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Bahn-Großprojekt Bahn-Großprojekt: Züge rollen ab Samstag durch Citytunnel in Leipzig

Von Andrea Hentschel 12.12.2013, 12:53
S-Bahnzüge sind in Leipzig in die Station Leuschner Platz des City-Tunnels eingefahren.
S-Bahnzüge sind in Leipzig in die Station Leuschner Platz des City-Tunnels eingefahren. dpa Lizenz

Leipzig - Am Samstag nun wird der neue City-Tunnel in Leipzig - mit einigen Jahren Verspätung - für den Bahnverkehr eröffnet. Doch wie bei anderen Großbauten sind auch bei diesem Prestigeprojekt die Kosten explodiert.

Stuttgart 21, Elbphilharmonie Hamburg oder Berliner Großflughafen BER: Die Pannen und Debatten um diese Großprojekte prägten in den vergangenen Jahren die Schlagzeilen in Deutschland. Weitgehend unbeachtet von der bundesweiten Öffentlichkeit gruben sich währenddessen Mega-Bohrer unter der Leipziger Innenstadt durch das Erdreich. Am Samstag nun wird der neue City-Tunnel - mit einigen Jahren Verspätung - für den Bahnverkehr eröffnet. Doch wie bei anderen Großbauten sind auch bei diesem Prestigeprojekt die Kosten explodiert.

Bürgerfest zur Einweihung am Samstag

Gut zehn Jahre dauerte die Fertigstellung des City-Tunnels. 2003 gab es grünes Licht für die Eisenbahn-Röhre, zwei Jahre später war offizieller Baubeginn. Ursprünglich sollte der Tunnel bereits 2009 fertig sein, doch schließlich wurde die Eröffnung auf Ende 2013 verschoben. Auch die ursprünglich veranschlagten Kosten von 572 Millionen Euro haben sich letztlich fast verdoppelt - auf rund 960 Millionen Euro.

Ab dem 15. Dezember werden nun sechs neue S-Bahn-Linien durch den Tunnel fahren. Die Einweihung wird an diesem Samstag mit einem großen Bürgerfest gefeiert. Die beiden, jeweils 1,4 Kilometer langen, zumeist unterirdischen Röhren verbinden den Leipziger Hauptbahnhof mit dem sogenannten Bayerischen Bahnhof im Süden der Stadt.

Der Tunnel soll den Nahverkehr in der Region verbessern und Städte im Umland wie Bitterfeld, Altenburg oder Eilenburg besser an die Leipziger City, aber auch an den Flughafen Leipzig/Halle und die neue Messe anbinden. Durch den Tunnel verkürzt sich die Fahrzeit auf einigen Nahverkehrsstrecken um bis zu 40 Minuten, denn bisher mussten die Züge die Stadt weiträumig umfahren.

Die Leipziger mussten in den vergangenen Jahren einiges erdulden: Hässliche Metallrohre, die das abgepumpte Grundwasser transportierten, durchzogen zahlreiche Straßen. Der Marktplatz im Zentrum wurde durch die Bauarbeiten zum großen Teil blockiert, es gab erhebliche Behinderungen im Hauptbahnhof und nicht zuletzt kamen immer wieder Hiobsbotschaften über Bauverzögerungen und ausufernde Kosten. Bürgerproteste ähnlich wie in Stuttgart - die blieben in der Sachsen-Metropole allerdings aus.

Kritiker bezweifeln Nutzen

Dennoch ist das Großprojekt nicht unumstritten. 2011 rügte der sächsische Rechnungshof die explodierenden Kosten und teils zu knappen Kalkulationen etwa für Planungsleistungen. Auch müsse der Freistaat Sachsen „aufgrund des unvorteilhaften Vertragswerkes“ den größten Anteil der Mehrkosten tragen, monierten die Prüfer.

Kritiker bezweifeln zudem den Nutzen der Röhre. Tatsächlich sollen durch den City-Tunnel fast nur Nahverkehrszüge rollen, aber keine ICE im regulären Betrieb. Nur für eine befristete Zeit werden wegen Bauarbeiten im Hauptbahnhof einzelne Fernverkehrszüge im Tunnel halten.

Die Grünen im sächsischen Landtag halten den City-Tunnel für ein „teures Prestigeprojekt“, dessen Nutzen für den Bahnverkehr weit geringer sei als prognostiziert. „Mit den Gesamtkosten von etwa einer Milliarde Euro hätte man das gesamte sächsische Bahnnetz ertüchtigen können“, kritisierte die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Eva Jähnigen. Auch die Linkspartei warnte wiederholt, die Mittel für den überteuerten City-Tunnel dürften nicht zulasten des Öffentlichen Personennahverkehrs gehen.

Auf der anderen Seite erhoffen sich Umweltschützer, dass die Innenstadt weiter vom Autoverkehr entlastet wird, wenn mehr Menschen mit dem Zug zum Einkaufen in die City fahren. Auch die Tourismusbranche erwartet noch mehr Schwung. Der Tunnel werde sich „weiter positiv auf die Gästestatistik auswirken“, meint Volker Bremer von der Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH.

Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) spricht jedenfalls von einem „historischen Moment“. Der Start des City-Tunnels werde nicht nur Leipzig, sondern auch die gesamte Region Mitteldeutschland „einen großen Schritt nach vorne bringen“.

S1 Leipzig Miltitzer Allee/Leipzig Messe–Stötteritz–Wurzen–Oschatz–Riesa
Die Linie S1 fährt im 30-Minutentakt von der Station Miltitzer Allee im Leipziger Stadtteil Grünau durch den City-Tunnel nach Wurzen und vereinzelt weiter bis Riesa. Durch zusätzliche halbstündliche Fahrten ab Leipzig Messe wird zwischen Leipzig Hbf (tief) und Stötteritz ein 10/20-Minutentakt eingerichtet. Nach Fertigstellung der ICE-Neubaustrecke in Richtung Nürnberg kann der geplante 15-Minutentakt auch zwischen Leipzig Hbf (tief) und der Miltitzer Allee realisiert werden.
Die S1 bindet den Stadtteil Leipzig-Grünau wieder an das Schienennetz an und ersetzt die Linien:
- MRB 11 (Leipzig–Wurzen–Oschatz)
- S11 (Leipzig–Oschatz)

S2 Bitterfeld–Delitzsch–Connewitz–Markkleeberg-Gaschwitz
Die Linie S2 verkehrt stündlich zwischen Delitzsch und Connewitz. Montags bis freitags wird die Verbindung bis nach Bitterfeld und Markkleeberg-Gaschwitz ausgeweitet. Durch die direkte Verbindung durch den City-Tunnel verkürzt sich die Reisezeit um circa 15 Minuten.
Die S2 ersetzt die Linien:
- MRB 54 (Leipzig–Delitzsch–Bitterfeld)
- RB 130 (Leipzig–Gaschwitz (–Altenburg–Glauchau/Zwickau)).

S3 Halle (Saale) Hbf–Stötteritz
Die Linie S3 fährt im 30-Minutentakt von Halle (Saale) Hbf über Schkeuditz durch den City-Tunnel nach Leipzig-Stötteritz. Nach Fertigstellung der Baumaßnahmen in Halle (Saale) Hbf wird die Verbindung bis Halle-Nietleben verlängert. Die Reisezeitersparnis beträgt rund 10 Minuten.
Die S3 ersetzt die Linie S10 (Halle (Saale)–Schkeuditz–Leipzig).

S4 Geithain–Borna–Leipzig-Thekla–Eilenburg–Torgau–Hoyerswerda
Die Linie S4 fährt im Streckenabschnitt Borna–Eilenburg im 30-Minutentakt. Auf den restlichen Abschnitten liegen die Abfahrtszeiten weiter auseinander. Mit der RE 10 (Leipzig–Cottbus) ergibt sich von Falkenberg in Richtung Leipzig ein 1-Stundentakt, ab Torgau in der Hauptverkehrszeit ein 30-Minutentakt.
Die S4 ersetzt die Linien:
- RE 11 (Leipzig–Falkenberg–Hoyerswerda)
- MRB 2/70 (Leipzig–Borna¬–Geithain).

S5 Leipzig/Halle Flughafen–Altenburg–Zwickau Hbf und
S5X Halle (Saale) Hbf–Zwickau Hbf
Die Linie S5 verkehrt stündlich zwischen Leipzig/Halle Flughafen und Altenburg – von dort aus zweistündlich weiter bis Zwickau Hbf. Ergänzt wird sie durch die Linie S5X, die in Halle (Saale) Hbf im Stundentakt startet und aufgrund ihres Express-Charakters zugunsten einer beschleunigten Fahrzeit nicht an allen Stationen hält. Durch die Überlagerung der beiden Linien verkehren die Züge zwischen Leipzig/Halle Flughafen und Altenburg alle 30 Minuten. Die Reisezeitersparnis auf diesem Abschnitt beträgt eine halbe Stunde.
Die S5 und S5X ersetzen die Linien:
- RE 5 (Leipzig–Leipzig/Halle Flughafen–Halle (Saale))
- RE 8 (Leipzig–Zwickau)
- RE 16 (Leipzig–Werdau)
- RB 130 (Leipzig–Gaschwitz–Altenburg–Glauchau/Zwickau)

S7 Halle-Trotha–Halle-Nietleben
Die reguläre Linie S7 in Halle (Saale) ergänzt die sechs neuen S-Bahn Linien. Sie gewährleistet die Anbindung vom Hauptbahnhof in Halle (Saale) nach Nietleben und Trotha. Nach dem Umbau des halleschen Hauptbahnhofes wird die ursprünglich geplante direkte Linienführung der S3 von/nach Halle-Nietlieben möglich. Neben den silber-grünen Zügen der S-Bahn Mitteldeutschland werden auf dieser Linie auch modernisierte Doppelstockwagen eingesetzt.