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Autobahn A 14 Autobahn A 14: Freie Fahrt auf dem Standstreifen

Von MICHAEL FALGOWSKI 24.08.2010, 19:00

HALLE/MZ. - 75 Euro und zwei Punkte in Flensburg kostet es, auf der Standspur einer Autobahn entlang zu fahren. Ab November setzt Sachsen-Anhalt dieses Fahrverbot auf einem rund 30 Kilometer langen Abschnitt der A 14 zwischen dem Magdeburger Kreuz und Calbe offiziell außer Kraft: Die Standspur wird als dritte Spur geöffnet - bei starkem Verkehrsaufkommen, wenn Stau droht.

Dass die zweispurige A 14 nun zeitweise dreispurig wird, ist Teil einer so genannten Streckenbeeinflussungsanlage. Dieses System besteht aus zehn Verkehrsbrücken in jeder Richtung. Leuchttafeln zeigen neben Stauwarnungen vor allem die berechnete Geschwindigkeit für einen optimalen Verkehrsstrom und eben eine mögliche Freigabe der Standspur an. Der Bund investiert dafür 3,9 Millionen Euro.

Die neue Steuerung soll kein Einzelfall bleiben. "Künftig müssen wir sicher auch über eine Anlage im Raum Halle nachdenken", sagte gestern Harald Kreibich. Sprecher des Magdeburger Verkehrsministeriums. Dies sei aber vor allem eine Frage der Kosten.

Die Seitenstreifen der A 14 seien, so versichert Kreibich, mit 2,50 Meter breit genug. Außerdem sei die Fahrbahn ausreichend stabil für den Lkw-Verkehr. Wird die Standspur zur Fahrbahn, wird die Geschwindigkeit auf Tempo 100 reduziert. An den Verkehrsbrücken sind Kameras montiert. Ihre Bilder zeigen den Mitarbeitern des Autobahnamtes in Peißen bei Halle, ob sie die Standspur freigeben können. Ein verantwortungsvoller Job: Wenn etwa während der Öffnung ein Fahrzeug liegen bleibt, muss der Pannenstreifen sofort gesperrt werden.

Seit 2002 werden überall Standstreifen geöffnet. Laut Bundesverkehrsministerium ist in Deutschland derzeit eine Freigabe auf rund 220 Kilometern möglich. "Nachteilige Effekte für die Verkehrssicherheit wurden bislang nicht beobachten", so Sprecher Henning Hertel. Da sieht aber nicht jeder so. "Die Öffnung erhöht zwar die Leistungsfähigkeit der Autobahn um rund 20 Prozent. Das Unfallrisiko steigt aber am rund 30", sagt Verkehrsexpertin Birgit Blaich-Niehaus vom ADAC Sachen-Anhalt. Es dürfe immer nur eine Übergangslösung sein, bis genug Geld da ist, dreispurig auszubauen.

Diesbezüglich tritt Harald Kreibich stark auf die Bremse: "Die A 14 hat eine durchschnittliche Auslastung von 70 Prozent. Um eine dreispurigen Ausbau zu rechtfertigen, müssten es schon 120 bis 130 sein." Aber zu Spitzenzeiten wie im Berufsverkehr könne die Öffnung der dritten Fahrspur durchaus für eine spürbare Entlastung sorgen.