Baumkuchen Baumkuchen: Harzer Bäcker produzieren «Kleinbahnschwellen»

Wernigerode/dpa. - Im firmeneigene Café mit 60 Sitzplätzen und im Ausstellungsraum riecht es angenehm süß. Auf den Tischen stehen Kerzenständer in Baumkuchen-Form und in den Glasvitrinen gibt es das Gebäck in unterschiedlichen Größen und Formen, mit oder ohne Füllung zu sehen. «Die Geschichte des Baumkuchens ist schon über 2000 Jahre alt», sagt Firmenchef Rolf-Dieter Friedrich.
Gern berichtet der 52-Jährige von der Entstehung des Baumkuchens. «Der Name ist von der Herstellungsart abgeleitet», sagt er geheimnisvoll. Eine deutlichere Sprache sprechen andere Namen wie Spießbrot und Knüppelkuchen: Lockerer Biskuitteig wird an einem drehenden Baum, Spieß oder Knüppel vor offenem Feuer gebacken. «Der Teig wird schichtweise braun gebacken», erklärt der Experte.
Dabei geht es in der Backstube ganz genau zu. «Um den Kuchen besonders saftig zu bekommen, müssen die Schichten zwischen 1,8 und 2,5 Millimeter stark sein.» Erfunden hat den Baumkuchen laut Friedrich niemand. «Der Teig wurde einfach aus einer Not heraus um einen Spieß gewickelt.» Heute ist der Baumkuchen auch das Symbol des deutschen Konditorenbundes.
Da die Baumkuchen-Herstellung heute meist von Maschinen erledigt wird, gibt es in der Wernigeröder Baumkuchenbäckerei jeden Freitag und Samstag traditionelles Schaubacken. «Da stehe ich noch mit einer großen Kelle vor dem Ofen», sagt der 52-Jährige.
Der ganze Stolz von Friedrich ist ein kleiner Ausstellungsraum, der ständig gepflegt und erweitert wird. Der Blick fällt hier meist auf einen rund 70 Zentimeter großen Baumkuchen, der Friedrich zufolge etwa 140 Menaschen satt machen würde. «Das ist ein so genannter Spettekakka - ein Baumkuchen aus Schweden.» Auch ein Ehepaar aus dem niedersächsischen Goslar ist von dem rosa-gelben Backwerk begeistert. «Ist der echt oder unecht?», fragen die Eheleute Friedrich. Und wie immer antwortet er auf die meistgestellte Frage: «Alles hier ist echt.»
Mehr als 80 verschiedene Bezeichnungen trägt der süße Kuchen. «Baumkuchen wird fast überall auf der Welt hergestellt und gegessen - außer in Afrika und Südamerika», erklärt der Konditormeister. Neben den Baumkuchen zieren zahlreiche Urkunden, Bilder und Maschinen den Ausstellungsraum. Ständig kommen neue Sachen hinzu, die ihm zum Beispiel treue Kunden aus dem Urlaub mitbringen. «Der Raum ist für die Baumkuchen-Geschichte schon viel zu klein geworden.»
