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Witz und Ironie erinnern an Wende

Von TORSTEN GERBANK 15.02.2009, 18:40

ZEITZ/MZ. - Mit ihrem Programm "Die Wende in 90 Minuten" haben die Klischee-Beamten Alfred Clausen (Frank Bremser) und Hans-Werner Baumann (Jens Lehrich) Freitagabend den Saal des Zeitzer Theaters im Capitol zum Beben gebracht. Um "Überstunden" kamen die sonst so auf Feierabend bedachten Behördendiener nicht umhin. Der Beifall des Publikums war einfach zu fordernd am Ende des etwa eineinhalbstündigen Programms.

Zudem war schon vor der Vorstellung verkündet worden, dass die Comedy-Beamten später im Foyer des Hauses eine Sondersprechstunde abhalten würden. Dabei wollten sie alles unterschreiben - nur keine Anträge. . .

Die Geschichte ist zweigeteilt. Sie beginnt vor Blümchentapete und Honecker-Porträt ein Jahr vor der Wende und endet kurz nach der Wiedervereinigung im November 1990 in Amtsstuben mit dem Bildnis von Kanzler Kohl. Zunächst ist Clausen Ost-Beamter im Volkspolizeikreisamt Brumkow. Er bearbeitet Ausreiseanträge für Bürger der BRD. Gegen Telefonklingeln hat er was - ein Kissen. Doch Hans-Werner Baumann stört die Beamtenruhe. Er will nach Verwandtenbesuch zurück in den Westen, nach Neddelhastedtfeld. Dazu braucht er Stempel. "Schnell" und "heute". Fremdworte für den Revierbeamten. Clausen schüttelt sich, die deutsch-deutsche Beziehung ist angespannt. Verbale Hiebe wandern hin und her. Der Westdeutsche meint, er sei in einem Land, in dem die Beschleunigung eines Pkw noch mit dem Kalender gemessen werde. Der Ostdeutsche kramt immer wieder Weisheiten seines Großvaters hervor und stellt in Anspielung auf Baumanns bevorstehende Hochzeit fest: "Die Ehe ist eine lange Mahlzeit, die mit dem Dessert beginnt." Clausens plötzliche Vaterfreuden und eine Flasche Schnaps lassen jedoch freundschaftliche Bande wachsen. Nach der Wende zieht es Alfred Clausen nach Neddelhastedtfeld, dort wird er Leiter des Bauamts und überrascht Hans-Werner Baumann, den Passamtsfuzzi.

"Es war super, typisch Baumann und Clausen", meinte Marlies Radau aus Thierbach. Die 50-Jährige sei nach Zeitz gekommen, um gute Unterhaltung zu erleben und mal wieder herzhaft zu lachen. "Die Erwartungen sind erfüllt worden", sagte sie. Dass sie dem Duo bei Gelegenheit mal wieder einen Besuch abstatten werde, stehe für sie schon jetzt fest. Auch Stephan Nossek (51) aus Zeitz war begeistert. "Ich habe die beiden schon bei einem anderen Programm erlebt, aber heute war's besser", ließ er wissen. "Meine Erwartungen wurden übertroffen."