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Ausgrabungen am Schloss Goseck  Ausgrabungen am Schloss Goseck : Spuren der alten Kirche

Von Holger Zimmer 01.08.2019, 09:19
Steffen Grosser (links) und Holger Rode auf der Grabungsfläche im Schloss bei der Dokumentation.
Steffen Grosser (links) und Holger Rode auf der Grabungsfläche im Schloss bei der Dokumentation. Holger Zimmer

Goseck - Die Kirche des Gosecker Klosters war ursprünglich nicht so groß wie jetzt, sondern dreieinhalb Meter kleiner. Dieser Hinweis aus älteren Aufzeichnungen konnte jetzt bestätigt werden. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse der archäologischen Ausgrabungen, die derzeit in dem historischen Gemäuer stattfinden. Sie gehören zu den Vorarbeiten für den Bau eines neuen Treppenhauses in dem ehemaligen Kloster, das später zum Schloss umgebaut wurde.

Reste von Turm werden sichtbar

Holger Rode, der die Grabungen im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Halle leitet, verweist auf die derzeitigen Turmfundamente. Daran anschließend werden die inzwischen freigelegten älteren Mauerreste des Süd-West-Turms sichtbar. Der stammt aus der Erbauungszeit der 1053 geweihten Kirche. Der Erweiterungsbau erfolgte im 13. Jahrhundert, also rund 200 Jahre später.

Rode hat an der Martin-Luther-Universität in Halle studiert, weil Geschichte und Archäologie schon in der Jugend seine Leidenschaft gewesen sind. Vor vier Jahren hatte er schon einmal in Goseck gegraben, als es um die Trockenlegung der Nord-West-Ecke des Schlossflügels ging. Da wurden unter anderem eine Latrine und eine Heizung gefunden. Inzwischen war Rode in der Zeitzer Domfreiheit tätig, vor allem aber seit gut 20 Jahren in Wittenberg. Dort fand er ein reiches Betätigungsfeld am Lutherhaus, am Schloss und auf dem Standort des ehemaligen Franziskanerklosters. So konnte er das Grab von Kurfürst RudolfII. freilegen, der 1370 in der Elbestadt gestorben ist. Er habe laut Rode zu jenen sieben Kurfürsten gehört, die den Kaiser gewählt haben. Insofern war die Freilegung des Grabes durchaus eine Sensation, zumal sich darin auch ein Siegel befand. „Und Grabbeigaben waren damals absolut unüblich“, ist zu hören.

Ist Hohlraum eine frühere Grabkammer?

Warum aber die Gosecker Umbauten 200 Jahre nach der Kirchweihe stattgefunden haben? Rode geht davon aus, dass es eine zeitgemäße Modernisierung gegeben habe und Neues entstanden ist. So hat sich die Front mit den Türmen um dreieinhalb Meter nach Westen verschoben. Da wurden teilweise die alten Steine wieder verwendet oder dienten als Verstärkung für die Fundamente. Auch ein Hohlraum war entstanden, der eine Grabkammer gewesen sein könnte. Ein Beweis dafür fehlt allerdings, so dass die Vermutung reine Spekulation bleibt. Holger Rode verweist außerdem auf den alten Estrichboden, der mehr als einen Meter unter dem heutigen Niveau liegt. Aber auch Kalkmörtel an den Wänden hat die Zeiten überdauert. Die Arbeiten, die Rode mit dem Techniker Steffen Grosser und Grabungsmitarbeiterin Jana Recke durchführt, sollen bis Ende nächster Woche abgeschlossen werden.

Sanierung im Verzug

Eigentlich sollte die Sanierung bereits weiter fortgeschritten sein, sagt Olaf Martin-Knauf von der Kulturstiftung des Landes als Schloss-Eigentümer. Aber erst nach den Ausgrabungen können die Arbeiten weitergehen. Eine Trennwand muss wieder eingezogen werden, hinter der der Raum für Hausmeister und Heizung eingerichtet wird. Das sei wichtig, damit die Wohnungen im Obergeschoss des Südflügels in der kalten Jahreszeit mit Wärme versorgt werden können. Dann folgen in Jahresscheiben das Treppenhaus und die Installation von Sanitäreinrichtungen. Anschließend kommt der Gebäudeteil mit der Balkendecke im Ex- Speiseraum der ehemaligen Jugendherberge dran. Und erst im Jahr 2022 könnte die Sanierung des Treppenhauses zum Festsaal erfolgen.

Jana Recke säubert die Grabungsfläche.
Jana Recke säubert die Grabungsfläche.
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