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Zeitz Zeitz: Notruf

Von YVETTE MEINHARDT 24.02.2012, 18:25

ZEITZ/MZ. - Ein Augenblick der Stille herrscht in der Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes. Andreas Rothe schenkt einen frisch gebrühten Kaffee aus. Doch der wird kalt. Schon im nächsten Moment ertönt der Notruf der Kreisleitstelle, die digitalen Piepser rufen die Rettungssanitäter zu einem Unfall nach Zeitz-Ost.

Andreas Rothe steigt in den Rettungswagen (RTW). "In zwölf Minuten müssen wir vor Ort sein, meistens kein Problem", sagt er und fährt los. An der Ampel in der Geußnitzer Straße warten die Autos auf Grün, doch plötzlich schert ein Fahrzeug aus. Rothe kennt diese Gefahrensituation und lenkt vorbei. In der Gleinaer Straße steht bereits die Polizei. Ein Auffahrunfall. Die Dritte im Bunde, Doreen Stocklossa, legt der Fahrerin eine Halskrause an und nur wenig später fährt der RTW mit Blaulicht zum Klinikum.

Sören Diedrich ist seit 13 Jahren beim DRK als Rettungsassistent. "Wir haben in Zeitz schon alles erlebt, ob Unfälle mit einem toten Kind bis zu Erschossenen", sagt der 38-Jährige nachdenklich. Doch Einsätze mit Kindern seien immer am emotionalsten. Eigentlich hat Diedrich mal Metallschiffsbau gelernt, war vier Jahre bei der Armee und dort reifte das Bauchgefühl, Rettungsassistent zu werden. Für ihn sei das die richtige Entscheidung gewesen. Stolz gewährt Diedrich einen Blick in das Innere eines RTW. Moderne Medizintechnik hielt Einzug. "Mit diesem Elektrokardiogramm (EKG) zum Beispiel können wir im Notfall die Bilder direkt in das Herz-Zentrum nach Leipzig senden", erklärt Diedrich. Die Ärzte können dann eine Behandlung exakt vorbereiten.

Hinter jeder Wand im RTW verbergen sich medizinische Hilfsmittel. Die Palette reicht von Einweghandschuhen und Spritzen über Beißkeil für epileptische Anfälle, Glukose für Unterzuckerung und Asthmaspray. Im Minikühlschrank lagert Adrenalin zur Wiederbelebung. Dazu gibt es eine Vielzahl medizinischer Geräte, ob Defibrillator oder Messgeräte.

Von sieben bis 19 Uhr dauert die Schicht an diesem Tag. Plötzliche Wetterwechsel und daraus folgende Kreislaufprobleme, glatte Straßen, die zu Unfällen führen oder Feiertage wie Silvester und Männertag lassen die Einsätze der Retter regelmäßig hochschnellen. Als "normal" gelten etwa zehn Einsätze pro Schicht. "Häufig werden wir zu Schlaganfällen und Herzinfarkten gerufen, aber auch zu älteren, verwirrten und dehydrierten Personen", erzählt Diedrich. Es steige auch die Zahl der Patienten mit Alkoholproblemen, Anrufer mit Depressionen und Selbstmordgedanken. Doch über dieser Arbeit liegt die Schweigepflicht.

"Ich versuche, die Einzelschicksale nicht an mich herankommen zu lassen. Doch am besten hilft das Reden", sagt der 38-Jährige. Auf der anderen Seite leisten sie selber Beistand, zum Beispiel, wenn ein Angehöriger verstorben ist.

In dieser Schicht scheint es noch ruhig. Verlegungen von Patienten aus Zeitz nach Gera, wenig später von einem Altersheim in das Zeitzer Klinikum und besagter Unfall füllen den Vormittag. Zwei Rettungswagen stehen einsatzbereit auf dem Hof in der Geußnitzer Straße, in der Garage ein Krankentransporter, der im Bedarfsfall als dritter Rettungswagen ausrücken könnte. An diesem Tag ist das nicht nötig. Die Schicht läuft normal, Einsätze werden protokolliert und wieder einmal ein neuer Kaffee gekocht.