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Bahn Bahn: Rost frisst Schwellen zwischen Halle und Bitterfeld auf

02.08.2012, 09:12

HALLE (SAALE)/BITTERFELD/MZ. - Erst Betonkrebs auf Autobahnen, nun Rostfraß bei der Bahn: Auf der seit Mittwochmittag gesperrten Bahnstrecke Halle-Bitterfeld sind nach Angaben des Eisenbahnbundesamtes in einem 15 Kilometer langen Abschnitt die Stahlschwellen so stark durchgerostet, dass die Stabilität des Gleiskörpers gefährdet ist. Behördensprecher Moritz Huckebrink sagte der MZ, es handele sich um „erhebliche sicherheitsrelevante Schäden“. Deshalb sei der Betrieb „bis auf Weiteres“ untersagt worden. Die Strecke Halle-Bitterfeld war Mitte der 90er Jahre komplett neu gebaut und für Tempo 160 ausgelegt worden. Abschnittsweise hatte die Bahn dabei eine neue Technologie erprobt, bei der Y-förmige Stahlschwellen auf Asphalt verankert worden waren, auf dem ein Schotterbett liegt. Das Unternehmen versprach sich davon einen geringeren Unterhaltungsaufwand und einen höheren Fahrkomfort.

Bahnsprecher Jörg Bönisch sagte, wegen ihres Versuchscharakters stehe die Strecke ohnehin unter besonderer Beobachtung. So sei bereits vor geraumer Zeit die Höchstgeschwindigkeit auf 120 Kilometer pro Stunde gedrosselt worden. Mittlerweile gebe es Abschnitte, in denen die Züge wegen Schäden nur mit Tempo 50 bzw. 30 fahren dürften. Daraufhin habe das Eisenbahnbundesamt die Kontrollen angeordnet, die am Mittwoch zu der Vollsperrung führten. Bundesweit gibt es laut Bönisch auf 14 Kilometern Länge noch sechs weitere Streckenabschnitte mit derselben Technologie. Diese würden nun auch überprüft. Der Asphalt-Unterbau werde mittlerweile nicht mehr verwendet, er habe sich nicht bewährt. Zu den Ursachen der massiven Korrosion äußerte Bönisch sich nicht. „Das muss die Begutachtung ergeben.“Nach Angaben des Eisenbahnbundesamtes muss die Bahn vor einer Freigabe die Betriebssicherheit der Strecke nachweisen. Die Reparaturarbeiten sollten noch am Donnerstagabend beginnen und laut Bönisch „voraussichtlich“ bis Ende kommender Woche andauern. Das Land drängt auf eine schnelle Beseitigung der Schäden. „Das Bitterfelder Kreuz ist einer der wichtigsten Bahnknotenpunkte im Land“, sagte Bernd Kaufholz, Sprecher des Verkehrsministeriums. Dort treffen sich Regionalzüge aus Halle, Leipzig, Dessau und Wittenberg. Normalerweise bestehen stündlich Anschlüsse - jetzt nicht mehr.

Das Land prüft deshalb finanzielle Konsequenzen aus der Sperrung. „Das kann teuer werden für den Bahnkonzern“, sagte Kaufholz. Das Land zahlt der Deutschen Bahn für den Nahverkehr jährlich Millionensummen. „Wenn keine Züge fahren, gibt es für die Verbindungen auch kein Geld. Fahren stattdessen Busse, gibt es weniger“, so Kaufholz. Um wieviel sich die Zahlungen an die Bahn nun verringern, werde noch geprüft.

Mängel an mit öffentlichen Mitteln finanzierten Verkehrswegen sorgten in Sachsen-Anhalt in der Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen. Bisher waren aber nur Straßen betroffen. So macht Betonkrebs auf der A 9, der A 14 und der A 38 Kraftfahrern immer wieder zu schaffen. Derzeit wird ein betroffener Abschnitt auf der A 9 beim Autobahnkreuz Rippachtal saniert.