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Bundeswehr Bundeswehr: Rekruten der neuen Ära beenden erste Etappe

Von CHRISTOPH BORGANS 26.09.2011, 20:10

ERFURT/DAPD. - Matthias Fritzsche und Tobias Roth erkennen sofort, was der Mann mit dem Bolzenschneider vorhat: Im Handumdrehen ist der Saboteur gestellt und entwaffnet. "Sehr gut", sagt ihr Ausbilder. Doch damit ist erst ein Teil der Abschlussübung bestanden. Vor den beiden Männern liegen eine kurze Nacht in Zelten, Feuergefechte um Mitternacht und am Morgen der Marsch zurück in die Kaserne des Führungsunterstützungsbataillons 383.

Sechs Monate Probezeit

Dort haben Fritzsche und Roth am 4. Juli mit 130 Männern und sechs Frauen ihre allgemeine Grundausbildung begonnen. Alle sind sie freiwillig zur Bundeswehr gekommen und können innerhalb der ersten sechs Monate jederzeit kündigen. Wer bis zum Ende der Ausbildung am 30. September durchhält und die Abschlussübung besteht, wird zum Gefreiten befördert - damit endet die erste Etappe ihrer Bundeswehrzeit.

Für Fritzsche und Roth ist Aufgeben längst keine Option mehr. Auch Philipp Danes bereut seine Entscheidung nicht. Der 29-Jährige hat in Tschechien, Polen und Israel studiert und arbeitet seit Jahren als Grafikdesigner. "Aber dann wollte ich mal etwas ganz anderes machen", sagt er. Am Anfang sei es vor allem schwer gewesen, Platz für Privatsphäre zu finden. Statt seiner Wohnung hatte er plötzlich nur ein Bett in einer Stube mit sechs Kameraden. Nach zwei Wochen Eingewöhnung aber war klar: "Ich zieh das hier durch."

Andere kamen mit den neuen Lebensumständen nicht zurecht. "Wer kündigt, macht das meist zu Anfang", sagt Hauptmann Stefan Siegelmann, der als Kompaniechef verantwortlich für die Grundausbildung ist. Manche hätten sich gleichzeitig auf einen Studien- oder Ausbildungsplatz beworben. Insgesamt waren es 15 von 138 Rekruten, die im Juli gingen. Danach gab es keine Abbrecher mehr.

Motivation ist gewachsen

Auch die Bundeswehr kann die Freiwilligen innerhalb der ersten sechs Monate entlassen. "Bei zweien habe ich das erwogen", sagt Siegelmann. "Aber dann haben sich beide doch noch gut in die Gruppe eingefügt." Überhaupt gebe es kaum Probleme mit den Freiwilligen, während er früher regelmäßig habe Disziplinarmaßnahmen verhängen müssen. "Die Motivation ist besser", sagt Hauptfeldwebel Frank Dörner, seit 2006 Zugführer in der Ausbildungs-Kompanie. Wenn niemand mehr gegen seinen Willen Dienst tue, wirke das positiv. Wer kein Interesse habe, sei längst gegangen.

Matthias Fritzsche ist noch da. Vielleicht bleibt er sogar zwölf Jahre und wird Feldwebel. Vorerst hat er sich für 23 Monate verpflichtet, da er in den Auslandseinsatz will. Das will Adrian Haustein hingegen gern vermeiden. Bei seiner Verpflichtungszeit von zwölf Monaten sei ein Einsatz unwahrscheinlich, sei ihm im Kreiswehrersatzamt gesagt worden. Der 18-jährige hat wie die meisten der Erfurter Rekruten vor kurzem sein Abitur gemacht.

Er nutzt den Dienst, um die Zeit zum Studium zu überbrücken, was für ihn bei einem Wehrsold von 875 Euro im Monat "auch finanziell eine optimale Möglichkeit" sei. Und mal an die eigenen Leistungsgrenzen gebracht zu werden, sei auch nicht schlecht: "Man lernt, sich durchzubeißen, und kann sich besser selbst einschätzen." Diese Erfahrungen wird er mit in sein ziviles Leben nehmen. Zunächst aber geht es im Oktober für Danes, Fritzsche und Haustein in ihre neuen Einheiten in ganz Deutschland.