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Anhaltisches Theater in Dessau Anhaltisches Theater in Dessau: Kritiker des Sparkurses Bücker soll gehen

Von Heidi Thiemann und Kai Gauselmann 23.07.2014, 21:29
André Bücker, der Generalintendant des Anhaltischen Theaters Dessau
André Bücker, der Generalintendant des Anhaltischen Theaters Dessau dpa-Zentralbild

Dessau-Rosslau/MZ - Dem Generalintendanten des Anhaltischen Theaters in Dessau-Roßlau, André Bücker, droht die Ablösung. Die Stadt hat seinen Vertrag nicht verlängert, sondern die Stelle ausgeschrieben. Nach MZ-Informationen hält die Stadtführung Bücker landespolitisch für nicht mehr vermittelbar. Bücker hatte sich mit teils scharfen Angriffen auf die Landesregierung als führender Kopf des Widerstandes gegen die Kürzung der Theater-Förderung profiliert.

Ein Sprecher der Stadt erklärte die Ausschreibung der Stelle zum August 2015 damit, dass „alle Optionen für den Stadtrat offen“ gehalten werden sollen. Der Rat hat bei der Besetzung das letzte Wort. Oberbürgermeister Peter Kuras (FDP) habe Bücker darauf hingewiesen, „dass der jetzige Stelleninhaber sich selbstverständlich an der Ausschreibung beteiligen kann“. Das Auswahlverfahren sei „ergebnisoffen“.

Kuras ist erst Mitte Juni zum Oberbürgermeister gewählt worden, er kam als Präsident der Landesstraßenbaubehörde aus der Landesverwaltung. Er hatte dafür geworben, die Kommunikation zwischen Stadt und Land zu verbessern und „Dessau-Roßlau wieder eine Stimme in Magdeburg“ zu geben. Ihm wird ein gutes Verhältnis zur Landesregierung und besonders zu Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nachgesagt. Hinter den Kulissen der CDU/SPD-Regierungskoalition hatte es in den Monaten der Spardebatte immer wieder Unmut über Bücker gegeben, dessen Attacken teilweise als polemisch und beleidigend empfunden wurden. Unter anderem spiegelte er die Spardebatte in einer Inszenierung der „Beggar’s Opera“ wider. In einer Textzeile wurden Haseloff und Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) „kleiner Geist und Größenwahn“ zugeschrieben.

Im November 2013 hatten der damalige Oberbürgermeister Klemens Koschig (parteilos) und Bücker vereinbart, dessen Vertrag nicht zu verlängern, bis die Zukunft des Theaters geklärt ist. Das ist mittlerweile der Fall. Trotz Kürzungen bleiben alle vier Sparten erhalten, dafür verzichten die Beschäftigten auf zehn Prozent ihres Gehaltes bei entsprechend verringerter Arbeitszeit.

„Meine Person soll dem Land schwer vermittelbar sein“, sagte Bücker nun der MZ zu seiner drohenden Ablösung. Er wolle sich aber nicht an Spekulationen beteiligen. Ob er sich auf seine Stelle bewirbt, ließ er offen. „Dazu kann ich mich im Moment nicht äußern.“ Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) wollte sich am Mittwoch zum Schicksal seines ärgsten Kritikers nicht äußern. „Dazu ist nichts zu sagen. Herr Bücker ist Angestellter der Stadt, das ist Sache des Theaterträgers“, sagte Ministeriumssprecher Martin Hanusch der MZ.