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ADAC-Training ADAC-Training: Blau am Steuer im Selbstversuch

19.11.2003, 16:42
Die 19-jährige Stefanie Vollmann aus Magdeburg beim Fahrsicherheitstrainings des ADAC. (Foto: ddp)
Die 19-jährige Stefanie Vollmann aus Magdeburg beim Fahrsicherheitstrainings des ADAC. (Foto: ddp) ddp

Magdeburg/ddp. - Im richtigen Straßenverkehr wäre es wohl ein Bierchen zu viel gewesen. Mit quietschenden Reifen stellt sich der Wagen von Henry Cermann nach einem Ausweichmanöver auf nasser Fahrbahn auf dem Asphalt des Magdeburger Flughafens quer. «Ich hätte nicht gedacht, dass so wenig Alkohol schon so eine Wirkung hat», sagt der Schüler des Werner-von-Siemens-Gymnasiums. Zum Glück für den 19-Jährigen stand kein Baum im Weg und auch kein Gegenverkehr war weit und breit in der Nähe. Gemeinsam mit zehn Mitschülern nahm er am Mittwoch an einem Trink-Fahr-Versuch des ADAC teil, bei dem Jugendliche am eigenen Leib erfahren sollen, wie sich Alkohol auf die Fahrtüchtigkeit auswirkt.

«Einen müsst ihr noch trinken», hatte Lehrer Lutz Bothendorf zuvor seine Schützlinge zum Alkoholkonsum animiert. Um die 0,5 Promille sollten die Schüler im Blut haben, bevor sie sich auf einem abgegrenzten Parcours hinters Steuer setzen durften. Auf Kosten des Bundes gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr gab es Bier, Wein und für Standfeste auch noch einen Schnaps hinterher. «Wir wollen den Jugendlichen verdeutlichen, dass schon bei geringem Alkoholkonsum erste Ausfallerscheinungen im Straßenverkehr auftreten», betont der Lehrer für Mathematik und Physik.

«Mit reiner Theorie würden wir die Jugendlichen nicht so gut erreichen wie mit dem Fahrtraining», führt ADAC-Cheftrainer Manfred Harting an, der seit sechs Jahren Alkoholfahrten von Jugendlichen beaufsichtigt. Beim Fahren unter Alkoholeinfluss würden die jungen Menschen schnell selber merken, dass sie das Auto in gefährlichen Situationen nicht mehr unter Kontrolle haben und das Seh- und Reaktionsvermögen eingeschränkt ist. Am Morgen hatten die Gymnasiasten den gleichen Parcours nüchtern bewältigen müssen. Auch das kostete so manchen der Fahranfänger schon einige Mühe. Auf dem Programm standen Slalom, schneller Spurwechsel auf nasser Fahrbahn und abruptes Bremsen.

Das Problem sei auch, dass die jungen Menschen auf dem Weg von der Disko nach Hause oft nicht allein im Auto sitzen, erklärt Ingolf Hempel vom Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr den Grund für das ungewöhnliche Fahrtraining. Bei Unfällen seien dann oft gleich mehrere Jugendliche betroffen. Neben Alkohol hätten auch Imponiergehabe und Selbstüberschätzung oft tödliche Folgen für Jugendliche im Straßenverkehr. Von Januar bis September kamen auf Sachsen-Anhalts Straßen 73 junge Menschen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren ums Leben. Damit stammten rund 33 Prozent der Verkehrstoten aus dieser Altersgruppe, die nur 14 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht.

Den Teilnehmern des Trink-Fahr-Versuchs scheint die Alkoholfahrt unter Aufsicht zumindest eine Lehre gewesen zu sein. «Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach ein paar Gläsern gleich so viel schlechter fahre», sagt die 19-jährige Stefanie Vollmann, die sich mit 0,56 Promille hinters Steuer gesetzt hat. «Ich habe 0,4 Promille und ich merke, es ist einfach zu viel», ist auch Henry Cermann erschreckt. Er habe gar nicht gemerkt, wie schlecht er gefahren sei. Alkohol am Steuer ist für die beiden aber ohnehin kein Thema. «Ich wusste schon vorher, dass ich mich nie betrunken ans Lenkrad setzen werde», versichert Stefanie.