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1. FC Magdeburg 1. FC Magdeburg: Angst vor Spielerflucht

Von Karl Ebert und katrin löwe 01.11.2011, 21:15

MAGDEBURG/MZ. - Der Fußball-Regionalligist 1. FC Magdeburg steht womöglich vor der größten Krise seiner Vereinsgeschichte. Nachdem der Spieler Daniel Bauer vor seiner Wohnungstür durch vermummte Anhänger mit blau-weißen Sturmkappen bedroht worden ist, herrscht beim Klub an der Elbe noch immer Bestürzung und Fassungslosigkeit.

Vor allem die Spieler sind entsetzt. Stürmer Denis Wolf brachte die Angst vor weiteren Übergriffen auf den Punkt: "Bei dieser Fanszene in Magdeburg ist es besser, man überlegt sich ganz genau, was man sagt. Deshalb werde ich mich nicht äußern." Viele Spieler denken ähnlich und machen sich Gedanken über ihre Zukunft. Nach MZ-Informationen lassen einige Spieler über ihre Berater sogar die Möglichkeit eines kurzfristigen Vertragsausstiegs prüfen.

Der Verein ist alarmiert. "Ich hoffe nicht, dass die Spieler in Scharen flüchten", sagte Pressesprecher Stephan Lietzow. Doch das Problem hat noch eine andere Ebene: 17 von 24 Verträge von Regionalliga-Spielern laufen im Sommer 2012 aus. Damit droht dem Verein womöglich ein existenzbedrohendes Szenario. Neue Spieler zu bekommen, wird nun immer schwieriger. Lietzow gibt zu: "Dieser Vorfall trägt sicher nicht dazu bei, den 1. FC Magdeburg als Verein attraktiv zu machen."

Auch Daniel Bauer, der sich nach seiner Flucht aus Magdeburg bei seiner Familie in der Nähe von Koblenz aufhält, denkt über eine vorzeitige Vertragsauflösung nach, wie sein Berater Henry Hennig bestätigt. "Er hat sich erst einmal zurückgezogen und will etwas Abstand gewinnen. Eine Rückkehr kann ich mir kaum vorstellen. Was ist, wenn diese Chaoten einen Rachefeldzug starten?", fragte Hennig. Der Verein will den Worten des Beraters aber nicht zu viel Bedeutung beimessen. "Wir haben einen Vertrag mit Daniel Bauer und nicht mit seinem Berater", sagte Lietzow.

Bei der Magdeburger Polizei laufen die Ermittlungen unterdessen auf Hochtouren. Seit Dienstagvormittag seien Ermittler unterwegs gewesen, um Zeugen zu befragen, die Bauer über den Vorfall informiert habe, sagte Sprecher Bernhard Wessner. Inzwischen habe es auch ein Telefonat mit Bauer gegeben, der von einem Überfall durch zehn Vermummte sprach.

Nach dem Vorfall vom Donnerstagabend hatte nur die Vereinsleitung am Freitagmittag die Polizei informiert. Demnächst werde Bauer bei der Polizei in Rheinland-Pfalz Anzeige erstatten und seine Aussage zu Protokoll geben. "Aufgrund der Brisanz des Falles soll das möglichst zeitnah passieren."

Die Täter zu ermitteln werde schwierig, fürchtet Wessner - es gebe keine Zeugen. Er bestätigte Angaben, wonach Bauer schon einmal bedroht worden sei. Der Fußballer habe im April Anzeige nach einer telefonischen Bedrohung erstattet. Im Mai wurde das Verfahren eingestellt.