Buchrezension "Hitlers Weltkriege" Buchrezension "Hitlers Weltkriege": Hitler war Feldherr aus eigenem Willen

Für seine Anhänger war Adolf Hitler der größte Feldherr aller Zeiten, seinen Generälen hingegen galt er als Alptraum und seinen Gegnern als anmaßender Amateur. Der hallesche Historiker Henrik Eberle hat sich jetzt daran gemacht, die Figur Hitler aus ihren Kriegserlebnissen zu erklären. „Hitlers Weltkriege“ (Hoffmann&Campe, 17,99 Euro) ist der Versuch, den Mann aus dem oberösterreichischen Braunau als eine Gestalt zu beschreiben, die von ihren eigenen Fronterfahrungen mehr geprägt war, als sie selbst es wahrhaben wollte.
Von Mythen umgeben
Eberle hatte zuletzt mit dem „Buch Hitler“ Aufsehen erregt, in dem er die in russischen Archiven gefundenen Hitler-Berichte veröffentlichte, die der sowjetische Geheimdienst für Stalin angefertigt hatte. Hier nun ist er weniger Sammler als Spurensucher auf der Fährte des Mannes, den sein Volk nur halb spöttisch den „Größten Führer aller Zeiten“ nannte. Eberle, in Chemnitz geboren und später zum Studium der Geschichte an die Martin-Luther-Universität Halle gekommen, findet einen Mann, den auch als Soldat Mythen umgeben: Mal soll er feige gewesen sein, mal tapfer, mal drückte er sich, mal konnte er nicht genug vom Kämpfen bekommen.
Zwischen der Westfront, wo Hitler bei einem Gasangriff und durch ein Geschoss verletzt wird, und Mittel- und Norddeutschland, wo er in Lazaretten aufgepäppelt wird, findet der geübte Rechercheur Spuren des Gefreiten - so unter anderem einen Eintrag in einem Krankenbuch, das Zugang Nummer 4199 mit der Diagnose „Granatsplitterverletzung im linken Oberschenkel“ führt.
Führer entstand im Krieg
Hier schon notiert der spätere Parteigründer für sich selbst Urteile. Er schätzt den Kampfwert seiner Kameraden ein, verdammt deren Feigheit und beginnt um 1919 mit einer Art Ausbildung zum Propagandisten unter den Fittichen des Historikers und Journalisten Karl Alexander von Müller. Ausführlich schildert Henrik Eberle, wie die Schatten der Vergangenheit das aufstrebende Polit-Talent einholen, als die Parteikonkurrenz das Gerücht streut, Hitler sei an der Front selbst als Feigling bekannt gewesen.
Der Wahrheitsgehalt der Gerüchte bleibt ungeklärt. Unverkennbar ist aber im weiteren Verlauf der Geschichte, dass Hitler seine später von ihm selbst unablässig propagierten Ideale „soldatischer Haltung“ keineswegs selbst erfüllt hatte. Doch die Führer-Figur, die er für sich erfand, war eine Geburt des Krieges, denn das Denken Hitlers verdankte sich vielen frühen Prägungen. Nach denen handelte Adolf Hitler bis zuletzt.