Archäologie Archäologie: Raubgräberschatz mit 5000 Jahre altem Kupferbeil entdeckt

Halle/dpa. - Nach dem Gesetz gehören alle kulturhistorisch-wertvollenGegenstände, die im Boden von Sachsen-Anhalt gefunden werden,automatisch dem Land. «Das seltene Kupferbeil ist im Zuge derErmittlungen zur Himmelsscheibe von Nebra gerettet worden», sagteLandesarchäologe Harald Meller. Die in Sachsen-Anhalt gefundene 3600Jahre alte Scheibe ist die älteste konkrete Sternenabbildung der Weltund war 1999 von zwei bereits verurteilten Raubgräbern auf demMittelberg bei Nebra (Burgenlandkreis) entdeckt worden.
Rund zwölf Kilometer entfernt vom Fundort der Himmelsscheibe lagnahe Lodersleben das 5000 Jahre alte Kupferbeil. Ein Schatzsucherfand es auf einem Acker in etwa 30 Zentimeter Tiefe und nahm es mitnach Hause. «Das Kupferbeil hätte unter Sammlern eine Menge Geldgebracht», erklärte Wunderlich. Das etwa 15 Zentimeter lange Beil seimit großer Fertigkeit hergestellt worden. Es müsse für die damaligenSteinzeitmenschen einen unglaublich großen Wert dargestellt haben,weil damals eine Kupferverhüttung in der Gegend um Nebra noch nichtbekannt gewesen sei. «Auf keinen Fall war das Stück als gewöhnlichesWerkzeug gedacht», sagte der Wissenschaftler.
Erste Materialuntersuchungen ergaben, dass das Kupferbeil ausSüdeuropa oder Kleinasien stammen muss und vermutlich von Händlern indas heutige Sachsen-Anhalt gebracht worden war. «Hier sollte dasStück von einheimischen Handwerkern zu einem Statussymbol für einenStammesfürsten weiterverarbeitet werden», sagte Wunderlich. Typischfür den prähistorischen Metallfund ist sein hoher Arsengehalt. «Wirkönnen jetzt sehr genau die steinzeitliche Gusstechnik studieren»,sagte Wunderlich.
Bei dem Raubgräber fanden die Ermittler neben dem Kupferbeil nochweitere etwa 3100 Jahre alte Stücke, wie bronzezeitlicheLanzenspitzen, Bronzesicheln und -beile sowie altertümliche Ringe.Der Raubgräber machte noch keine genauen Angaben, aber offenbarwurden die Funde auch 1996 bei Osterhausen und Bornstedt (LandkreisMansfelder Land) von ihm aufgespürt.
Seit der Wende seien Raubgräber mit Metallsonden in Scharen in dieGegend um Nebra gekommen und hätten das Land ausplündert, berichteteMeller. «Das ist, als ob wichtige Seiten aus einem Geschichtsbuch fürimmer herausgerissen werden.» Das so viele einzigartige Stücke geradein der Gegend um Nebra auftauchen ist für die Archäologen keinZufall. «Das Gebiet war damals auf Grund der guten Böden, derSalzvorkommen und der Handelswege ein kleines Wirtschaftswunderland»,sagte Wunderlich.