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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Wasserpest bedroht den Goitzsche-See

Von KATRIN LÖWE 23.10.2008, 19:44

Brehna/MZ. - 2004 erstes Massenwachstum

Nicht zuletzt dank seiner Hartnäckigkeit beraten seit Donnerstag 85 Experten und Betroffene aus ganz Deutschland in Brehna Strategien zur Bekämpfung der "Elodea nuttallii". Die bis zu vier Meter lange Pflanze hatte sich 2004 erstmals massenhaft in der Goitzsche ausgebreitet. "Der Tagebausee war bis dahin leerer Lebensraum, da gewinnt, wer am schnellsten wächst", so Professor Walter Geller vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung. Gewinner war die Wasserpest. "In der Goitzsche wurden wir davon überrollt", so Geller.

Auf einem Drittel der 13 Quadratkilometer Wasserfläche ist die Pflanze heute anzutreffen. Effektive Bekämpfungsstrategien existieren bislang nicht. Dafür eine Gefahr für den Tourismus: Die Pflanzenteppiche sind fast unpassierbare Barrieren für Schwimmer und Boote. Selbst mit Schubbooten der ehemaligen Sowjetarmee sei kaum ein Durchkommen gewesen, so Landrat Uwe Schulze (CDU). Erst recht nicht für die der Motorboot-WM, die in der Goitzsche stattfindet: 2004 war die gesamte Rennstrecke zugewachsen. Damals wurde die Wasserpest erstmals mit Spezialbooten "abgemäht" - seitdem wendet die Betreibergesellschaft der Goitzsche jährlich im Schnitt 15 000 Euro für Mähaktionen auf, um wenigstens Badeufer und Rennstrecken wasserpestfrei zu halten. Dort habe man sie derzeit im Griff, sagt Gesellschafts-Geschäftsführer Lutz Bernhardt.

Nur Symptome bekämpft

Bekämpft sind so aber nur die Symptome am Ufer. Und Wissenschaftler können nicht ausschließen, dass es zu einer weiteren Invasion wie 2004 oder 2007 kommt. Zudem, so Umweltforscher Geller, könnte das Problem künftig auch alle anderen Tagebauseen Mitteldeutschlands treffen. Die setzen wie die Goitzsche nicht nur auf ein gutes Image für die Region, sondern auf den Wirtschaftsfaktor Tourismus: 300 000 Gäste wurden 2007 an der Goitzsche gezählt, sagt Lars-Jörn Zimmer vom Kommunalen Zweckverband Bergbaufolgelandschaft Goitzsche. Eine Verdopplung in den nächsten fünf Jahren sei realistisch. Allein Tagestouristen lassen rund 30 Euro pro Person an der Goitzsche. Und auch wenn ein Schutzmechanismus der Natur dafür sorgt, dass die Wasserqualität zum Baden hervorragend ist: Pflanzenteppiche schrecken ab.

Von der Fachtagung erhoffen sich die Experten Lösungsansätze für eine kostengünstige Bekämpfung und Hinweise zur Vorbeugung: etwa die Vermeidung flacher Bereiche bei der künftigen Rekultivierung alter Tagebaue. Die Wasserpest gedeiht dort am besten.