Archäologie Archäologie: Rätselraten um «Vampirbestattung»
Osterwieck/dpa. - Ein Skelettfund auf dem Gelände der Lackfabrik in Osterwieck (Kreis Halberstadt) stellt Archäologen vor einem Rätsel. «Wir wissen bisher nur, es handelt sich um einen Erwachsenen», sagte Grabungstechniker Friedrich Kunkel am Donnerstag. Die Überreste kamen während einer archäologischen Ausgrabung im Rahmen der Erweiterung der Lackfabrik zu Tage, teilte die Stadt mit.
Ein aktueller Kriminalfall wird von Archäologen ausgeschlossen. NachAnsicht von Kunkel ist das Skelett mehrere hundert Jahre alt. Ob essich dabei um einen Mann oder eine Frau handelt muss noch geklärtwerden.
Ungewöhnlich sei bei dem Fund die Bauchlage und die gequetschteHaltung. Laut Kunkel handelte es sich möglicherweise um eine sogenannte Vampirbestattung, wie dies aus dem frühen Mittelalterbekannt sei. Der Beigesetzte war möglicherweise demnach noch am Lebenund wollte mit letzter Kraft der Grabgrube entkommen. Vampir- oderWiedergängerbestattungen sind als grausame Rituale in der Archäologietatsächlich bekannt. «Wiedergänger brachten zu Lebzeiten Unheil übereine menschliche Gemeinschaft. Mit der Bestattung in Bauchlage wolltesich die Gemeinschaft davor schützen, dass diese Toten wieder in dasLeben zurückkehren. Manchmal wurde der Leichnam auch mit Steinenbeschwert», sagte Kunkel.
Erste Ergebnisse der Untersuchungen zum Alter des Skeletts sollenim Sommer vorliegen. «Die Laborarbeiten mit entsprechenden Proben derKnochen laufen zur Zeit an der Universität in Erlangen-Nürnberg»,sagte Kunkel. Bislang waren derartige Bestattungsriten nur aus demosteuropäischen Raum wie im heutigen Rumänien bekannt. Das Skelettwurde geborgen und in das Städtische Museum Halberstadt gebracht.