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Zekiwa Zekiwa Zeitz: So sieht es in der ehemals größte Kinderwagenfabrik Europas heute aus

Von Christiane Rasch 25.03.2017, 15:00
Schmutz, bröckelnder Putz und eingeschlagene Scheiben: Die Räume, in denen einst Kinderwagen für ganz Europa hergestellt wurden, sind dem Verfall preisgegeben.
Schmutz, bröckelnder Putz und eingeschlagene Scheiben: Die Räume, in denen einst Kinderwagen für ganz Europa hergestellt wurden, sind dem Verfall preisgegeben. René Weimer

Zeitz - Staunend und ohne ein Wort zu sagen schaut sich Karin Reschke um. Ihr Blick wandert über die hohen Säulen, die verbarrikadierten Fenster und die Decke, von der schon viele Jahre zuvor der Putz gebröckelt war. Reschke steht im Erdgeschoss ihrer alten Wirkungsstätte - in der ehemaligen Zekiwa-Fabrik in der Geschwister-Scholl-Straße. „Das sieht heute alles so klein aus ohne die ganzen Maschinen“, sagt sie gedankenversunken.

Vor 26 Jahren hat die Zeitzerin die Halle zuletzt mit eigenen Augen gesehen. „1991 wurde die Produktion hier beendet“, erklärt sie. Die gelernte Werkzeugmacherin arbeitete damals im Dachgeschoss der Fabrik. Dort befand sich die Musterwerkstatt von Zekiwa, wo Kinderwagen für die Messe produziert wurden. Im Erdgeschoss hingegen wurden Metallteile hergestellt.

Einst größte Kinderwagenfabrik Europas mit fast 2.000 Mitarbeitern lässt sich nur noch erahnen

Reschke bückt sich, hebt ein kleines, verrostetes Teil vom staubbedeckten Boden auf und zeigt es ihrem früheren Kollegen Joachim Strauch. „Das ist eine Schelle für ein Verdeck. Die wurden hier in der Schmiede gemacht.“ Es ist eines der wenigen Relikte, die noch an Zekiwa erinnern. Längst wurde der Bau dem Verfall preisgegeben. Glasscherben und Dreck liegen am Boden verstreut, an den Wänden ist die Farbe abgeplatzt, darüber wurden großflächige Graffiti aufgesprüht.

Dass dieser Ort einst die größte Kinderwagenfabrik Europas mit fast 2.000 Mitarbeitern beherbergte, lässt sich nur noch erahnen. „Es ist schon ein komisches Gefühl, das alles so runtergekommen zu sehen“, sagt Reschke, während sie die Treppen zum Obergeschoss hinaufsteigt. Die Wege zur Schlosserei, zur Materialausgabe, zur Schneiderei und der Nähmaschinenwerkstatt - das alles ist noch immer in ihrem Kopf.

Ex-Mitarbeiterin von Zekiwa in Zeitz: „Ich höre noch heute, wie die Wagen über die Transportwege rattern“

„Ich höre noch heute, wie die Wagen über die Transportwege rattern“, sagt die 61-Jährige und betrachtet die mit Backstein gepflasterten, breiten Streifen, die noch immer auf dem Boden zu erkennen sind. Es wird vermutlich die letzte Gelegenheit für Reschke sein, den Industriebau in diesem Zustand zu sehen. Denn die Stadt will das Gebäude mit Hilfe von Fördermitteln umfassend modernisieren und instand setzen lassen.

In den oberen Etagen soll zukünftig das Stadtarchiv Platz finden, das bis dahin weiter im Schloss Moritzburg untergebracht ist. Beginnen soll der Umbau voraussichtlich im kommenden Jahr, so Christian Villiers, Sachgebietsleiter Stadtentwicklung.

Für Karin Reschke und Joachim Strauch ist es der richtige Weg. „Es ist gut, dass das Gebäude wieder gemacht wird“, so Reschke. Strauch ergänzt, dass es sich immerhin um ein Stück Zeitzer Geschichte handele, das auch für die nachfolgenden Generationen bewahrt werden müsse. (mz)

Christian Villiers, Karin Reschke und Joachim Strauch (von links) finden im Gebäude sogar noch technische Zeichnungen.
Christian Villiers, Karin Reschke und Joachim Strauch (von links) finden im Gebäude sogar noch technische Zeichnungen.
René Weimer
Ein Blick auf die Fassade des früheren Zekiwa-Werks
Ein Blick auf die Fassade des früheren Zekiwa-Werks
Kramer