Zu laut geschnattert? Zu laut geschnattert?: Nachbar zerrt Gänse-Züchter aus Profen vor Gericht

Zeitz/Profen - „Jetzt hören Sie doch auf mit Ihrer Zeitschaltuhr“, meinte der Richter zum Schluss der Verhandlung am Dienstagnachmittag leicht genervt in Richtung des Beklagten. Aber auch der Kläger bekam sein Fett weg. Denn im Streit um Lärm, der von Gänsen des Gegners verursacht wird, wiederholten sich beide Parteien immer wieder, drehten sich teilweise im Kreis und fanden nur schwer zu einer weiteren Einigung.
Denn so eine Einigung hatte es in dem nun schon seit zweieinhalb Jahren andauernden Streit eigentlich im vergangenen Jahr bereits gegeben. Doch nach Meinung des Klägers hat sich sein Nachbar nicht an einen damals getroffenen Vergleich gehalten.
Streit um Gänse-Lärm in Profen: Nachbar verklagt Hobbyzüchter
„Die Gänse machen immer noch zu viel Lärm“, meinte der Kläger und bemühte ein Tagebuch der vergangenen drei Wochen, in dem jeden zweiten Tag Verstöße festgestellt wurden.
Worum geht es? In Profen hält ein Anwohner aus Hobbyzwecken rund 100 Gänse im Jahr, von denen die Hälfte vor Weihnachten an Freunde und Verwandte weitergegeben wird. Aktuell befinden sich also rund 50 Tiere auf seinem Grundstück und sorgen für allerlei Geschnatter, so wie Gänse das nun mal tun. Das aber stört den rund 30 Meter entfernt wohnenden Nachbarn: Er verklagte den Geflügelfreund.
Gänse-Posse in Profen: Ab wann machen die Tiere Lärm?
In dem angesprochenen Vergleich einigte man sich darauf, dass die Tiere abends spätestens um 20 Uhr in den Stall müssen und morgens nicht vor 8.30 Uhr wieder hinaus dürfen. Da der Beklagte das nicht selber immer kontrollieren kann, habe er eine Zeitschaltuhr installiert, die dafür sorgt, dass das Tor zu den entsprechenden Zeiten auf und wieder zu geht. „Das ist auch über die Futterverteilung geregelt. Die Tiere wissen also Bescheid. Außerdem gehen sie sowieso schlafen, wenn es dunkel wird“, meint der Beklagte. Auch weil sie sich vor Füchsen schützen wollen.
Der Kläger wollte das aber in den vergangenen Wochen anders beobachtet haben. „Die kamen teilweise schon um 7 Uhr aus dem Stall und liefen auch in der Dunkelheit herum“, meinte er.
Gänse-Posse in Profen: Sind wilde Nilgänse die Übeltäter?
Hundertprozentig könne man das nie kontrollieren, erwiderte der Beklagte und vielleicht seien das ja auch wilde Nilgänse gewesen, die sich zu Hunderten ganz in der Nähe aufhalten. „Außerdem sind wir Ihnen schon mit dem Vergleich entgegengekommen, denn laut Gesetz handelt es sich um eine ordnungsgemäße Tierhaltung, bei der die Gänse nur von 22 bis 6 Uhr eingesperrt sein müssten“, meinte die Verteidigerin des Beklagten.
Für eine weitere Bemerkung bekam sie einen Rüffel vom Richter. „Wir leben hier auf dem Land. Wenn Ihnen das nicht passt, dann ziehen Sie doch in die Stadt.“
Gänse-Posse in Profen: Nachbar soll Tagebuch über Lärm führen
Letztendlich einigten sich beide Parteien auf eine sogenannte Wohlverhaltensphase, in der das Verfahren ruht. In dieser Zeit bis Ende Mai soll der Kläger ein Tagebuch führen und etwaige Verstöße möglichst mit Fotos dokumentieren, „wenn es erlaubt ist?“ fragte dieser den Beklagten. „Das tun Sie doch schon die ganze Zeit. Aber schön, dass Sie fragen“, kam es süffisant zurück.
Das war es dann auch schon an Höflichkeiten, denn der Kläger forderte pro Verstoß ein Zwangsgeld von 50 Euro. Doch das verweigerte der Richter ihm. „Je mehr Beweise Sie haben, umso besser für Sie. Dann schauen wir mal im Juni“, meinte er.
„Und was ist, wenn mein Nachbar sich jetzt besonders ordentlich mit seinen Gänsen verhält und nach Mai den Tiere wieder freien Lauf lässt?“ wollte der Kläger noch vom Richter wissen. „Dann müssen Sie eben wieder den Klageweg gehen“, erklärte dieser.
So hat der Kläger offenbar schlechte Karten. Denn zum einen wurde seine Berufung vor dem Landgericht in Halle bereits abgelehnt, ebenso scheiterte der Versuch, eine Unterlassung der Tierhaltung seines Nachbarn auf behördlichem Wege zu erwirken.
Ein Lärmgutachten hatte zudem ergeben, dass die Profener Gänse nicht zu laut sind. Ob das auch für die wilden Nilgänse gilt, bleibt indes offen. (mz)