Würchwitz Würchwitz: Sind die Arbeiten an der Gaststätte umsonst?

Würchwitz - Am Donnerstag haben sie ganz oben im letzten Winkel des Dachstuhls noch ein paar Trümmer beseitigt. Morsches Holz entfernt, Raum geschaffen. Immerhin kommen am Montag die Dachdecker.
Das Dach der Gaststätte in Würchwitz wird derzeit saniert, Mitte der Woche war Richtfest. Mit Bratwurst, Bier und den üblichen Reden. Bald soll es fertig werden und in kupferrotem neuen Glanz erstrahlen. Etwa 50 000 Euro kostet alles, die knappe Hälfte davon sind Fördermittel. Der Dachstuhl war marode und undicht. Bald ist er wie neu.
Pächter hat gekündigt
Eigentlich alles eine schöne Sache. Doch es gibt einen bitteren Beigeschmack. Aller Voraussicht nach gibt es nämlich ab Juli keine Gasstätte mehr unter dem schmucken neuen Dach. „Der Pächter hat seinen Vertrag zum 30. Juni gekündigt“, sagt der Würchwitzer Ortsbürgermeister Klaus Rübestahl. Noch wirbt die Gaststätte im Fenster mit Veranstaltungen - am 18. April etwa gibt es einen brasilianischen Abend.
Was danach kommt, steht in den Sternen. Ein Schlag für Würchwitz, auch wenn Rübestahl noch Hoffnung hat. „Der Pächter hat noch eine Frist, die Kündigung zurückzuziehen. Vielleicht macht er es ja noch. Und für den schlimmsten Fall aller Fälle: Umsonst sei die Sanierung trotzdem nicht gewesen, erklärt Rübestahl. Immerhin sei das Haus so etwas wie der gesellschaftliche Mittelpunkt von Würchwitz. „Wenn sich irgendjemand trifft, dann hier“, sagt der 77-Jährige.
Das Gedächtnis von Würchwitz
Immerhin gebe es noch einige Nutzer. Der Kleefestverein, der Ortschaftsrat, der Sportverein „und die Seniorenweihnachtsfeier“, wie Rübestahl weiter aufzählt. Oben, in der ersten Etage hat außerdem noch die Heimatstrube mit alten Bilder, Akten und Fundstücken aus der Geschichte von Würchwitz ihr Domizil. Das Haus kurz vor dem Ortsausgang ist nicht nur Treffpunkt, sondern auch so etwas wie das Gedächtnis von Würchwitz. Bald kommt noch ein neues Exponat dazu.
Bei den Bauarbeiten sind sie nämlich kurz ins Schwärmen geraten, als sie die alten Dachziegel fanden. „Das sind Ziegel aus Reuden und die wurden damals auf das Dach gesetzt, als es hier noch gut lief“, sagt Rübestahl. 1960 war das, also etwa 100 Jahre, nachdem die Würchwitzer Gaststätte ihre großen Saal bekam.
Den Saal, der auch heute noch für manch große Feier genutzt wird, zum Beispiel für den Karneval einmal im Jahr. Und der Saal, der bald der einzige Ort in Würchwitz sein wird, bei dem sie sich treffen und womöglich gemeinsam ein Bier trinken.
