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Zeitz Zeitz: Versunken im Müll

Von YVette MEINHARDT 11.01.2012, 18:15

ZEITZ/MZ. - Die Schaedestraße gehört zu den Sorgenkindern der Stadt Zeitz. An der Ecke in Richtung Bahntunnel hockt die riesige Ruine der ehemaligen Kinderwagenfabrik. Die Fenster eingeschlagen, Wände beschmiert, Backsteine lösen sich allmählich aus dem Mauerwerk - hier beginnt ein Niemandsland. Auf dem benachbarten Grundstück lagert Müll en masse. Ausgediente Kinderwagen, alte Kleider, Matratzen, ungezählte Müllsäcke. . .

"Ich habe Angst, dass es hier mal wieder brennt, und das wäre nicht das erste Mal", sagt Georg Zimny. Aus diesem Grund macht sich der 72-Jährige zu Fuß von der Unterstadt auf den Weg zum Rathaus. "Zuerst sprach ich bei der Feuerwehr vor, die schickten mich ins Bürgerbüro", fährt der Senior fort. Das war schon im Dezember. Doch eine Reaktion vermisst er bis heute. So sprach er in dieser Woche noch einmal im Ordnungsamt der Stadt Zeitz vor. "Ich geriet an einen jungen Mann, der war einfach nur unfreundlich und fragte mich, was mich der fremde Müll angeht. Über diese Reaktion war ich so sauer, dass ich schnurstracks zur MZ gegangen bin", erzählt Zimny.

Die Zeitzer Zeitung reagiert sofort, steigt mit dem Leser ins Auto und sieht sich vor Ort um. Müll wohin man schaut, ob im Garagenhof oder in leerstehenden Häusern. Auf dem Fußweg in der Schaedestraße steht des Weiteren ein Container für Altkleider. "Dieser wurde schon seit Wochen nicht mehr geleert", weiß Zimny zu berichten. Auch darüber habe er das Rathaus schon etwa Mitte Dezember informiert. Doch nichts passierte. "Ich glaube fast, wir Bürger werden einfach ignoriert", mutmaßt Zimny. Der Container ist übervoll. Aus diesem Grund lagern alte Kleider, Pullover, knallrote Turnschuhe und kleine Kindersandalen neben dem Container. Sie sind nass, nicht mehr schön anzusehen. Und es scheint nur eine Frage der Zeit, wann sie verrotten oder von Ratten gefressen werden.

Die Straße scheint im Müll zu versinken. Ein Blick auf den Garagenhof bestätigt dies. Gleich hinter dem Tor türmt sich ein nächster Müllberg. In einem Einkaufswagen sammeln sich Abfälle, und eigentlich bräuchte man diese nur einmal abtransportieren. Nach einer gewissen Zeit landet auch diese Sammlung in den leerstehenden Häusern, so hat es Georg Zimny schon mehrfach beobachtet. "Man kann zwar arm sein, aber trotzdem sauber. Doch dieser Anblick ist eine Schande", ärgert sich Zimny immer wieder.

Die Zeitzer Zeitung fragt nach. Hinter der aufgedruckten Telefonnummer auf dem Altkleider-Container verbirgt sich nicht wie angegeben der Malteser-Hilfsdienst, sondern die SWS-Entsorgungsfirma in Bremen. "Die Container werden bedarfsgerecht angefahren, im Frühjahr und Herbst häufiger als im Winter", antwortet Carsten Klattenhorr. Nichtsdestotrotz kann es gelegentlich zu einer Überfüllung kommen. Das sei jedoch die Ausnahme. "Ich werde mich sofort mit unserem regionalen Entsorger in Verbindung setzen und eine umgehende Abholung veranlassen", verspricht Klattenhorr am Telefon.

Im Zeitzer Rathaus ist man dagegen nicht so schnell. Herr Zimny habe sich bei seinem Vorsprechen nicht konkret genug ausgedrückt, so lautete die erste Antwort aus der Pressestelle. Doch damit gab sich die MZ nicht zufrieden und fragte beharrlich nach. Daraufhin schickte die Stadtverwaltung Ermittler in die Spur. Eine konkrete Gefahr gehe vom Objekt nicht aus, über die weitere Vorgehensweise werde heute beraten, so die Pressestelle.