Zehn Jahre Umsiedlung Schwerzau Zehn Jahre Umsiedlung Schwerzau: Sie zogen zusammen um, jetzt feiern sie gemeinsam
Draschwitz/MZ. - Als Sonnabendmittagder letzte Bus von der Fahrt in den TagebauProfen zurückkam, schmetterte die GeiseltalerBergarbeiterkapelle "Hoch die Gläser, hochdas Leben" und besang den Chianti-Wein.
Die ehemaligen Schwerzauer, die vor zehn Jahrenin Draschwitz ein neues Heimatdorf fanden,zog es weniger zum Wein, doch mit Macht andie Gulaschkanone. Tagebau macht hungrig,da kam die Kartoffelsuppe mit Würstchen geraderecht. Und auch der Anstich des ersten FassesBier. Dafür durfte der Vorsitzende der Mibrag-GeschäftsführungBruce P. DeMarcus Verantwortung übernehmen,nachdem ihm seine Umsiedlungsbeauftragte ReginaMeßinger eine Lederschürze verpasst hatte.
Von Ehefrau Mary beobachtet, entledigte sichDeMarcus der schwierigen Aufgabe mit vielenHammerschlägen, aber "sauber". Heinz Räckbrauchte als Vertreter des letzten SchwerzauerGemeinderates zwar nur zwei Schläge, dafüraber spritzte und zischte ein Gutteil desedlen Saftes erst einmal unter die Leute.Doch die alten und neuen Schwerzauer, diejetzt Draschwitzer sind, hatten ihren Spaßdaran.
Wie auch an der Ansprache von Heiner Krieg,dem kaufmännischen Geschäftsführer der Mibrag,der nicht nur die ganz offiziellen Grüße derMitteldeutschen Braunkohlengesellschaft überbrachte.Hatte am 4. Juni 1994 die Draschwitzer BürgermeisterinUte Schreiner beim ersten Fest der neuen Siedlungso zu Herzen gehende Worte gefunden, dassmanchem Neu-Schwerzauer die Tränen in denAugen gestanden hatten, hielt Krieg nach nunmehrzehn Jahren eine eher launige Rede mit vielenErinnerungen.
40 Schwerzauer hatten sich damals zur Umsiedlungnach Draschwitz auf die andere Seite der B 2entschieden, unter der Bedingung, dass manihr Dorfgefüge nicht auseinander reiße. Manhabe diese Lösung gefunden, so Krieg, um denBergbau in der Region weiter betreiben undArbeitsplätze erhalten zu können.
Letztlich habe man von den damaligen Schwerzauernauch Unterstützung erfahren. Von SchneiderinIlse Harpeng zum Beispiel, die sich zu einerArt ehrenamtlicher Bauleiter entwickelte."Sie hat uns damals sehr geholfen, indem siedie Bauleute sozusagen kontrollierte und füreine spitzenmäßige Versorgung gesorgt hat",sagte er und ringsum wurde fröhlich geschmunzelt.Er erinnerte an den Schrecken, der die Mibragüberfiel, als der Naturschutz mit seltenen,winzigen Wiesenbewohnern kam, die in ebendem Draschwitzer Ortsrandbereich lebten, indem man das neue Schwerzau bauen wollte. Heutestelle er fest, dass die Schwerzauer gut indie Gemeinde Draschwitz integriert seien.
Auch dafür erhielt er Zustimmung. Nicht zuletztvon Ortsbürgermeisterin Ute Schreiner undvom Gemeinderat Albrecht Reinhardt, der alsKrimmlitzer sozusagen auch ein Rand-Draschwitzerist. Es sei überhaupt vor allem ein Verdienstvon Ute Schreiner, dass die Neuen in Draschwitzkeine Kolonie für sich bildeten, meinte Kriegund vergaß darüber fast, dass er als nächstenRedner Landrat Harri Reiche ankündigen wollte.
Dieser kam an diesem Wochenende aus dem Südostendes Landes Sachsen-Anhalt überhaupt nichtheraus. Bei den Landesmeisterschaften im Dressur-und Springreiten in Könderitz war er Schirmherr,beim Generationentreff in Kleinhelmsdorf schauteer vorbei und natürlich wollte er einige Wortezur ersten sozial verträglichen Umsiedlungder Braunkohle wegen in Mitteldeutschlandsagen. Sei doch die Mibrag der wichtigstewirtschaftliche und soziale Partner in derRegion und ein stets fairer und kooperativernoch dazu.
Nach all den Freuden für Auge und Magen undden offiziellen Reden gab es dann noch etwasfürs Herz: lauter kleine Künstler aus derReudener Kindertagesstätte schoben sich insFestzelt und stahlen mit ihrem kleinen Programmextra für die Schwerzauer den GeiseltalerMusikanten die Show.