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Zeitz Zeitz: Olsenbande entführt Himmelsscheibe

Von YVETTE MEINHARDT 06.10.2011, 17:33

ZEITZ/MZ. - Tiefe Nacht herrscht im Zeitzer Dom. Nur der Strahl von Taschenlampen durchbricht das Schwarz im Kirchenschiff. Plötzlich zerreißen grelle Scheinwerfer die Dunkelheit. Das Filmstudio Würchwitz nutzt das historische Bauwerk als Kulisse. Die letzten Szenen des vierten Films über die legendäre Olsenbande wurden am Mittwochabend gedreht. "Wir holen jetzt zu unserem wirklich allerletzten Streich aus und drehen den vierten Teil der Olsenbande", plaudert Helmut Pöschel aus dem Nähkästchen. Die Olsenbande und der vergessene Stifterschatz heißt der neue Streifen und die meisten Szenen sind bereits im Kasten. Ob Flughafen in Altenburg und Air-Park in Merseburg, Diamantenhändler und Rotlichtviertel in Amsterdam, Rotkäppchen-Kelterei in Freyburg und Mibrag-Gelände in Großgrimma - die Hobbyfilmer sind in diesem Jahr ganz schön herumgekommen.

Am Mittwochabend machen sie in Zeitz Station. "64 Szenen hat das Drehbuch und bis auf zwei haben wir jetzt alle im Kasten", sagt Autor und Kameramann Thomas Linzner. Schon als Heranwachsender war er von der legendären dänischen Olsenbande begeistert. "Die Idee zum jetzigen Film entstand bei meinem Sommerurlaub vor drei Jahren in Schweden", erzählt er weiter. Als er wieder nach Hause kam, verriet er seinem Team. "Ich habe einen Plan." Das ist nicht nur der legendäre Spruch von Leinwandheld Egon Olsen, sondern zugleich Leitspruch und Herausforderung für die Filmemacher.

Das berühmte Gaunertrio aus Würchwitz gleicht den dänischen Originalen zum Verwechseln. Mit Anzug, Melone und Zigarre mimt Friedrich-Karl Steinbach unverkennbar den Egon. Der 75-Jährige wirkt ruhig und besonnen, leistet den Regieanweisungen konzentriert Folge. Mit Brille und Aktentasche marschiert Kjeld durch die heiligen Hallen. In Wirklichkeit ist Andreas Schaller Schmied aus Würchwitz. Für den vierten Film hat er die legendäre Nebraer Himmelsscheibe nachgebaut. "Ich habe sie aus Eisen geschmiedet, den Rand ausgezogen, so dass er seine ausgefranste Struktur erhält", erzählt der Handwerker und erwähnt ganz beiläufig, dass jene Olsenbandenfilme die beste Werbung für seine Werkstatt sind.

Für die richtige Farbe sorgte der Kaynaer Künstler Uwe Starke. Und Egon Olsen muss sie an diesem Drehtag die ganze Zeit "mächtig gewaltig" in die Höhe strecken. "Unsere Himmelsscheibe ist schöner als das Original", schwärmt Steinbach.

Ein neuer Benni im Team

Neu und mit 48 Jahren der Jüngste in der Runde ist Steffen Gruner. Mit karierter Jacke und zu kurzer Hose kann er den perfekten Wechselschritt-Hopser von Benni. "Ich bin nicht wirklich neu, sondern war bei den Olsenbanden-Filmen von Anfang an dabei. Meine Freundin spielt Yvonne, die Frau von Kjeld", erzählt der Maler. So habe er zum Beispiel die sexy Kleider von Yvonne genäht.

Im neuen Film wird szenisch am dritten Teil angeknüpft. Der Würchwitzer Olsenbande ist auf Mallorca das Geld ausgegangen. Denn das Trio vom Lande hat seine Moneten angelegt und ging mit der Bankenkrise pleite. Also kehrt es nach Deutschland zurück. Natürlich dreht sich auch dieses Mal alles um sogenannte "Geldbeschaffungsmaßnahmen". Es gibt ein filmisches Wiedersehen mit alten Bekannten. Steffi Püschel brilliert in der Rolle der Yvonne und zieht gegenüber ihrem "Versager-Ehemann" mächtig vom Leder. Bernd Christen füllt die Figur von Dynamit-Harry prächtig aus. Und weil man hierzulande schon immer neidisch auf Naumburg schielt, soll dieses Mal der legendäre Stifterschatz im Dom dran glauben.

Der Krimispaß attackiert nicht nur die Lachmuskeln der Zuschauer, sondern verteilt so manch satirischen teils parodistischen Seitenhieb und knüpft unterhaltsame Verbindungen zu Wirtschaftskrise und kommunaler Politik. Landrat Harri Reiche tritt höchstpersönlich wieder auf und spielt sich selbst. Zugleich ist der neue Streifen eine Hommage an den schönen Burgenlandkreis, Burgen und Schlösser ins rechte Licht gesetzt, Saale und Weinberge bieten eine filmreife Kulisse. Natürlich spielt der Naumburger Dom eine wichtige Rolle, schließlich steht hier die Stifterfigur Uta und hütet den vermeintlichen Schatz. Doch wegen der aktuellen Ausstellung "Naumburger Meister" wurden die Innenaufnahmen im Zeitzer Dom gedreht. Am Mittwoch ging filmisch gesehen im Zeitzer Dom die Sonne auf und der Sommeranfang wurde gefeiert. Ob es wenigstens im letzten Teil ein glückliches Ende für das legendäre Gaunertrio gibt, ist ein gut gehütetes Geheimnis.

Kartenvorverkauf läuft

Jetzt geht es ins Studio zur Bearbeitung von Bild und Ton. "Das Schneiden und Vertonen nimmt fast noch einmal so viel Zeit in Anspruch wie das Drehen", sagt Linzner. Bis zum Dezember müssen die Fans auf die Premiere warten. Diese findet am Samstag, dem 3. Dezember im Hyzet-Kultur- und Kongresszentrum statt. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen.