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Ausstellung  Ausstellung : Fremdes in an und neben mir

Von Jana Kainz 19.06.2016, 08:49
„Fremd“ nennt Doreen Wolff eines ihrer jüngsten Bilder. Zu sehen ist auch dieses in der Ausstellung im Naumburger Rathaus.
„Fremd“ nennt Doreen Wolff eines ihrer jüngsten Bilder. Zu sehen ist auch dieses in der Ausstellung im Naumburger Rathaus. Torsten Biel/Repro

Naumburg - Ein weiblicher Unterleib mit einer Sicherheitsnadel auf einem fein gepunkteten Hintergrund - „Fremd“ nennt Doreen Wolff dieses Bild. Daneben hängt ein ähnliches Motiv. Wieder ein Frauenunterleib. Doch ist dieser gemustert, von zig Rasierklingen umrandet und von Muscheln umgeben. „Messerscharf oder weich umspült“ gibt das kleine Schild am Bildrahmen über den Titel Auskunft.

Es sind zwei von drei Arbeiten, mit denen die gebürtige Naumburgerin, die inzwischen in Dresden lebt, in der aktuellen Ausstellung im Naumburger Rathaus vertreten ist. Entstanden sind diese Arbeiten gezielt zum Thema der Gemeinschaftsschau (siehe „Rathausgalerie“), die mit „Das Fremde in mir!?“, einer Zeile aus dem Gedicht von Michael R. Dyroff, überschrieben ist.

In Vorbereitung auf die Ausstellung waren Doreen Wolffs Gedanken zurück zur Geburt ihrer ersten Tochter gewandert - ein Kaiserschnitt. „Eben war man noch schwanger, lag im Kreißsaal und als man aufwacht, hat man plötzlich ein Kind. Zurück bleibt eine Narbe“, so die Künstlerin. Das fühle sich fremd und unwirklich an, weil ein Stück des Weges als Erlebnis fehlt. Und letztlich fühlt sich auch die OP-Narbe fremd und wie jede andere tot an - so wie Tätowierungen für manche etwas Fremdes sind.

Befremdlich an ihren Bildern, aber erst auf dem zweiten Blick erkennbar, sind die langen Haare, die Doreen Wolff in die Werke mit einbrachte. Es sind ihre eigenen. Es sind jene, die ihr an den Seiten des geflochtenen langen Mittelzopfes fehlen. Sie schnitt sie aus Freundschaft, aus Mitgefühl ab. „Als ich erfuhr“, so die Künstlerin, „dass meine Freundin Krebs hat und sie mit der Chemotherapie ihre Haare verlieren würde, wollte ich mir eine Glatze schneiden.“ Doch das gehe in der gegenwärtigen politischen Situation in Dresden nicht. Zu schnell würde sie mit Menschen verwechselt, deren Gesinnung Welten von ihrer entfernt ist.

Mit einer Glatze wollte sie Zweierlei bewirken. „Ich dachte, in meiner Begleitung als Glatzenträgerin würde sie sich mit ihrer Glatze auf die Straße trauen“, erzählt sie. Die Freundin lehnte dankend ab, weil es bei ihr krank aussehen würde. Zum anderen wollte Doreen Wolff aus ihren Haaren eine Perücke für die Freundin anfertigen lassen. Aber das war nicht nötig. Deren Haare wuchsen schnell nach. So wurden sie nicht gebraucht. Wenig später fand die Wahl-Dresdnerin für ihre Haare die künstlerische Verwendung.

Ganz unterschiedliche Arbeiten fasst die Schau in den Fluren des Naumburger Rathauses unter dem Motto „Das Fremde in mir!?“ zusammen. Zu sehen sind Werke von zehn regionalen Künstlern - neben Doreen Wolff sind das Anna Eckert, Sabine Ebert-Hoyer, Anita Wolff, Hartwig Ammann, Michael R. Dyroff, Peter Sahl, Thomas J. Scheithauer, Matthias Schöneburg und Thomas Wieduwilt. Abgeschlossen wird die Schau am 28. August mit der Kunstmesse. (jak) 

Eine zweite natürliche Beigabe in ihren Bildern sind Muscheln aus Thailand. Sie stehen symbolisch für alle fernen Länder. Und schon ist der Bezug zur nächsten Fremden-Thematik geschaffen. „Leute, die kaum unterwegs sind, bauen eher Fremdenhass auf als andere. Da gibt es viel Unwissenheit, weil die Erfahrungen fehlen“, meint Doreen Wolff, die sich alljährlich längere Zeitz zum Arbeiten in Thailand aufhält.

Doreen Wolff
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