Bauernstube in Osterfeld: Bauernstube in Osterfeld: Diese Familien-Gaststätte kämpft um die Existenz

Osterfeld - Die Pensionszimmer in der Osterfelder Bauernstube sind seit Wochen verwaist. Die Gaststube ist nur mäßig besucht. Ein Anblick, den Wirt Bernd Rennebach kaum noch ertragen hat.

Seit mehr als 30 Jahren betreiben er und seine Frau Elke das Gasthaus in Osterfeld, haben investiert und hatten immer volles Haus. Nun müssen sie um ihre berufliche und private Existenz fürchten.

Der Grund dafür befindet sich direkt vor dem Haus: Eine Baustelle. Dort werden im Auftrag des Abwasserzweckverbandes (AZV) Naumburg neue Leitungen in die Erde verlegt. Und das gleich an mehreren Stellen in der Stadt.

Doch die Baumaßnahme ist in den Augen Rennebachs eine einzige Katastrophe. Erst einmal startete sie nicht zum angekündigten Termin im Juli.

„Da haben wir uns extra Urlaub genommen, wollten die Bauphase so überbrücken, damit die Gäste nichts davon mitkriegen“, erklärt der Wirt.

Doch dann wurde die Maßnahme verschoben. Und nun wird seit gut zwei Monaten direkt vor der Bauernstube geschachtet, gebaggert und Rohre verlegt.

Dabei sollte das Projekt nur zwei Wochen dauern. „Wir haben seitdem Umsatzeinbußen von 70, 80 Prozent. Stammkunden bleiben weg, Laufkundschaft kommt erst gar nicht.

Firmen fragen nicht wegen Weihnachtsfeiern an, weil die Gäste durch die Baustelle laufen müssten und wir momentan keine Parkplätze haben“, sagt Rennebach verzweifelt.

In wurmt so vieles. Ein großes Ärgernis ist, dass die Parkplätze, die zur Gaststätte gehören, nicht nutzbar sind. Die Kunden müssten sich Alternativen suchen.

Das heißt, etliche hundert Meter laufen - und das wiederum entlang einer anderen AZV-Baustelle. Zwar gibt es öffentlichen Stellplätze in Osterfeld, aber die will Sohn Jens Rennebach niemandem empfehlen.

Denn dort wurden in jüngster Zeit mehrfach Kennzeichen geklaut, Reifen zerstochen, Diesel abgezapft.

Dabei verfügt die Gaststätte über 30 eigene Parkplätze vor und hinter dem Haus. Doch die sind durch die Bauarbeiten nicht erreichbar oder dienen als Lagerfläche.

„Da wurden wir nicht mal gefragt“, empört sich Sohn Jens über den Auftraggeber AZV. Mit der Baufirma hingegen sei es ein gutes Miteinander, da könne man reden und Kompromisse finden, betont er.

Aber die muss ja ausführen, was sie aufgetragen bekommt. Die Familie bezahlt Pacht für die Flächen, kann sie aber nicht nutzen. Eine Entschädigung hat der AZV abgelehnt.

Auch sonst sei mit dem Zweckverband kein Reden möglich, so Rennebach. Vorschläge der Anlieger werden abgetan, stattdessen werden Rohre so verlegt, dass Anlieger nun noch gezwungen werden, teure Pumpstationen anzuschaffen.

Gesprächsanfragen laufen ins Leere und Einsicht in Unterlagen wird der Familie verwehrt. Stattdessen erfährt sie zufällig, dass es immer wieder Veränderungen im Bauplan gibt. Somit ist noch kein Ende der Bauarbeiten in Sicht.

Schon jetzt schätzt die Familie mit Kosten zwischen 25.000 und 40.000 Euro, die auf sie zukommen, um die Forderungen des AZV zu begleichen.

„Doch von was sollen wir das zahlen, wenn wir keinen Umsatz machen“, fragt Sohn Jens, der selbst auch einen Kfz-Service betreibt und schon etliche Kundentermine absagen musste.

Der AZV war am Freitag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Im Gemeinderat Osterfeld am 1. Dezember, 19 Uhr im Rathaus, wird ein Vertreter des AZV Naumburg über die Gebührenkalkulation informieren. (mz)