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Wiedereröffnung des Bootshauses Wiedereröffnung des Bootshauses: Idealist lebt für das Wasserwandern

Von Waltraut Schulte 28.10.2003, 17:40

Weißenfels/MZ. - Vor kurzem feierte Weißenfels die Wiedereröffnung des Bootshauses an der Saale. Maßgeblich beteiligt an der Sanierung und Renovierung des Domizils des Rudervereins Kreisstadt war Walter Eisenschmidt mit seiner gesamten Familie.

Von Haus aus ist der heute 63-Jährige gelernter Autoelektriker und Kfz-Schlosser. Aber seine große Liebe galt von früher Kindheit an dem Wassersport und damit auch dem Bootsbau. Schon in der Jugend baute er zusammen mit Freunden seine ersten Boote unter schwierigen materiellen DDR-Bedingungen. Lachend erinnert er sich an eine zum Motor umgebaute Feuerwehrspritze.

Stolz ergänzt seine Ehefrau Elsbeth: "Mein Walter hat eben goldene Hände". Im Vertrauen auf sein größtes Kapital, nämlich seine geschickten Hände, erwarb er 1960 ein Grundstück und baute sein Haus, selbst Stein auf Stein setzend, mit all den Hindernissen, die Bauwilligen in der DDR in den Weg gelegt wurden. Aber es wurde geschafft, und 1965 vergrößerte der erste Sohn das Glück im eigenen Heim. Der große Coup aber gelang ihm 1967: Erfolgreicher Abschluss als Handwerksmeister in beiden Berufen und glücklicher Vater von Zwillingen.

Für sein Hobby blieb trotzdem Zeit. Inzwischen baute er mit hohem zeitlichen Aufwand Sportboote aus Polyester. Nach entsprechenden Probefahrten auf der Saale, oftmals sogar im Winter, ging es im Sommer mit Zelt, Boot und Familie an den Werbelinsee. Eine glückliche Zeit! Durch einen Bekannten wurde dort die Begeisterung für sein eigenes Kajütboot geweckt. Wieder zu Hause, hielt man Familienrat. Der Beschluss stand fest: Wir bauen ein Boot, mit dem wir reisen, in dem wir wohnen und schlafen können. Allen war klar, dafür muss man auf Einiges verzichten und fleißig durchhalten. Das Auto und das Boot wurden verkauft, die Frau ging in den Schichtdienst.

Drei Jahre wurde Material gesammelt - ein schwieriges Unterfangen in der DDR - und eine fachgerechte Zeichnung angefertigt. Das Grundstück verwandelte sich zum Erstaunen der Nachbarn und Spaziergänger regelrecht in eine kleine Werft, in der sich viele Freunde aus allen Branchen hilfreich tummelten und mit Rat und Tat zur Seite standen. Wenn man in dieser Zeit ein solches Objekt verwirklichen wollte, dann brauchte man Ideen und Erfindergeist. So wurde ein Schönebecker Dreizylinder-Motor aus einem Gabelstapler zum Bootsmotor umfunktioniert, Geräte aus einem alten Ikarus-Bus fanden sich im Armaturenbrett des Bootes wieder. Toilette und Waschbecken stammen aus einem ausgedienten D-Zug Wagen. An jedem kleinen Teil des Bootes hängt eine DDR-Geschichte.

1986 kam für Walter Eisenschmidt der Lohn der Arbeit: Erfolgreicher Stapellauf der stolzen "Virginia". Seinen Traum, zum 500-jährigen Jubiläum des Hamburger Hafens zu schippern, vereitelten ihm die DDR-Behörden. Er holte den Besuch 1990 nach, mit viel Freude und Dankbarkeit im Herzen. Auch Mallorca steuerte er inzwischen per Schiff an. Jeder Urlaub bringt für ihn und seine Frau neue Erlebnisse, die beide sich mit viel Arbeit und Fleiß verdient haben. Walter Eisenschmidt ist nach wie vor eng mit dem Motor- und Wassersport verbunden, arbeitet aktiv im Motorsportclub Weißenfels und im Ruderverein der Kreisstadt mit. Der Ruderverband Sachsen-Anhalt verlieh ihm deshalb auch die Ehrennadel in Silber.