Heruntergekommen, vergessen Zeitz: Warum fühlt sich niemand für das alte Klubhaus zuständig?

Zeitz-Rasberg - Die Menschen eilen achtlos vorbei. Die Fenster im Erdgeschoss sind zugenagelt. Und kaum einer nimmt noch Notiz davon. Doch Gernot Schwarz bringt die Nachbarschaft zum Klubhaus 1. Mai um den Schlaf. Denn von dem wunderbaren Ausflugsziel der Vergangenheit stehen praktisch nur noch die Außenwände.
Die Eingangstür ist unverschlossen. Jeder kann sie problemlos aufschieben. Im Erdgeschoss steht gleich der Tresen, darüber hängt ein alter Sicherungskasten.
Ein paar Schritte weiter und man sieht in den Saal. Hier herrscht das totale Chaos, das halbe Dach ist schon heruntergekommen, der Rest hängt in der Luft, so beschreibt Schwarz die Lage. „Ich habe Angst, wenn es schneit. Dann könnte der Rest des Daches einstürzen und der Giebel auf den Hof fallen und wenn es schlimm kommt sogar bis in mein Grundstück“, erzählt Schwarz.
Niemand fühlt sich für die Ruine in Zeitz-Rasberg zuständig
Er ist schon von Pontius zu Pilatus gelaufen, doch niemand fühlt sich für die Ruine verantwortlich. „Ich hatte Vertreter von der Stadt hier, die haben sich alles angeschaut und sind wieder gegangen. Denn das Haus befindet sich in Privatbesitz, da könne die Stadt halt nichts machen. Das haben sie zu mir gesagt“, erzählt Schwarz.
Der Besitzer lebt auf der Insel Teneriffa. Doch so könne es nicht weitergehen. Beinahe nach jedem Sturm seien die Anwohner und Nachbarn im Einsatz. Dachziegel werden von der Straße gesammelt. Auch die Fenster im Erdgeschoss hätten Anwohner dichtgemacht.
Gernot Schwarz wohnt schon seit 1982 neben dem Klubhaus
„Ich pflege den Gehweg, kehre und entferne den Wildwuchs. Zweimal im Jahr spüle ich den Kanal, denn wenn der Regenwasserabfluss zu ist, läuft es auf meinen Hof“, sagt Schwarz. Er wohnt seit 1982 nebenan. Der Mann hat sich in Rasberg eingerichtet, sein Haus vom Keller bis zum Dach saniert. So mancher kennt Schwarz noch aus dem Kirmesverein Rasberg. Hier hat er sich jahrelang engagiert.
Im November wurde in Rasberg groß Kirmes gefeiert. Vermutlich schon 1873 gab es im Zeitzer Ortsteil zum ersten Mal die Kirmes mit dem traditionellen Bärenführen. Der Bär war über Jahrzehnte eine Attraktion. Dabei soll das Bärenführen auf eine wahre Begebenheit zurückgehen. Demnach zogen einst Zigeuner mit einem echten Bär durch Rasberg. Neben der Kirmes war die Gaststätte wegen des Biergartens ein beliebtes Ausflugslokal. Warum es allerdings Schweizer Garten hieß, ist Schwarz nicht bekannt. Später wurde daraus das Klubhaus 1. Mai und gehörte zum Stahlwerk Rasberg.
Klubhaus-Ruine: Reste von Büro und Bibliothek, Kegelbahn und Gaststätte erinnern an tolle Zeiten
Reste von Büro und Bibliothek, Kegelbahn und Gaststätte erinnern an tolle Zeiten. Auch zur Schulspeisung für die Rasberger Schule, für Tanz und Maifeiern war das Klubhaus bekannt. Heute ist alles verlassen und trostlos.
„Ich habe von 1978 bis 1980 als Wirt hier gearbeitet. Es war eine tolle Zeit“, erzählt Wolfgang Strauß. Heute wohnt er gleich nebenan und sorgt dafür, dass der einstige Biergarten nicht zu einer Müllkippe verkommt. Die Spurensucher gestaltet sich schwierig, „Leider haben wir keine Unterlagen über das Klubhaus“, sagt Detlev Deye vom Zeitzer Geschichts- und Altertumsverein. Das Stadtarchiv im Schloss Moritzburg verspricht Hilfe, denn vermutlich gibt es hier eine Bauakte. Die MZ bleibt dran. (mz)


