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Zeitz Zeitz: Schneeberge wachsen

Von ANGELIKA ANDRÄS 26.12.2010, 19:09

ZEITZ/MZ. - Dirk Krähne staunte nicht schlecht: Wo war denn nun sein Auto? Da, wo er es an der Voigtsstraße in Zeitz am Nachmittag von Heiligabend abgestellt hatte, fand er fünf gleichmäßige Schneehügel. "Bestimmt 20 Zentimeter Neuschnee, darunter total glatt, da war ich froh, dass ich ganz unkompliziert noch eine Nacht länger bei meinen Freunden bleiben konnte", meinte er lachend, "und außerdem wäre es doch schade gewesen, diese Schneehügel zu zerstören!"

Keine Rücksicht nehmen konnten da die Mitarbeiter von Krankenpflegediensten oder Taxifahrer. Für sie hieß es zu Schichtbeginn am ersten Feiertag: Auto vom Schnee befreien. Besonders hart traf es die Schwestern der Caritas-Sozialstation am Stiftsberg. Der gehört zu den Straßen, die nicht beräumt werden. "Wir parken im Brühl", bestätigte Schwester Angela Exler, "dort machen wir die Autos frei, dann laufen wir hoch, holen alles oder tragen in die Sozialstation, was dahin muss."

Auch Lieferfahrzeuge können den Stiftsberg nicht passieren, alles muss zumindest am Nicolaiplatz abgeholt werden. Der heftige Schneefall über Weihnachten stellte die Mitarbeiterinnen vor einige Probleme. "Die Nerven liegen blank", so Exler, "wir haben natürlich Verspätung, aber letztendlich alles geschafft."

Patienten mit Verständnis

Die Patienten waren auch verständnisvoll. In Droyßig und Weißenborn mussten sie das auch sein. Aber selbst, wenn die Schwestern in die Bergsiedlung oder Völkerfreundschaft müssen, geht das nicht reibungslos. "Es ist schließlich auch ein Problem mit dem Parken der Autos, während wir bei den Patienten sind", erklärte Schwester Angela, "mitunter behindern wir tatsächlich den Verkehr." Und ein wenig wundert sich die Leiterin der Sozialstation nach dem Weihnachtswochenende schon: "Toi, toi, toi, wir haben alles geschafft, ganz ohne Crash. Aber wir fahren auch alle mit Decke, Sand und Schaufel."

Decke, Sand und Schaufel hätten auch einige Autofahrer brauchen können, die Samstag in der Stadt unterwegs waren. "Ich bin die Rahnestraße langsam wieder rückwärts runtergefahren", erzählte Klaus Hermann (42). Der Geraer fährt hier oft, aber dieses Mal war es einfach nicht zu schaffen: "Auf dem Eis vom Vortag lag lockerer Schnee, selbst für Winterreifen keine gute Kombination, der Winterdienst kam wohl erst spät." Selbst am Samstagabend konnte mancher Pkw am Altmarkt, vor dem Rathaus, nur mit Hilfe anderer Fahrer wieder auf Touren gebracht werden. "Mittlerweile haben sie hier geschoben", so Dieter Behr, "aber nun auch gleich so gründlich, dass wir hier auf blankem Eis fahren." Für diesen Straßenabschnitt ist die Landesstraßenmeisterei Zorbau zuständig. Doch auch auf mancher städtischen Straße ging erst einmal nichts. Zwischen Wendischem Berg und Tröglitzer Straße ließen viele Anwohner ihre Autos stehen oder legten Schneeketten an. "Ich bin nicht rausgekommen", sagte Ingeborg Hoffmann, "dann dachte ich, jetzt bist du auf der Tröglitzer Straße, aber da war es auch nicht besser!" Doch die Thüringerin, die ihre Familie besuchte, nahm es gelassen. "Es ist Winter, und wenn nur geschoben wird und der Schnee ist festgefahren, das ist die beste Piste", meinte sie. Anliegerstraßen werden aber oft gar nicht geschoben, hier steckten viele Pkw fest.

Schneeberge am Straßenrand

Aus der Völkerfreundschaft meldete sich Karlheinz Möller und berichtete: "Die Fußwege sind geräumt, der Schnee türmt sich am Straßenrand, dahinter sind die Autos eingeschneit, auf der Fahrbahn liegen 20 Zentimeter Schnee. So sieht es hier stellenweise aus, aber zum Beispiel auch im Dichterviertel oder im Musikerviertel." Nicht passierbar waren auch Voigtsstraße und Voigtsmauer sowie Anliegerstraßen an der Geraer Straße. "Es läuft sich gar nicht so schlecht", bekundete Annegret Lisker am Nachmittag in der Innestadt, "wir kommen von Zeitz-Ost, haben das Auto stehen lassen, wenn geschoben ist, kommt man auch ohne Splitt ganz gut voran." Das fand auch Enkelin Annika, die gut eingepackt auf dem Schlitten saß und angesichts des Schnees nur eines empfand: Riesige Freude.

Großflächig gestreut wurde bis Sonntag nicht. Obwohl in Zeitz Splitt geliefert wurde, geht man beim Stadtreinigungs- und Servicebetrieb Zeitz (SSBZ) sparsam damit um. Schnee geschoben und geschippt wurde auf den Fußwegen an den Feiertagen bereits ab 6 Uhr. Schwerstarbeit, zumal hier viele Frauen im Einsatz sind. "Wir sind Heiligabend und am ersten Feiertag rund um die Uhr gefahren", bestätigte Betriebsleiter Christian Gast. Die Straßen, für die der SSBZ im Auftrag der Stadt zuständig ist, wurden geschoben. Fußwege beräumt, an gefährlichen Stellen mit Splitt abgestumpft. Streusalz ist keines mehr da. "Früheste Lieferung", so Gast, "bis Mitte Januar."

Der Draschwitzer André Syertyamosy nahm die weiße Überraschung locker. Lachend schaufelte er mit seinem Vater Istvan am Sonnabendvormittag den Gehsteig vor dem Haus Hauptstraße 86 frei. "Langsam müssen wir uns wohl auf skandinavische Verhältnisse einstellen", sagte Syertyamosy. Der Schneeberg neben ihm wuchs derweil auf eine Höhe von etwa 1,70 Meter.