Wasserschloss Bonau: Wasserschloss Bonau: Historisches Kleinod im Dornröschenschlaf

Bonau/MZ. - Stille umfängt das kleine, aber feine Wasserschloss Bonau. Nasskaltes Wetter und reichlich Blätterfall verstärken noch die trübe Stimmung rund um das historische Kleinod des Ortes. Denn seit Monaten tut sich hier wenig. Das derzeit als Pension genutzte Gebäude steht zum Verkauf, heißt es. Dabei hatte 1993 alles so gut angefangen. Die beiden Naumburger Unternehmer Detlef Worgitzki und Rainer Deike erwarben das durch einen Dachstuhlbrand 1990 stark beschädigte Gebäude.

Mit großem Aufwand und in Abstimmung mit Denkmalschutzbehörden ließen sie es fachgerecht sanieren und zum Hotel mit gehobener Ausstattung umgestalten. Als Glücksfall erwies sich der Pachtvertrag mit dem im Gaststätten- und Hotelgewerbe erfahrenen Siegfried Peter im Sommer 1995. Ihm gelang es, durch gezielte Werbung und Verbindungen zu Tourismusverbänden der Region den Bekanntheitsgrad des Hauses innerhalb von nur wenigen Monaten zu vergrößern.

Geschäftsreisende nutzten das Wasserschloss für Übernachtungen. Banken und Firmen wählten es als Ort für ihre Tagungen aus. Peters organisierte für seine Gäste sogar kleine Touristikprogramme mit Ausflügen nach Weimar, Freyburg oder Naumburg. Selbst die zum Programm des Weißenfelser Schlossfestes gehörende Oldtimer-Rallye machte Station im abseits gelegenen Wasserschloss.

Zum kulturellen Treffpunkt entwickelte sich das historische Gebäude ebenfalls. Im schmucken Barocksaal mit Kamin gab es Kammerkonzerte mit anschließenden Weinabenden, Autoren-Lesungen und Wildbret-Essen. Der Schelkauer Heimatverein, der Reinhard-Keiser-Förderverein Teuchern und auch der Heimatverein Teuchern nutzten das Haus für vielerlei Veranstaltungen. Besonders beliebt waren die von der Teucherner Standesbeamtin Gotlind Öttner im Barocksaal vollzogenen Trauungen. "Über die Hälfte aller Brautpaare bevorzugten in den zurückliegenden Jahren das besondere Ambiente." Doch am Freitag werde wohl vorerst zum letzten Mal in Bonau eine Trauung stattfinden, es sei alles zu unsicher, bedauerte die Standesbeamtin.

Zu unsicher schien die Zukunft des Wasserschlosses wohl auch den Organisatoren der diesjährigen Landesliteraturtage. Noch im Vorjahr hatten die beiden Zeitzer Autoren Henriette Rossner und Roland Rittig ihr Publikum in Bonau begeistert. Dieses Mal schlägt hier kein Schriftsteller auch nur eine Buchseite auf.

Über die Gründe für den auch im Internet seit März 2003 offerierten Verkauf des Wasserschlosses hielt sich Inhaberin Petra Deike recht bedeckt. Man habe nach dem Weggang von Siegfried Peter leider vergeblich nach einem geeigneten neuen Pächter gesucht, äußerte sie sich am Telefon und verwies dann auf ihren Mann Rainer Deike. Der erklärte der MZ ohne Umschweife, dass das Wasserschloss aus wirtschaftlichen Gründen mittlerweile an eine seriöse Gesellschaft verkauft worden sei und von seiner Frau Petra als Pension weiter geführt werde. Auch für Trauungen werde man das Haus zukünftig natürlich zur Verfügung stellen. Deike beklagte aber mangelnde Unterstützung durch den Landkreis Weißenfels in Sachen Öffentlichkeit. "Die haben sich bisher nie für das Haus interessiert und keine ihrer Ausschusssitzungen hier stattfinden lassen", kritisierte er.

Der Schelkauer Bürgermeister Klaus Gärtig interessiert sich auf jeden Fall für das Wasserschloss. Er hoffe, dass auch weiter eine öffentliche Nutzung des Hauses möglich ist. Schließlich sei das Wasserschloss Bonau eng mit dem Andenken an den Fabel- und Kirchenlied-Dichter Christian Fürchtegott Gellert verbunden.