Ganztagsschule. Inzwischen ist das Gerede doch Wirklichkeit geworden. Die ersten Tage hat Karolin Fuchs bereits an der Grundschule in Havelberg nun schon hinter sich gebracht, und sie kann bisher nicht klagen. Ihren Einstand habe sie gut gemeistert, war von ihr zu erfahren. Vor zwei Wochen hatte die bis dato Schulleiterin der Ganztagsschule von Nebra ihren Schreibtisch geräumt und noch einige abschließende Arbeiten erledigt. Danach beendete Frau Fuchs ihre 29-jährige Ära als Leiterin der Grundschule.

Kooperation mit Partnern

Es gab noch eine kleine Abschiedsfeier mit ihren Kolleginnen und Kollegen sowie ein Dankeschön an die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Unstruttal, Jana Schumann, die Bürgermeister von Nebra und Karsdorf sowie an die Feuerwehren der Stadt und der Ortsteile. Es habe stets eine intensive Kooperation sowie ein herzliches Miteinander zwischen der Schule, der Verbandsgemeinde, den Kommunen sowie den Feuerwehren und Sportvereinen bestanden, so Karolin Fuchs weiter. „Natürlich bin ich wehmütig, weil ich mich hier all die Jahre wohlgefühlt habe, aber ich habe mich bewusst für den Wechsel an eine andere Schule entschieden. Es war mein Wunsch. Jetzt freue ich mich auf die kommende Zeit. In Havelberg wartet eine neue Herausforderung auf mich“, sagt die 59-Jährige zum Abschied.

Mit ihrem Weggang hinterlässt die Pädagogin große Fußstapfen. Die Schule verfügt über einen guten Ruf, sie und Frau Fuchs bildeten gewissermaßen eine Einheit. „Es war immer meine Schule gewesen. Voller Stolz bin ich jeden Tag in die Einrichtung gegangen“, erzählt die Pädagogin, die ihren Beruf mit Leidenschaft ausübt und ihn als Berufung sieht.

Ort des Lernens und Lebens

Zusammen mit ihrem Lehrer-Team, so Frau Fuchs weiter, habe sie die Schule zu einem Ort des Lernens und Lebens gestaltet, an dem sich alle Kinder wohlfühlen, sich ihre Mitstreiter gut verstehen und einsatzbereit sind. So konnte bereits 2004 das Konzept der Ganztagsschule gemeinsam umgesetzt werden, dass sich bis heute bewährt hat. Das sei nicht von allein passiert, dazu habe jede Menge Engagement und nicht nur Dienst nach Vorschrift gehört. Wie Frau Fuchs bemerkt, sei sie gewiss, dass auch ohne sie die Schule gut und mit Kompetenz geführt werde. Den Staffelstab habe sie in vollem Lauf an ihre Stellvertreterin übergeben. Alexandra Franke übernahm diesen als amtierende Schulleiterin.

Karolin Fuchs skizziert in ihren Abschiedsworten ihre bewegte Zeit in Nebra, wo sie bisher ihre schulische Laufbahn verbrachte und ständig Neues in Gang setzte. Schon während ihres Studiums am Institut für Lehrerbildung in Weißenfels bewarb sich die gebürtige Querfurterin für den Schuldienst in Nebra, da sie ihren Mann Joachim kennengelernt hatte, der in dem Unstrut-städtchen wohnte. So kam Frau Fuchs mit 20 Jahren als Unterstufenlehrerin an die Erich-Langrock-Oberschule nach Nebra. Dort unterrichtete sie von 1981 bis Anfang 1990. Im März 1990 erfolgte die Berufung zur stellvertretenden Direktorin der neu erbauten Lernbehinderten-Schule in Nebra, bis sie eineinhalb Jahre später die Grundschule als Schulleiterin übernahm. In Zahlen ausgedrückt: 59 Jahre alt, 39 Jahre Lehrerin, 29 Jahre Schulleiterin, 39 Jahre verheiratet, 39 Jahre Wohnort Nebra.

Der Wohnort ist nun allerdings Vergangenheit. Das Ehepaar Fuchs hatte sich die Kleinstadt Malchow zum neuen Lebensmittelpunkt gewählt. Hier leben die Mutter von Karolin Fuchs, ihre Schwester mit Familie und weitere Verwandtschaft. Bereits vor vier Jahren kauften sie sich selbst in dem Luftkurort ein Haus, und im vorigen Jahr, als ihr Mann mit 63 Jahren in Rente ging, stand in den Sommerferien der Umzug an. „Wir waren sehr gern in der Unstrut-Region zu Hause, aber sind inzwischen auch in Malchow heimisch. Da wir schon einige Jahre regelmäßig nach Mecklenburg fahren, haben wir zahlreiche Freundschaften schließen können“, so die Lehrerin.

Sie selbst habe während des Schulhalbjahres in Nebra ein möbliertes Zimmer bewohnt. In Havelberg, im nördlichen Sachsen-Anhalt, gehe es zwar so weiter, doch die Entfernung bis zum Heimatort betrage lediglich etwa 100 Kilometer. Dadurch könne sie jedes Wochenende nach Hause fahren. Der Schulleiter der Havelberger Grundschule ging in Pension. Sie habe sich beworben, und es hat geklappt. Zur Nebraer Schule gebe es Ähnlichkeiten, und das Konzept in Havelberg habe ihr bei einem Besuch gefallen.

„Es ist mein Traumberuf“

Dass Karolin Fuchs Lehrerin geworden ist, sei im Grunde nicht verwunderlich: Ihre Eltern waren Lehrer, ihre Schwester studierte ebenfalls Pädagogik. „Für mich ist es mein Traumberuf. Dazu habe ich großes Glück gehabt, dass ich an dieser Schule sein durfte“, bemerkt Frau Fuchs begeistert. Den Beruf würde sie immer wieder ergreifen. Ihren Sohn Robert hat sie ebenfalls überzeugt: Der Gymnasiallehrer unterrichtet in den Fächern Sport und Sozialkunde in Aschersleben.

Bei Familienfeiern steht jedoch nicht die Schule im Mittelpunkt der Gespräche. Da geht es hauptsächlich um Max und Tim, die beiden Enkelkinder der Fuchsens. Wenn sich Karolin und Joachim Fuchs auch rund 400 Kilometer von Nebra entfernt haben, wollen sie der Region treu bleiben und zu manchem Weinfest anreisen. Wenn die leidenschaftliche Pädagogin dann allerdings ihre ehemalige Schule besuchen will, wird sie klingeln müssen.

Die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde, Jana Schumann (r.), dankt Schulleiterin Karolin Fuchs während deren Abschied für ihre 29-jährige Arbeit.
Die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde, Jana Schumann (r.), dankt Schulleiterin Karolin Fuchs während deren Abschied für ihre 29-jährige Arbeit.
Gudrun Schröder