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Arche Nebra Arche Nebra: Sinnlich statt Fachchinesisch

Von Andreas Löffler 22.07.2019, 07:15
Alles kreist um die Himmelsscheibe: Annett Börner steht in der Dauerausstellung der Arche Nebra.
Alles kreist um die Himmelsscheibe: Annett Börner steht in der Dauerausstellung der Arche Nebra. Löffler

Wangen - Seit Freitag ist für Annett Börner erst einmal eine Woche Urlaub angesagt - und Ziel sowie Art ihrer Reise verraten schon eine ganze Menge über die Naumburgerin, die in der Arche Nebra für den Bereich „Bildung und Vermittlung“ verantwortlich zeichnet. „Mit Familie und Freunden möchte ich auf dem Fahrrad die Thüringer Städtekette von Eisenach bis Altenburg erkunden“, sagt die Frau, deren Interesse für die Regionalgeschichte mit Dienstschluss längst nicht endet. „Bewegung ist wichtig“, setzt sie mit Blick auf das Velo als Fortbewegungsmittel hinzu - eine Maxime, die im übertragenen Sinn ganz offenkundig auch in Annett Börners beruflichem Werdegang ihren Niederschlag fand.

Im Stadtmuseum in Borna tätig

Die heute 47-Jährige hat sich dabei selbst bewegt wie sie auch Dinge in Bewegung brachte. Seit 2011 ist sie in der Arche Nebra tätig - nachdem sie dort mit einer Initiativbewerbung Erfolg hatte. Nach Babypause und gut zehn Jahren Arbeit im Stadtmuseum im sächsischen Borna habe ihr damals der Sinn nach Veränderung, eben: Bewegung gestanden.

„Und an der Arche reizte mich, dass es ein modernes Haus ist und das Ausstellungskonzept ein ganz anderes als das eines Museums ist - ja, sein muss“, sagt die gebürtige Weißenfelserin und erläutert: „Die Arche ist ein Besucherzentrum, kein Museum - denn wir besitzen keine Sammlung mit Originalobjekten, sondern vermitteln die Erkenntnisse zu Archäologie und Astronomie der Himmelsscheibe durch Modelle, Installationen und Grafiken.“ Was durchaus Herausforderungen schaffe, nicht zuletzt die, erwartungsfrohe Besucher mit der Aussage enttäuschen zu müssen, dass die Himmelsscheibe selbst nicht in Wangen, sondern im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle zu sehen ist.

Fantasie und Kreativität

Umso anspruchsvoller für die Ausstellungsmacher ist es dann natürlich, begleitende Konzepte zu Bildung und Vermittlung zu entwickeln - aber eben auch reizvoller, wie Annett Börner findet: „Man kommt gar nicht umhin, vieles auszuprobieren - ein Umstand, den ich hier in der Arche besonders schätze, weil das Fantasie und Kreativität beflügelt.“

Dabei gehe ihr und ihrer Mitstreiter Tun im Bereich Bildung und Vermittlung über Programme für Kinder, auf die der Begriff Museumspädagogik leider allzu oft reduziert werde, deutlich hinaus. „Wir haben auch andere, erwachsene Zielgruppen - es geht beileibe nicht nur darum, im Museum ein bisschen zu basteln“, unterstreicht sie nachdrücklich.

Erklärungen - nicht Belehrungen

Was freilich keineswegs als Abkehr von Aktiv- und Mitmachangeboten verstanden werden soll. „Im praktischen Tun beschäftige ich mich noch einmal auf einer ganz anderen Ebene mit einem Thema, besteht die Möglichkeit zu fragen, findet ein Verstehensprozess statt“, hebt sie deren Wert hervor. „Generell gesprochen geht es uns darum, zusätzlich zur Ausstellung Erklärungen - und nicht Belehrungen! - zu liefern, damit unsere Besucher all das, was sie hier sehen und erfahren, zueinander in Beziehung setzen können“, beschreibt Annett Börner ihren Anspruch.

„Um die Gäste emotional ,abzuholen’, müssen wir dabei Worte und Bilder finden, mit denen diese wirklich etwas anfangen können, ohne dass es freilich gar zu simpel wird - eine Gratwanderung“, meint sie. „Der Wunsch, etwas dazuzulernen, ist nämlich tatsächlich da - bloß müssen wir aufpassen, dass wir das zarte Pflänzchen Interesse nicht durch Fachchinesisch oder akademische Abstraktheit zerdrücken.“ Die Dinge (be)greifbar und sinnlich erfahrbar zu machen, sei daher ihr Credo - bei den regelmäßigen Themenabenden mit Familienangeboten, Fachvorträgen, Sternenbeobachtung auf dem Himmelsberg und mitunter sogar Bandkonzerten genauso wie beim neuen Format „Himmelsscheibenwoche“ vom 5. bis 9. August.