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Bundesweite Fahndung nach vermisstem Mädchen Bundesweite Fahndung nach vermisstem Mädchen: 300 Werbetafeln sollen doch noch heiße Spur zu Inga liefern

Von Katrin Löwe 13.05.2015, 21:21
Auf einer Werbetafel im halleschen Hauptbahnhof wird auf die Suche nach Inga hingewiesen. Die Fünfjährige wird seit dem 2. Mai vermisst.
Auf einer Werbetafel im halleschen Hauptbahnhof wird auf die Suche nach Inga hingewiesen. Die Fünfjährige wird seit dem 2. Mai vermisst. silvio kison Lizenz

Halle (Saale) - Es ist ein Bild, das möglichst vielen Passanten auffallen soll: Auf fast 300 riesigen digitalen Werbetafeln wird jetzt bundesweit nach der vermissten Inga aus Schönebeck gesucht. Die Polizei nutzt dabei ein Angebot der „Initiative vermisste Kinder“ in der Hoffnung auf neue Hinweise zum Verschwinden des fünfjährigen Mädchens. Am Dienstagabend war in Zusammenarbeit mit den Ermittlern bereits eine Internetseite der Initiative mit den wichtigsten Fahndungs- und Kontaktinformationen online gestellt worden. „Wir wollen einfach jede Möglichkeit ausschöpfen, die sich uns bietet“, sagte Polizeisprecherin Beatrix Mertens.

Mit Unterstützung der Werbefirma Ströer stünden für die Suche nach Inga 297 sogenannte Infoscreens in 19 deutschen Großstädten zur Verfügung, sagte Initiativ-Chef Lars Bruhns am Mittwoch. Insgesamt würden so pro Werktag mehr als zwei Millionen Passanten erreicht. Eine der Tafeln steht zum Beispiel am halleschen Hauptbahnhof, weitere unter anderem in Leipzig und Dresden. „Darüber hinaus planen wir noch rund 20 Großplakate“, sagte Bruhns. Die neun Quadratmeter großen Plakate sollen voraussichtlich Anfang der kommenden Woche in der Region um Stendal aufgehängt werden.

Suche in selten bekanntem Ausmaß

Die seit 1997 existierende Initiative spricht von einem seltenen Fall - nicht nur, weil im Gegensatz zu Inga ein Großteil der in Deutschland vermisst gemeldeten Kinder tatsächlich schnell wieder zu Hause ist. Zwar gebe es öfter regionale Fahndungen nach Kindern und Jugendlichen auf den Anzeigetafeln, sagte Bruhns. Eine bundesweite Suche in dem Ausmaß sei aber bisher nur ein Mal gestartet worden: im Fall Mirco S. Der zehnjährige Junge aus Nordrhein-Westfalen war 2010 entführt und später ermordet aufgefunden worden. Die Suche nach ihm zählte zu den größten in Deutschland.

Immer wieder werden in Sachsen-Anhalt Kinder unter 14 Jahren als vermisst gemeldet, die meisten sind jedoch schnell wieder da. Im vergangenen Jahr waren es nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) 261 Vermisstenfälle, mehr als 75 Prozent der Kinder tauchten der Statistik zufolge binnen einer Woche wieder auf.

Etwa ein Zehntel war ein bis zwei Wochen und nur ein Prozent mehr als sechs Monate verschwunden. Dem LKA sind aus den vergangenen fünf Jahren keine Fälle bekannt, bei dem ein Kind nachgewiesenermaßen zu Schaden kam.

Hinter Vermisstenmeldungen stecken laut LKA als Motive oft die Flucht aus Kinderheimen, Schulschwierigkeiten, Dauerausreißer und Kindesentziehungen. Derzeit wird der Behörde zufolge neben der fünfjährigen Inga nach bis zu 15 vermissten Kindern unter 14 Jahren länger gefahndet.

Bei acht Fällen bestehe keine Gefahrenlage, da es sich um Kindesentziehung handele. Diese Kinder seien in Obhut eines Elternteils. Von den sieben weiteren Fällen liegen vier schon Jahre zurück. Unter ihnen ist auch die vermisste Mandy aus Halle, die seit 1998 verschwunden ist.

Auf den rund neun Quadratmeter großen Werbetafeln wurde - zunächst von Dienstagabend bis Mittwoch 24 Uhr - etwa alle zehn Minuten die Anzeige mit Fotos von Inga und der Telefonnummer der Polizei eingeblendet. Nach Angaben von Bruhns soll die Aktion voraussichtlich am Freitag fortgesetzt werden. Ströer stellt die Einblendungen kostenlos bereit. „Wir arbeiten seit Jahren mit der Initiative zusammen und tun das, was wir können: Aufmerksamkeit erregen“, so Firmensprecherin Andrea Breyther.

Inga war am 2. Mai in Wilhelmshof bei Stendal von einer Feier in einer Diakonie-Einrichtung verschwunden. Tagelang hatten bis zu 1000 Polizisten und Helfer im angrenzenden Waldgebiet nach ihr gesucht, weil angenommen wurde, dass sie sich beim Holz holen für ein Lagerfeuer verlaufen haben könnte. Inzwischen vermutet die Polizei allerdings, dass das Kind Opfer eines Verbrechens wurde. Bei den Ermittlern sind seit dem Verschwinden von Inga zwar hunderte Hinweise eingegangen. Eine heiße Spur sei aber immer noch nicht dabei, erklärte Polizeisprecherin Mertens. (mz)