Arche Nebra Arche Nebra : Kupfer für die Himmelsscheibe

Wangen - Der Blick aus dem Panoramafenster in Richtung Mittelberg fehlt. Es wäre recht düster, wenn da nicht die Kabinette mit Fundstücken und die ausdrucksstarken beleuchteten großformatigen Fotos wären. Die Farbe Schwarz regiert im Ausstellungsraum im Obergeschoss der Arche Nebra. „Wir sind doch Untertage“, bemerkt Bettina Pfaff, Geschäftsführerin des Besucherzentrums.
Kein Wunder: Die diesjährige Sonderschau „Aus der Tiefe geboren - Die Himmelsscheibe von Nebra“ widmet sich dem Bergbau. „Zu unserem zehnjährigen Bestehen wollten wir zurück zur Himmelsscheibe und gleichzeitig zu ihrem Ursprung gehen“, erklärt die Arche-Chefin. Materialanalysen haben ergeben, dass das Kupfer des berühmten Fundstücks aus den Erzlagerstätten nahe des Mitterbergs stammt. Das nahe Salzburg in den Ostalpen gelegene Bergbau-Gebiet zählte zu den bedeutendsten Bergbau-Regionen der europäischen Vorgeschichte.
Für die aktuelle Sonderschau nahm sich das Wangener Besucherzentrum zwei renommierte Partner an seine Seite: das Salzburg Museum mit seinem Keltenmuseum Hallein sowie das Deutsche Bergbau-Museum Bochum. Beide Einrichtungen fungieren als Leihgeber der rund 40 Exponate und Bilder sowie mit ihren Mitarbeitern als fachliche Berater. Für die Auswahl der Exponate und die Begleittexte zeichnen Holger Wendling vom Salzburg Museum und Peter Thomas vom Deutschen Bergbau-Museum verantwortlich. Die Ausgestaltung der Schau übernahm Jens Brauer, der als Szenograf und Bauleiter fungierte und bereits die Ausstellung „Eiszeitriesen - Mammuts in Nebra“ 2012 gestaltet hat. Die Ausstellung zeigt nicht nur die Bedeutung der Mitterberger Bergbau-Region und die aufwendige und mehrstufige Verarbeitung des Kupfererzes zur damaligen Zeit auf. „Die Schau macht deutlich, wie weit die Technologie in der Bronzezeit war, welches archäologisches Wissen hinter der Himmelsscheibe und welches ingenieurtechnische Verständnis hinter dem damaligen Bergbau steckt“, sagt Holger Wendling. Neben den eindrucksvollen großformatigen Bildern und 3-D-Animationen eines Mitterberger Schachtes ragen die bronzezeitlichen Fundstücke heraus: so ein hölzerner Zirkel, der für die Vermessung genutzt wurde, sowie Leuchtspäne, Hammer und Pickel. Nur wenige Schritte entfernt, leuchtet die Masterkopie der Himmelsscheibe auf; nebenan ein weiteres bedeutendes Exponat: der Helm von Pass Lueg - als Original und als Rekonstruktion. „Wir haben den Helm für diese Schau erstmals im Verhältnis 1:1 nachgebaut“, erzählt Maximilian Bertet, Restaurator am Salzburg Museum. Beide Stücke stehen als Sinnbild für Macht, Reichtum und Wissen einer Elite, die in der Bronzezeit entstanden war.
Rund 1000 Jahre hatte der Bergbau am Mitterberg Bestand. Rund 24 000 Tonnen Erz wurden ans Tageslicht geholt. Das Kupfer verbreitete sich über Handelswege in ganz Europa - von Irland bis nach Osteuropa. Auch die Sonderschau wird auf Reisen gehen: Im kommenden Jahr ist sie im Keltenmuseum Hallein zu sehen. „Wir hoffen natürlich, dass das Renommee der Himmelsscheibe viele Besucher anzieht und wir bei der lokalen Bevölkerung das Interesse für dieses vor Ort weniger bekannte Thema wecken können“, so Wendling.