Amt prüft Lebensmittel in Sachsen-Anhalt Amt prüft Lebensmittel in Sachsen-Anhalt: Kann ich diese Lebensmittel bedenkenlos essen?

Halle (Saale) - Unser Essen legt mitunter lange Wege zurück, ehe es auf dem Teller landet. Dabei können schädliche Stoffe hineingelangen. Mitunter steht auf der Verpackung auch nicht alles, was drin ist - oder die Hersteller machen irreführende Versprechungen. Das Landesamt für Verbraucherschutz kontrolliert deshalb regelmäßig Lebensmittel.
Sind unsere Lebensmittel sicher?
Ja, sagen die Experten. Bei gut 11.000 Stichproben hat das Landesamt im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt zwar mehr als jede zehnte bemängelt. In den meisten Fällen ging es dem Amt zufolge jedoch um Bezeichnungsmängel. Meist fehlten Mindesthaltbarkeitsdaten, Zutatenlisten waren nicht korrekt oder Zusatzstoffe, vor allem Süßstoffe, nicht gekennzeichnet. Gesundheitsschädlich waren hingegen nur 0,3 Prozent der Proben, wie Fachbereichsleiterin Hannelore Klingemann sagt. In 22 dieser 34 Fälle wurden Salmonellen in frischem Hackfleisch und Fleisch nachgewiesen.
Was untersuchen die Verbraucherschützer?
Bei der Auswahl der Proben machen die Experten eine Risikoabwägung. Was ist besonders verderblich, was ein Grundnahrungsmittel? Die meisten Lebensmittelproben waren Fleisch, Wild, Geflügel und Wurst. Auch Fertiggerichte, Obst und Gemüse, Backwaren sowie alkoholfreie Getränke landen vergleichsweise häufig in den Labors in Halle. Dort werden sie etwa auf Keime und Verunreinigungen, ihre Zusammensetzung und Kennzeichnung untersucht. Damit ergänzen sie als unabhängige Instanz die Eigenkontrollen der Hersteller. «Wir sind sozusagen die Kontrolle der Kontrolle», sagt Klingemann. «So wollen wir die wenigen schwarzen Schafe finden.»
Welche Waren fielen besonders auf?
Eine vergleichsweise hohe Beanstandungsquote gab es bei Nahrungsergänzungsmitteln. Knapp ein Viertel der 160 Proben wies aus Sicht der Experten Mängel auf. Häufigster Kritikpunkt: Falsche Versprechungen und die Zusammensetzung. Auch bei den alkoholfreien Getränken beanstandeten die Experten mehr als jede fünfte Probe. Dabei fanden die Verbraucherschützer besonders im bei Kindern beliebten Slush-Eis Mängel - sieben von elf Proben fielen durch. Sie überschritten die Höchstmengen von Farb- und Konservierungsstoffen - oder es fehlten Hinweise auf Zusatzstoffe.
Was passiert, wenn Mängel gefunden werden?
Die Untersuchungsergebnisse gehen an die Zuständigen in den Landkreisen und kreisfreien Städten. Dort wird entschieden, was nötig ist, wie Jens Pröhl vom Landesverwaltungsamt beschreibt. Bei einer Gesundheitsgefahr werde eine Schnellwarnung herausgegeben. Das Unternehmen wird aufgefordert, die betroffene Charge so schnell wie möglich aus dem Markt zurückzunehmen. Zudem wird geprüft, ob weitere Produkte betroffen sein könnten. Auch bei weniger schwerwiegenden Mängeln gibt es laut Pröhl Nachkontrollen und Auflagen. Die Folgen für die Verursacher können von der Verwarnung über Bußgelder bis zum Strafverfahren reichen.
Jährlich wird gut jede zehnte Probe beanstandet - bessern die Hersteller denn überhaupt nach?
Ja, sagt Bereichsleiterin Klingemann. «Wenn durch die Kontrollen in einem Bereich besonderer Handlungsbedarf entdeckt wird, dann sinken häufig die Fälle.» So sei etwa die Dioxinbelastung in Lebensmitteln seit den 1990er-Jahren signifikant gesunken. Ein aktuelles Beispiel aus Sachsen-Anhalt seien Tests des Amts zu Thunfisch in Imbissen und Gaststätten. Von 45 Stichproben seien voriges 15 Prozent beanstandet worden. Vor neun Jahren sei noch jede dritte Probe des leicht verderblichen Fischs nicht in Ordnung gewesen. «Da haben die Betreiber vor Ort anscheinend nachgebessert.»
Worauf sollte man als Verbraucher achten?
Aus Sicht von Bereichsleiterin Klingemann wird das Risiko etwa von Pflanzenschutzmitteln im Essen eher überschätzt. Andere, realere Gefahren bekämen mitunter zu wenig Beachtung. Gesundheitsgefährdend sei vor allem falsche Ernährung, sagt die erfahrende Lebensmittelchemikerin, sowie mikrobiologische Belastungen etwa durch Noroviren oder Schimmelpilze. Zudem sieht sie eine Gefahr beim Konsumenten selbst: «Die Alltagskompetenz in Sachen Ernährung nimmt ab und wird ersetzt durch Ernährungstrends», sagt sie. Dabei sei es wichtig, auf die richtige Kühlung und Lagerung sowie die Hygiene in der eigenen Küche zu achten, um Gefahren zu minimieren. (dpa)