1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Bundesgartenschau im Havelland: Bundesgartenschau im Havelland: Buga endet im Finanz-Fiasko

Bundesgartenschau im Havelland Bundesgartenschau im Havelland: Buga endet im Finanz-Fiasko

Von Alexander Schierholz 16.09.2015, 18:37
Die Bundesgartenschau 2015 findet in diesem Jahr in Brandenburg, Rathenow und Havelberg statt.
Die Bundesgartenschau 2015 findet in diesem Jahr in Brandenburg, Rathenow und Havelberg statt. Stedtler Lizenz

Havelberg - Die von Sachsen-Anhalt und Brandenburg gemeinsam ausgerichtete Bundesgartenschau (Buga) im Havelland entpuppt sich finanziell gesehen als Fiasko.

Rund vier Wochen vor dem Ende am 11. Oktober mussten die Organisatoren am Mittwoch ein Defizit von zehn Millionen Euro einräumen. Die Zahl der Besucher liegt weit unter den Erwartungen. Prognostiziert worden waren 1,5 Millionen zahlende Gäste. „Am Ende werden wir wohl eine Million erreichen“, sagte Bernd Poloski, parteiloser Bürgermeister von Havelberg, dem einzigen Buga-Standort in Sachsen-Anhalt. „Wir sind über dieses Ergebnis nicht glücklich.“

Erstmals dezentrale Ausrichtung der Buga

Die Buga wird im Havelland erstmals dezentral ausgerichtet, in fünf Orten entlang des Flusses, von Havelberg bis Brandenburg an der Havel. Die Städte hatten für die Organisation der Schau bereits 34,5 Millionen Euro aufgewendet, nun müssen sie noch einmal zehn Millionen nachschießen. Die Länder Sachsen-Anhalt und Brandenburg hatten aus verschiedenen Förderprogrammen zwar die Instandsetzung von Infrastruktur finanziert. Der Betrieb der Buga ist aber Sache der Städte, die sich dafür in einem kommunalen Zweckverband zusammengeschlossen haben. Deshalb müssen sie nun auch allein für das Defizit aufkommen.

Zusätzliche Bedarfszuweisungen vom Land?

Poloski kündigte an, die Kommunen würden mit den Ländern nicht nur das schlechte Ergebnis analysieren, sondern auch „darüber sprechen, ob sie uns anteilige finanzielle Hilfen gewähren können“. Schließlich hätten sich beide Landeskabinette aus Gründen der Wirtschaftsförderung und der Regionalentwicklung klar zur Buga bekannt. Denkbar sei es, zusätzliche Bedarfszuweisungen vom Land zu erhalten. Die Verluste werden unter den Kommunen nach den Einwohnerzahlen aufgeteilt; für Havelberg rechnet der Bürgermeister mit zusätzlichen Kosten von 650.000 Euro. Aus dem Wirtschaftsministerium hieß es, es müsse zunächst die Schlussabrechnung abgewartet werden. Den Kommunen sei aber vorher bekannt gewesen, dass es am Ende auch ein Defizit geben könne.

Die Buga-Organisatoren haben für die niedrigen Besucherzahlen gleich mehrere Gründe ausgemacht: Die extremen Wetterbedingungen mit Hitzerekorden, Stürmen und Unwettern sowie der wochenlange Bahnstreik und der kommunale Streik im Nahverkehr hinterließen ihre Spuren, erklärte Buga-Geschäftsführer Erhard Skupch. „Solche Ereignisse kann man mit keinem Marketing der Welt kompensieren.“ Dass auch die Verteilung auf fünf Standorte potenzielle Besucher abgeschreckt haben könnte, sieht Havelbergs Bürgermeister Poloski nicht so.

Erfolg für Hotels und Pensionen

Aus seiner Sicht war die Buga trotzdem ein Erfolg. Aufgrund der guten Auslastung in Hotels und Pensionen könne Havelberg rund 50 Prozent mehr Gewerbesteuer-Einnahmen verbuchen als im Vorjahr. In der Altmark seien die Besucherzahlen gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent gestiegen, deutlich über dem Landesdurchschnitt. Auch Havelberg verzeichne „spürbar“ mehr Gäste, sagte Poloski, ohne Zahlen zu nennen.

Es ist keine Seltenheit, dass Gartenschauen mit Verlusten enden. Die Landesgartenschau in Aschersleben etwa fuhr 2010 ein Minus von 1,7 Millionen Euro ein. Die Buga 2007 in Gera schloss mit einem Defizit von drei Millionen Euro. Bei der Internationalen Gartenbauausstellung in Rostock 2003 mussten sogar knapp 20 Millionen Euro zusätzlich bezahlt werden. (mz)