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Auswirkungen des Poststreiks Auswirkungen des Poststreiks: Unternehmen in Sachsen-Anhalt sind verärgert

Von Christian Schafmeister und Julius Lukas 02.07.2015, 19:00
Die Post bearbeitet sonntags die Sendungen, die unter der Woche auf der Strecke geblieben sind.
Die Post bearbeitet sonntags die Sendungen, die unter der Woche auf der Strecke geblieben sind. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Bei Sachsen-Anhalts Unternehmen wächst der Unmut über den unbefristeten Poststreik, der seit knapp vier Wochen läuft. „Der Ausstand verursacht bei Unternehmen und in privaten Haushalten Schäden, die nicht mehr hinnehmbar sind“, bekräftigte Sigrun Trognitz, Geschäftsführerin des Allgemeinen Arbeitgeberverbandes am Donnerstag. Rechnungen, Bescheide, Mahnungen, Verträge und Kündigungen erreichten oft nicht mehr ihr Ziel. Fristen könnten aus dem Grund nicht mehr eingehalten werden, betonte Trognitz.

Betroffen ist auch der Wasserversorger Midewa, der im Süden Sachsen-Anhalts 327.000 Menschen beliefert. So kommt in der Niederlassung in Köthen (Anhalt-Bitterfeld) seit 11. Juni keine Post mehr an. So wartet der Betrieb noch immer auf 150 Karten, auf die Kunden ihre aktuellen Wasserstände eintragen. „Wir müssen die Rechnungsbeträge dann schätzen, und dabei gibt es leider auch Abweichungen“, sagte Geschäftsführer Thiébauld Mittelberger. Noch ärgerlicher seien Einzugsermächtigungen, die nicht bei der Midewa ankommen. Das Unternehmen geht dann davon aus, dass die Rechnungen nicht bezahlt werden und droht an, das Wasser abzudrehen. „Die Kunden sind dann meist völlig überrascht, wenn der Monteur vor der Tür steht.“

Doch nicht nur viele Unternehmen spüren die Auswirkungen des Ausstandes, sondern auch die Universität Halle. Grund dafür ist der bundesweite Bewerbungsschluss für zulassungsbeschränkte Fächer. „Es haben uns wegen des Poststreiks schon einige Anrufe und Anfragen erreicht“, sagte Uni-Sprecherin Manuela Bank-Zillmann. Bewerbungen könnten aber auch per Express verschickt werden, weil solche Lieferungen ohne Verzögerungen ankommen oder in einen der beiden Uni-Briefkästen eingeworfen werden.

Post hält an Sonntagszustellung fest

Die Post versucht derweil weiter, mit allen Mitteln so viele Sendungen wir möglich auszuliefern. „Von den Briefen und Paketen können derzeit 80 Prozent zeitgerecht zugestellt werden“, erläuterte Sprecherin Tina Birke. Normalerweise seien es 90 Prozent aller Pakete und 94 Prozent der Briefe. Die Post räumte aber ein, dass die Zahlen zwischen den Regionen stark voneinander abweichen. Manche Kunden klagen, dass sie seit Wochen keine Post mehr erhalten haben.

Die Folgen des Ausstandes würden „durch alle verfügbaren Kräfte im Konzern aufgefangen“, teilte das Unternehmen mit. „Hinzu kommen kurzfristig eingestellte Mitarbeiter, die wir über das Jobcenter oder Personaldienstleister bekommen“, sagte Birke. Von einer Annonce, in der die Post angeblich nach Aushilfskräften für einen gesetzeswidrigen Stundenlohn von 8,20 Euro sucht, distanzierte sich der Konzern jedoch entschieden. Die Stellenanzeige sei nicht von der Post geschaltet worden. Das Unternehmen bezahle alle Mitarbeiter nach Tarif, also mindestens den Einstiegslohn für Zusteller von 11,70 Euro plus Zuschläge.

Die Post hält aber an der Sonntags-Zustellung fest. An diesem Wochenende würden erneut Sendungen ausgeliefert. Neben den Gewerkschaften halten das mehrere Bundesländer für unzulässig. Auch Sachsen-Anhalts Arbeitsminister Norbert Bischoff (SPD) hat sich gegen die Sonntagszustellung ausgesprochen. In einem anderen Punkt konnte die Post derweil einen Erfolg verbuchen. So wies das Bonner Arbeitsgericht eine Klage der Gewerkschaft Verdi gegen den Einsatz von Beamten während des Streiks ab.